Anlagestrategie

Sechs Tricks für den ultimativen Börsenerfolg

14.03.10 06:00 Uhr

Wackelige Börsen und zwei Crashs innerhalb einer Dekade. Viele schreiben deshalb «Buy and Hold» als Anlagestrategie ab – zu Unrecht: Finanzen.net zeigt, wie sie funktioniert.

von Urs Aeberli

Endlich, mochte so mancher Anleger sagen, endlich haben vergangenen Monat die Aktien von Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway Aufnahme in den amerikanischen S&P-500-Aktienindex gefunden. Das ist eine späte Ehre für die US-Investmentlegende Buffett: Dank der geschickten Strategie des Kaufens und Liegenlassens von Aktien hat er nämlich in der zurückliegenden Dekade mit Berkshire Hathaway durchschnittlich rund sechs Prozent Kursgewinn pro Jahr erzielt.

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Für viele andere Aktionäre hingegen, die wie Buffett das Konzept von «Buy and Hold» selbst umzusetzen versuchten, war die zurückliegende Dekade von 2000 bis 2009 nicht nur rein nummerisch eine Periode der Nullerjahre. Auch in Sachen Börsenperformance hatten viele Anleger eine Null im Depot – oder schnitten sogar noch schlechter ab. Zwei derart heftige Crashs innerhalb eines Jahrzehnts, wie wir sie 2000 bis 2003 und 2008/2009 erlebt haben, sind einmalig in der Börsengeschichte. Selbst ein Profi wie der Chef des deutschen Fondshauses DWS, Klaus Kaldemorgen, meint gegenüber Stocks: «Ich glaube, ‹Buy and Hold› gehört der Vergangenheit an. Dafür haben wir einfach zu viele Umwälzungen, die sich in rascher Zeitabfolge ereignen.»

Doch längere Perioden mit grossen politischen und ökonomischen Umwälzungen und mit einer entsprechend schlechten Börsenrendite sind keine Seltenheit. Auch die Dekade der Dreissigerjahre schloss mit einer negativen Gesamtperformance ab, und jene der Siebzigerjahre war nur knapp positiv. «Anleger müssten deswegen wohl einen Horizont von 25 Jahren unterstellen, um mit Aktien einigermassen sicher Geld verdienen zu können», meint Ariane Dehn, Leiterin Sales Switzerland von der Fondsgesellschaft Henderson Global Investors. Ein Vierteljahrhundert sprengt jedoch den Anlagehorizont eines Privatanlegers. Im Folgenden stellt Stocks daher sechs Tricks vor, mit denen «Buy and Hold» auch bei einem deutlich kürzeren Anlagehorizont funktioniert:

1. Durchschnittskostenmethode: Diese Methode eignet sich hervorragend für den Vermögensaufbau mittels Anlagefonds. Ihre Funktionsweise ist denkbar einfach: Anleger sollten periodisch, beispielsweise monatlich oder quartalsweise, immer eine konstante Summe in Fonds investieren. In Baissen reicht dieser Betrag für den Kauf von mehr Fondsanteilen, in Haussen für weniger. Dadurch ergibt sich automatisch ein Ausgleich der Kursschwankungen: Es sind nämlich mehr Zukäufe zu tiefen Preisen möglich und weniger zu teuren Preisen. Die meisten Banken bieten Fondssparpläne an, bei denen sich diese Durchschnittskostenmethode anwenden lässt.

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2. Rebalancing: Ein disziplinierter Prozess zum Vermögensaufbau, wie ihn die geschilderte Durchschnittskostenmethode darstellt, reicht jedoch nicht aus, wenn schwere Kursverluste vermieden werden sollen. Alljährlich sollten zudem die Privatinvestoren die Gewichtung der Anlageklassen innerhalb ihrer Vermögensaufteilung überprüfen. Ist beispielsweise Ende Jahr die Aktienquote durch generell gestiegene Börsen von ursprünglich festgelegten 30 auf 35 Prozent angewachsen, sollten im Umfang von fünf Prozentpunkten jene Aktien aus dem Depot verkauft werden, die die schlechtesten Gewinnaussichten bieten. Dadurch resultiert ein antizyklisches Verhalten wie bei der Durchschnittskostenmethode. Das heisst: Aktien werden in Haussen verkauft; umgekehrt wird nach Baissen zu tiefen Kursen die Aktienquote wieder aufgestockt.

3. Core/Satellite: Aber auch das beschriebene alljährliche Rebalancing der Aktienquote reicht nicht aus, wenn die Aktienengagements als Ganzes schlecht strukturiert sind. Viele Privatanleger fügen nämlich ihrem Depot über die Jahre hinweg einfach immer wieder neue, vermeintlich attraktive Titel hinzu, ohne sich darum zu kümmern, wie diese in den Gesamtkontext der bestehenden Aktienengagements passen. Je nach persönlicher Neigung kann so beispielsweise das Depot eines Anlegers, der in der Computerbranche arbeitet und der sich auch bei Investmententscheiden von seinen Berufserfahrungen leiten lässt, plötzlich eine gefährliche Schlagseite hin zum IT-Sektor bekommen und regionale Klumpenrisiken bei amerikanischen Aktien bergen.

Das sogenannte Core/Satellite-Modell bringt hier Anlagedisziplin ins Depot. Es sieht vor, dass der Kern der Aktieninvestments, also beispielsweise 70 bis 80 Prozent, aus langfristigen Investments in grosskapitalisierten Firmen besteht, die allein schon aufgrund ihrer Grösse eine erhöhte Stabilität sicherstellen.

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Diese Positionen decken Anleger idealerweise kostengünstig über kotierte Indexfonds ab, also über sogenannte Exchange Traded Funds, kurz ETF. Dafür eignen sich Produkte auf Börsenindizes wie den SMI für die Schweiz, den EuroStoxx 50 für Europa, den S & P 500 für die USA oder den Dow Jones Emerging Markets Titans für Schwellenländer. Die verbleibenden 20 bis 30 Prozent des Core/Satellite-Depots bestehen aus «Satelliten»:

In diesem eng begrenzten Rahmen kann der Investor seine persönlichen Anlageideen verwirklichen und der erwähnte Computerspezialist kann beispielsweise seine «heissen» IT-Aktien spielen. Oder man wählt stattdessen im Rahmen der Satelliten gezielt Anlagen, um die negativen Kursschwankungen bei den Kernanlagen zu kompensieren. Das kann beispielsweise über Publikumsfonds geschehen, die dank Trading-Strategien an Futures-Börsen gerade in volatilen Märkten vergleichsweise gut abschneiden, etwa CTA Concept oder Lomax . Diese beiden Managed-Futures-Fonds sind zwar auf der Karibikinsel St. Vincent domiziliert, werden aber von Alternative Partners in Burgdorf BE geleitet.

4. Buy-Write und Long/Short: Gewissermassen Core/Satellite-Ansätze für Fortgeschrittene stellen Aktiendepots dar, bei denen nicht nur die Satelliten, sondern auch spezielle Kernanlagen die Kursschwankungen dämpfen:

So gibt es ETF, die nicht bloss Aktien kaufen und halten, sondern auf diese Positionen gleichzeitig noch Call-Optionen verkaufen (schreiben). Mit dieser sogenannten Buy-Write-Strategie kassiert der ETF-Anleger Optionsprämien; diese Einnahmen federn die Kursverluste bei fallenden Märkten ab. Bei sich seitwärts bewegenden und leicht steigenden Börsen erhöht die vereinnahmte Optionsprämie die Rendite. Solche ETF gibt es auf einige Indizes, etwa auf den EuroStoxx 50. So hat das an der Schweizer Börse kotierte Produkt des ETF-Anbieters Lyxor seit seiner Lancierung 2007 deutlich besser abgeschnitten als die europäische Gesamtbörse. Derartige Buy-Write-ETF eignen sich somit für risikoscheue Investoren langfristige Kernanlagen in einem Core/Satellite-Depot.

Während ein Buy-Write-ETF einen rein mechanistischen Ansatz über seine gesamten ETF-Anlagen hinweg verfolgt, setzt das Management sogenannter Long/Short-Fonds gezielt auf einzelne Titel. Es versucht, nur bei «schlechten» Aktien mit Leerverkäufen auf sinkende Kurse zu wetten und gleichzeitig auf steigende Kurse bei «aussichtsreichen» Aktien zu spekulieren. Von solchen Long/Short-Fonds rät Stocks aber ab; es gibt nämlich kaum Anlagevehikel, die diese anspruchsvolle Strategie langfristig überzeugend umzusetzen vermögen.

5. Dividendenstrategien: Weit einfacher und viel effektiver als die Long/Short-Strategie sind Dividendenstrategien. Aktien nämlich, die über Jahre hinweg nachhaltig hohe Dividenden ausschütten, entwickeln sich während schwieriger Börsenphasen in der Regel besser als der Gesamtmarkt, da sie typischerweise solide Geschäftsmodelle und Bilanzen sowie entsprechend stabile Cashflows aufweisen. Dabei handelt es sich oft um Telekomkonzerne, Versorger und Immobilienfirmen. Solche dividendenstarken Aktien sind daher ideal als «Buy-and-Hold»-Anlage. Hierbei lohnt es sich für einmal, nicht auf ETF zu setzen. Ihr mechanistischer Ansatz spült nämlich viele Finanztitel und andere Aktien ins Depot, deren Dividendenrendite, ausgedrückt als Ausschüttung in Prozent des Aktienkurses, nicht nachhaltig hoch ist, sondern lediglich durch massive Kursverluste optisch verzerrt ist. Als solide «Buy-and-Hold»-Anlage erweist sich stattdessen der aktiv gemanagte deutsche Anlagefonds DWS Top Dividende.

Nicht zu vergessen ist zudem, dass gerade die Dividende in schwachen Marktphasen einen wichtigen Bestandteil der Gesamtperformance darstellt. So verlor der Schweizer Aktienindex SMI von Anfang 2000 bis Ende 2009 ohne Berücksichtigung der Dividenden 13,5 Prozent. Wären Ausschüttungen konsequent in die Aktien reinvestiert worden, hätte sich ein Plus von immerhin 5,4 Prozent ergeben. Marco Curti, Chief Investment Officer bei der Zürcher Kantonalbank, empfiehlt daher im Zweifelsfall Anlagefonds und ETF, bei welchen Dividenden reinvestiert (thesauriert) und nicht ausgeschüttet werden.

6. Aktien mit langfristig überdurchschnittlichem Potenzial: Zu solchen empfehlenswerten «Buy-and-Hold»-Titeln zählen nicht nur die beschriebenen dividendenstarken Aktien oder die eingangs erwähnte Berkshire Hathaway. Eine Auswahl weiterer Anlagen finden Sie auf den folgenden Seiten: u Diese Titel haben eine solide Bilanz mit über 35 Prozent Eigenkapital und kurzfristigen Verbindlichkeiten, die weitestgehend durch das Umlaufvermögen gedeckt sind. Gewinne und Dividende wuchsen in den vergangenen fünf Jahren möglichst über zehn Prozent. Die Bewertung in Relation zu den Wachstumsaussichten ist moderat: Das Kurs/Gewinn-Verhältnis beträgt weniger als das 2,5-fache des künftigen Gewinnwachstums.

Hier sehen Sie eine Tabelle mit aussichtsreichen Aktien.

Quelle: Stocks Schweiz vom 5. März 2010