Zusätzliche Stimulierungsmaßnahmen mag die Europäische Zentralbank (EZB) zwar im Köcher haben.
Doch bevor sie auch nur daran denkt, diese herauszuholen, wird sie abwarten, wie die bisherigen Schritte wirken. Das Zinssignal für die Sitzung des EZB-Rats an diesem Donnerstag ist klar: Keine Änderung der Leitzinsen, die seit Juni auf 0,15 Prozent für den Hauptrefinanzierungssatz liegen, und unverändert negative Zinsen von 0,10 Prozent beim Satz für Einlagen der Banken.
Die zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) sind die nächsten Pfeile, die die EZB im September und Dezember aus dem Köcher ziehen wird. Mit ihnen will die Zentralbank die Kreditvergabe ankurbeln. Doch gerade hier ist unter Volkswirten Skepsis über die Erfolgsaussichten aufgekommen. Sagen die Banken zu wenig Kredite wegen mangelnder Liquidität zu, oder gibt es andere Gründe dafür wie die fehlende Bonität der Schuldner oder auch die Sorge, damit die eigene Bilanz angesichts der anstehenden Bankentests zu belasten? Auch die Furcht vor tolerierter Fehlnutzung besteht, wenngleich EZB-Präsident
Mario Draghi Vorkehrungen gegen Missbrauch zugesichert hat. Wenn diese spezifischen Langfristtender nicht fruchten, wird für die EZB Handlungsdruck entstehen, allerdings wohl erst nach der zweiten Zuteilungsrunde im Dezember. Mit einem anderen Aspekt als möglichem Steigbügelhalter für neue unkonventionelle Maßnahmen wird Draghi auf der Pressekonferenz sicher konfrontiert werden: Der weiter gesunkenen Jahresteuerung in der Eurozone im Juli. Die Option Quantitative Easing hat er zuletzt bewusst offen gelassen, falls die
Inflation zu lange zu niedrig bleibt. Angesichts der rückläufigen Tendenz bei der Inflation und einer Jahresrate von gerade einmal 0,4 Prozent wird sich Draghi genauer äußern müssen, was aus seiner Sicht "zu lange" sein wird.
Dass es schnell gehen wird, ist nicht zu erwarten. Zwar hat sich bei den vorgelagerten Erzeugerpreisen eine gewisse Beruhigung ergeben, die mittelfristig auf die
Verbraucherpreise durchschlagen könnte. Doch die Monatsrate von plus 0,1 Prozent und die Jahresrate von minus 0,8 Prozent auf Erzeugerebene sprechen nicht für einen baldigen Schub. Angekündigt hat Draghi auch die Ausarbeitung eines Ankaufprogramms für Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities - ABS). Anfang Juli hat der EZB-Präsident dazu noch keine Details geliefert. Das sollte er jetzt nachholen, wie mehrere Volkswirte erwarten. FRANKFURT Dow Jones Newswires