Fraport-Chef: Wir stoßen in neue Dimensionen vor
Fraport-Chef Stefan Schulte über den Ausbau des Frankfurter Flughafens, den Charme Griechenlands und neue Ziele.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, €uro am Sonntag
Von seinem Büro hoch oben im neunten Stock blickt Fraport-Chef Stefan Schulte über die Rollfelder des Frankfurter Flughafens. Am Horizont türmen sich Erdhügel auf. Deutschlands größtes Luftfahrtdrehkreuz ist eine Baustelle. Die Kapazitäten sind seit Jahren ausgeschöpft. Jetzt geht es voran: Ende Oktober wird die vierte Landebahn in Betrieb genommen, 2012 ein neuer Flugsteig mit Kapazität für zusätzlich sechs Millionen Passagiere jährlich, ab dem Jahr 2016 der Terminal 3 mit Raum für noch mal 25 Millionen. „Endlich werden wir auch in Frankfurt wieder deutlich wachsen“, sagt Schulte im Gespräch mit €uro am Sonntag.
Fraport hält gleichzeitig Ausschau nach neuen Flughäfen im Ausland. Beteiligungen in Wachstumsmärkten wie der Türkei, Peru oder auch China sind zu wichtigen Umsatzquellen geworden.
€uro am Sonntag: Herr Schulte, Griechenland muss Staatsbesitz verkaufen. Fraport hat Interesse am Flughafen Athen angemeldet. Ist das wirklich Ihr Ernst?
Stefan Schulte: Wir betreiben heute zusätzlich zu Frankfurt weltweit zwölf weitere Flughäfen. Wir sind damit einer der größten Flughafenbetreiber weltweit, deshalb ist vollkommen klar, dass wir uns das anschauen, wenn die griechische Regierung ihren Anteil am Flughafen Athen auf den Markt bringen will.
Die griechische Wirtschaft ist im freien Fall. Die Passagierzahlen in Athen sind zweistellig gesunken. Wollen Sie wirklich in ein fallendes Messer greifen?
Griechenland hat unzweifelhaft Probleme, auch im Verkehrsbereich. Aber das heißt ja nicht, dass es mit der Wirtschaft dort dauerhaft bergab geht. Griechenland wird auch wieder bessere Zeiten sehen. Vom Einzugsgebiet her, von der Attraktivität Athens ist der Flughafen definitiv interessant.
Es gibt noch andere Eurostaaten mit Finanzproblemen. Sehen Sie dort ebenfalls Ziele?
Für etwaige finanzielle Probleme von Staaten bin ich der falsche Ansprechpartner. Jedenfalls hat die spanische Regierung angekündigt, dass sie Flughäfen privatisieren will. Wenn Madrid oder Barcelona auf den Markt kommen, wäre das für uns natürlich ein Thema.
In den Schwellenländern sehen Experten wirtschaftlich mehr Potenzial. Sie schauen sich bereits in Brasilien um.
Die Infrastruktur in Brasilien muss deutlich verbessert werden, nicht nur wegen der Fußballweltmeisterschaft und der Olympischen Spiele. Die Wirtschaft dort ist so stark gewachsen, dass auch die Flughäfen deutlich ausgebaut werden müssen. Für diese Aufgabe wären wir prädestiniert: Wir haben gezeigt, dass wir das schneller und besser können als Wettbewerber.
Dieses und nächstes Jahr kommen viele Flughäfen auf den Markt. Weil finanzschwache Staaten verkaufen müssen und Unternehmen wie Hochtief ihr Portfolio bereinigen. Wie viele Flughäfen wollen und können Sie in Ihrem Portfolio haben?
Wir wollen unser internationales Geschäft mit Augenmaß verstärken. Wenn wir etwa in den nächsten zwei Jahren ein, zwei Projekte gewinnen, wäre ich zufrieden. Die können wir mit unserer Bilanzstruktur auf jeden Fall finanzieren.
Ende Oktober wollen Sie in Frankfurt die vierte Landebahn in Betrieb nehmen. Kann noch etwas dazwischenkommen?
Wir werden definitiv am 21. Oktober den ersten Flug auf der neuen Landebahn sehen. Damit werden wir endlich auch in Frankfurt wieder deutlich wachsen.
Wie sieht Ihre Kalkulation dazu aus, und wie groß wird der Effekt sein?
Mit der neuen Landebahn wird die Kapazität von derzeit 82 Flugbewegungen pro Stunde auf zunächst 90 und später auf rund 100 bis zum Jahr 2015 steigen. Bei einem zu erwartenden Passagierwachstum von vier bis sieben Prozent jährlich dürfte die Zahl der Passagiere von 53 Millionen im vergangenen Jahr auf etwa 65 Millionen zulegen. Wir stoßen also in neue Dimensionen vor.
Frankfurt baut aus, in Berlin entsteht ein Großflughafen, München plant eine Erweiterung. Bekommen denn Deutschlands Flughäfen wirklich genug Passagiere zusammen?
Die Nachfrage der Fluggesellschaften am Frankfurter Flughafen liegt seit Jahren über den
vorhandenen Kapazitäten, in Spitzenzeiten um bis zu 15 Prozent. In Berlin werden zwei Flughäfen geschlossen. In München werden vor 2014 oder 2015 keine zusätzlichen Kapazitäten zur Verfügung stehen. Bei einem zu erwartenden Marktwachstum von vier Prozent jährlich gibt es eindeutig Nachholpotenzial.
Der Geschäftsmann, der von Berlin nach Amerika oder Asien fliegt, kann sich künftig den Umweg über Frankfurt sparen. Kannibalisieren sich die deutschen Großflughäfen?
Wettbewerb ist legitim. Wir haben in Frankfurt so klare Alleinstellungsmerkmale, dass uns das keine Sorgen bereitet. Wir haben nicht nur das wirtschaftlich starke Rhein-Main-Gebiet, durch die Anbindung an den Intercity-Express der Bahn reicht unser Einzugsbereich bis nach Nordrhein-Westfalen und in den Stuttgarter Raum. Hinzu kommt, dass wir in Frankfurt eindeutig Nummer 1 in der Fracht sind, sogar europaweit.
Bemerkenswert ist, dass Sie im Kerngeschäft Aviation, also dem Flugbetrieb, nicht mal ihre Kapitalkosten verdienen. Wo liegt das Problem?
Der Wettbewerbsdruck ist so stark, dass wir das zweite Geschäftsfeld, den Einzelhandel, brauchen. Beide Bereiche hängen allerdings eng miteinander zusammen. Priorität haben eindeutig die Servicequalität und die Passagierprozesse unseres Flughafens. Mit dem Verkehrswachstum werden die Aviation-Erträge wieder steigen, da bewegen wir uns in die richtige Richtung. Außerdem haben die Kosten für den Ausbau vorab belastet. Diese werden dann mit der Inbetriebnahme der neuen Landebahn sukzessive wieder erwirtschaftet.
Trotzdem muss es ihr Ziel sein, auch im Geschäftsbereich Aviation rentabel zu sein. Bis wann werden Sie das schaffen?
Im Vordergrund steht jetzt erst einmal, das deutliche Wachstum der nächsten Jahre auch operativ reibungslos zu stemmen – und das mit einer hohen Qualität und Kundenzufriedenheit. Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir bis zum Jahr 2015 auch in diesem Geschäftsbereich wieder deutlich bessere Zahlen ausweisen werden.
Wichtigste Einnahmequelle für Fraport ist nicht das Flug- und Frachtgeschäft, sondern der Einzelhandel in den Abfertigungshallen. Mit etwas mehr als drei Euro pro Passagier im vergangenen Jahr ist der Umsatz in Frankfurt dort niedriger als an kleineren Flughäfen wie Kopenhagen oder Amsterdam. Wie kann das sein?
Die Zahlen sind schwer zu vergleichen, weil sie unterschiedlich berechnet werden. Wir nehmen als Grundlage die Konzessionseinnahmen pro Passagier. Anders als beim Umsatz müssen sie von diesem Wert kaum operative Kosten abziehen. Richtig ist, dass wir Steigerungspotenzial haben, weil wir bislang in einer nicht optimalen Infrastruktur arbeiten mussten.
Wie wollen Sie die Einnahmen steigern?
Ein wichtiger Schritt ist der neue Flugsteig A-Plus, der im kommenden Jahr in Betrieb genommen wird. Wir werden dadurch mehr als 10.000 Quadratmeter zusätzliche Marktplatzfläche auf der „Luftseite“, also im Bereich hinter der Sicherheitskontrolle, erhalten. Dort wird es ein breites Angebot mit schönen und abwechslungsreichen Bistros geben. Von dort aus hat man einen fantastischen Blick auf den immer spannenden Vorfeldbetrieb. Außerdem zeitgemäß gestaltete Verkaufsflächen, die auf dem Weg des Passagiers liegen, ohne sich aufzudrängen.
Was für einen Wert pro Passagier streben Sie an?
Wir glauben, dass wir die Konzessionseinnahmen auf einen Wert von etwa vier Euro je Passagier steigern können. Damit würden wir auf dem Niveau der von Ihnen genannten Flughäfen liegen.
Man hat den Eindruck, dass die Läden meist leer sind. Ist der Flughafen für einen Händler wirklich ein attraktiver Standort?
Die Fläche ist sogar hochattraktiv. Wir haben auf der Luftseite Öffnungszeiten von frühmorgens bis spätabends, auch am Wochenende. Und das bei 53 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr. In nicht allzu ferner Zukunft werden es 65 Millionen sein. Dadurch haben sie eine viel intensivere Frequenz als in der Fußgängerzone einer Großstadt. Sie erzielen an kaum einem anderen Standort in Deutschland einen so hohen Umsatz pro Quadratmeter wie bei uns am Frankfurter Flughafen.
Der operative Gewinn der Fraport AG soll dieses Jahr um zehn bis 15 Prozent steigen, der Nettogewinn nach positiven Sondereffekten im Vorjahr in etwa konstant bleiben. Was bedeutet das für die Dividende? Schulte: Unser Vorschlag an den Aufsichtsrat wird sein, das Niveau von 1,25 Euro je Aktie zu halten.
Wäre bei einer Ausschüttungsquote von weniger als 50 Prozent nicht sogar mehr drin?
Man muss berücksichtigen, dass wir 2011 fast eine Milliarde Euro investieren. Vor diesem Hintergrund ist die Ausschüttung ein fairer Ausgleich der Interessen.
Die Aktie
Unterschätzte Chancen
Die neue Landebahn und der Ausbau der Terminals verschaffen dem im MDAX gelisteten Unternehmen einen deutlichen Wachstumsschub am Hauptstützpunkt Frankfurt. Über Auslandsbeteiligungen wird Fraport zudem seine Stellung in wichtigen Zukunftsregionen ausbauen. Dennoch liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis lediglich im Rahmen des historischen Durchschnitts. Die Aktie bietet deshalb überdurchschnittliche Chancen.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Fraport
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Fraport
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Fraport News
Nachrichten zu HOCHTIEF AG
Analysen zu HOCHTIEF AG
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
02.09.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
24.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
23.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
21.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
17.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
28.03.2025 | HOCHTIEF Buy | Jefferies & Company Inc. | |
19.02.2025 | HOCHTIEF Buy | Jefferies & Company Inc. | |
04.02.2025 | HOCHTIEF Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | HOCHTIEF Buy | Jefferies & Company Inc. | |
07.11.2024 | HOCHTIEF Buy | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
02.09.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
24.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
23.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
21.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. | |
17.07.2025 | HOCHTIEF Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
17.11.2017 | HOCHTIEF Verkaufen | DZ BANK | |
14.11.2017 | HOCHTIEF Verkaufen | Independent Research GmbH | |
08.11.2017 | HOCHTIEF Reduce | Kepler Cheuvreux | |
19.10.2017 | HOCHTIEF Verkaufen | Independent Research GmbH | |
13.10.2017 | HOCHTIEF Reduce | Commerzbank AG |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für HOCHTIEF AG nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen