Hochprofitabler Hamburger

Capital Stage: Kapitale Entwicklung

02.09.15 17:00 Uhr

Capital Stage: Kapitale Entwicklung | finanzen.net

Capital Stage, der Hamburger Betreiber von Solar- und Windparks, baut sein Geschäft seit Jahren aus. Neuerliche Zukäufe könnten der Aktie einen weiteren Energieschub geben.

von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Südlich von Rom ist für Felix Goedhart Schluss. Investitionen in Apulien oder Sizilien kommen für den Vorstandsvorsitzenden von Capital Stage nicht infrage. Die Gefahr, in diesen Regionen von der örtlichen Mafia "abgekocht" zu werden, sei einfach zu groß, so der Chef von Deutschlands größtem unabhängigem Solar- und Windparkbetreiber.

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Goedhart kann die Einschränkung verkraften. Dank einer europaweiten Expansion bringt es Capital Stage aktuell auf 73 Solar- und sechs Windparks in Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien. 2014 stieg der Umsatz um fast 39 Prozent auf knapp 78 Millionen Euro, während das bereinigte operative Ergebnis 67 Millionen erreichte. Die operative Marge liegt damit bei schwindelerregenden 85 Prozent.

Das Wachstum und die hohe Profitabilität erreichen die Hamburger, weil sie kontinuierlich neue Ökostromanlagen kaufen und die Parks zu drei Viertel über Kredite finanzieren. Weil Sonne und Wind den Strom kostenlos erzeugen und Capital Stage mit 70 Mitarbeitern sehr schlank aufgestellt ist, bleibt vor Abschreibungen und Finanzierungskosten der zugekauften Parks einiges als operatives Ergebnis hängen. Die Kehrseite sind Nettoschulden, die 2014 mit 521 Millionen Euro mehr als sechsmal so hoch waren wie das operative Ergebnis.

Doch während bei einem Industriekonzern bei solchen Kennzahlen jeder Investor Reißaus nehmen würde, sind an Capital Stage namhafte Investoren beteiligt. Die Gründerfamilien des Hamburger Immobilienunternehmens, Büll und Liedtke, halten 38 Prozent der Aktien, etwas über sieben Prozent gehören der Familie Wacker des gleichnamigen Chemiekonzerns. Daneben zählen der Vermögensverwalter DJE und die Fondsgesellschaft Ethenea zu den größeren Investoren. Dass Anleger und Unternehmer den Hanseaten bereitwillig ihr Geld geben, liegt am vergleichsweise sicheren Geschäftsmodell. Denn was mit den Ökostromparks im Schnitt verdient werden kann, steht durch staatlich garantierte Einspeisevergütungen auf bis zu 20 Jahre fest. Für die Anlagen von Capital Stage sind die Strompreise im Schnitt noch knapp über 16 Jahre gesichert.

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Damit das Geschäftsmodell der Hanseaten funktioniert, sind zwei Dinge entscheidend: Zugang zu günstigen Krediten sowie genügend zum Verkauf stehende Solar- und Windparks. Letzteres scheint gesichert, will die Europäische Union bis 2020 ein Fünftel ihres Stroms aus erneuerbaren Energie beziehen. Bisher liegt die Quote bei 15 Prozent. Und auch um die Finanzierung muss sich Capital Stage offenbar nicht sorgen. So gab etwa die Gothaer Versicherung der Firma Ende 2014 einen Kredit von 150 Millionen Euro zu vier Prozent Zinsen. Analysten erwarten, dass ähnliche Partnerschaften folgen.

Mit den Mitteln der Versicherung kauften die Hamburger seit Jahresanfang Parks mit einer Leistung von knapp 180 Megawatt (MW). Aktuell verhandelt Goedhart über den Kauf von Parks mit einer Leistung von mehr als 200 MW. Der Manager ist zuversichtlich, bis Jahresende Anlagen mit mindestens 100 MW zukaufen zu können. Dann würde Capital Stage bis zu 600 MW Ökostrom pro Jahr produzieren.

Gelingen die Deals, zeigt das Wachstum von Capital Stage weiter kräftig nach Norden.

Bildquellen: luchschen / Shutterstock.com, Digital Vision/Thinkstock