Softing-Chef Trier: "US-Tochter deutlich über den Erwartungen"

Dr. Wolfgang Trier, Softing-Vorstandschef, über Konjunkturängste in Europa, überproportionale Wachstumschancen in den USA und das mittelfristige Umsatzziel von 100 Millionen Euro.
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Mit einem Umsatzsprung von über 50 Prozent auf 19,6 Mio. Euro hat Softing im dritten Quartal positiv überrascht. Den operativen Gewinn konnten die Bayern auf 2,5 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Insbesondere der höhere Software-Anteil schlug sich in einer auf über 12 Prozent gestiegenen EBIT-Marge nieder. Dabei spielt Softing vor allem die starke Nachfrage der amerikanischen Fertigungsindustrie in die Karten.
Herr Dr. Trier, Softing blickt auf ein erfolgreiches drittes Quartal zurück. Bei einem Umsatzplus von 50 Prozent hat sich das EBIT gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppelt. Was waren die Ergebnistreiber in Q3?
Dr. Wolfgang Trier: Wir hatten wie erwartet starke Lieferabrufe und einen höheren Anteil von Softwareverkäufen, was sich sofort in der Marge bemerkbar macht. Dazu kam, dass die Kosten aus den Unternehmenskäufen, die uns im ersten Halbjahr noch deutlich belastet hatten, nahezu komplett weggefallen sind. Damit nähern wir uns wieder unserer Zielmarge.
Welchen Anteil hatten die Zukäufe allgemein und die amerikanische Online Development Inc. (OLDI) im Speziellen an dieser positiven Entwicklung? Trägt Ihre Buy-and-Build-Strategie nun schneller als erwartet Früchte?
Wir hatten ein organisches Wachstum von knapp 5 Prozent, was angesichts eines in Europa überwiegend stagnierenden Marktes vergleichsweise gut ist. Große Beiträge haben aber zweifellos die neuen Töchter erbracht. Hier lag besonders OLDI deutlich über den Erwartungen, was auf eine starke Nachfrage der amerikanischen Fertigungsindustrie zurückgeht. Unsere Strategie trägt erkennbar Früchte, wobei die Geschwindigkeit der positiven Entwicklung tatsächlich über unseren Erwartungen liegt. Interessanter als das ausgezeichnete Quartal unserer neuen Kollegen ist aber die Tatsache, dass wir anhaltend überproportionale Wachstumschancen in den USA sehen.
Haben beide Segmente Industrielle Automatisierung und Automotive Electronics im dritten Quartal gleich gut performt? In welchen Bereichen sehen Sie derzeit noch Optimierungspotenzial?
Das Segment Automotive Electronics hat auch im dritten Quartal wieder sehr gut zu unseren Zahlen beigetragen. Tatsächlich wächst durch die Akquisitionen das Industriesegment so deutlich, dass unser Industriesegment in Zukunft die Führung im Konzern bezüglich Umsatz und Ergebnis kaum je wieder abgeben dürfte. Trotzdem liegt dort weiter das größte Optimierungspotenzial, da hier die gesamten Synergien der letzten Unternehmenskäufe konzentriert sind.
Nach einem EBIT von 2,5 Mio. Euro in Q3 rechnen Sie für Q4 mit einem operativen Ergebnis in einer Bandbreite von 1-2 Mio. Euro. Warum sind Sie so skeptisch für das traditionell starke Schlussquartal?
So einfach ist die Einteilung in starke und schwache Quartale bei Softing nicht mehr. Während in Europa das vierte Quartal meist stärker ausfällt, ist im amerikanischen Markt das dritte Kalenderquartal häufig das stärkste. Mit dem zunehmend hohen Umsatzanteil in den USA verschwimmen so die saisonalen Effekte. Tatsächlich sind wir gar nicht skeptisch in Bezug auf die letzten drei Monate dieses Jahres im Gesamtkonzern. Wir haben eben nur einmal eine Bandbreite aufgezeigt. Wir werden uns selbstverständlich anstrengen, am Ende eher am oberen Rand zu landen.
Aktuell machen sich wieder Konjunkturängste breit. Spüren Sie bereits erste Anzeichen einer Eintrübung im operativen Bereich?
Für Europa sehe ich dies sehr deutlich, für Deutschland erwarte ich dies noch und für die USA sehe ich dies gar nicht. Die konjunkturellen Aussichten werden gerade in Deutschland noch viel kritischer werden. Wir leben heute von der Politik der letzten Regierungen, die uns gerade in Deutschland wieder auf die Beine gebracht haben. Was die rot-schwarze Bundesregierung in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht hat, würgt samt und sonders die Leistungskraft unserer Wirtschaft ab. Dazu kommt in Bereichen wie dem Arbeitsrecht eine Verweigerung, gröbste Missbräuche wie die laufenden Geiselnamen von uns allen durch Spartengewerkschaften über entsprechende Gesetze abzustellen. Da Softing keinen Einfluss auf Politik hat, bin ich sehr froh, unsere Investitionen konsequent auf die USA und den asiatischen Raum konzentriert zu haben. Je mehr die Politik in Deutschland den eingeschlagenen Weg weiter geht, desto entschlossener werden wir unsere Wertschöpfung aus Deutschland in wirtschaftsfreundliche Länder verlagern. Ich befürchte mit dieser Strategie nicht allein dazustehen.
Warburg Research traut Softing für 2015 einen Umsatz von 85 Mio. Euro und einen EBIT-Sprung auf 8,7 Mio. Euro zu. Aus Ihrer Sicht eine realistische Prognose oder eher ein Best-Case-Szenario?
Softing gibt traditionell erst im ersten Quartal eines Geschäftsjahres eine Guidance ab, was bisher zu recht treffsicheren Prognosen führte. Davon wollen wir nicht abweichen. Allerdings gehört nicht viel Fantasie dazu sich vorzustellen, dass ein Umsatz über 80 Mio. Euro das Ziel sein muss.
Trotz der positiven Entwicklung im dritten Quartal ist die Softing-Aktie nach einem Jahreshoch bei 18,75 Euro bis etwa 12 Euro regelrecht "abgestürzt" und hat damit mehr als ein Drittel ihres Wertes eingebüßt. Worauf führen Sie diese ausgeprägte Korrektur - abgesehen vom schwachen Gesamtmarkt - noch zurück? Haben einige Investoren "Kasse gemacht"?
Ich stehe mit den größeren Investoren in regelmäßigem Kontakt und weiß von keinem, der seine Position bei Softing signifikant abgebaut hätte. Ich vermute hier eher eine generelle Börsenpanik bei einzelnen gepaart mit einer Zurückhaltung bei Großinvestoren, diese Kurse in großem Stil zum Nachkaufen zu nutzen. Ich schätze allerdings die gesamte Börsenlage als sehr volatil ein. Wir können hierauf nur mit Transparenz und guter Kommunikation zur Lage der Softing AG reagieren, wie etwa dem vorgezogenen Melden vorläufiger Quartalsergebnisse. Alles andere ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir gehen unbeirrt unserem Geschäft nach, unabhängig davon, ob Kurse steigen oder fallen.
Warum sollten Anleger gerade jetzt bei Softing zugreifen?
Ich würde das differenziert sehen. Wenn jemand auf kurzfristige Performance angewiesen ist, würde ich mit einem Einstieg derzeit vorsichtig sein. Dies hat nur mit der zurzeit sehr hohen Volatilität der Märkte zu tun, denen ich kurzfristig misstrauisch gegenüberstehe. Wer mittel- und langfristig denkt, muss bei diesen Kursen geradezu kaufen. Die strategische Aufstellung der Softing war noch nie besser als heute und der Weg auf die 100 Mio. Euro Umsatz ist klar gezeichnet. Da muss man bei Kursen unter etwa 20 Euro gar nicht weiter nachdenken.
Herr Dr. Trier, vielen Dank für das Interview.
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