Spekulation um Leighton: HOCHTIEF-Aktie stürzt ab

Es werde derzeit geprüft, welche Auswirkungen die aktuellen Zahlen zum ersten Quartal 2012 auf die derzeitige Prognose haben, teilte das Unternehmen mit.

   "Alle wissen, was zur Gewinnwarnung letzes Jahr passiert ist", so ein Händler. Die damalige Gewinnwarnung hatte Leighton um über 11 Prozent gedrückt, ebenfalls im Anschluss an eine Kursaussetzung. HOCHTIEF ist an Leighton mit gut 54 Prozent beteiligt, und ein großer Teil des HOCHTIEF-Werts besteht aus dem Leighton-Anteil. In der Spitze hatte der Wert der Leighton-Beteiligung mehr als 80 Prozent des Werts aller HOCHTIEF-Aktien ausgemacht.

   Die Marktteilnehmer sollen am Donnerstag über Änderungen der Prognose von Leighton informiert werden. Details nannte Leighton noch nicht, erklärte aber, dass die Überprüfung auch mit dem 4,1 Milliarden Australische Dollar schweren Projekt der Straßenanbindung des Flughafens Brisbane zu tun hat. Das Projekt hatte dem Baukonzern schon vor einem Jahr die Geschäftszahlen verhagelt. Die Gewinnwarnung damals war aber auch von Problemen in Dubai und Katar veranlasst worden.

   "Eine negative Überraschung, denn eine Anhebung der Prognose ist reichlich unwahrscheinlich", sagt DZ-Bank-Analyst Marc Nettelbeck. Interessanterweise habe aber der neue Leighton-CEO Hamish Tyrwhitt zuletzt betont, dass 93 bis 95 Prozent des Projekts in Brisbane fertigggestellt seien und sich die Auswirkungen auf die Bilanz daher in Grenzen halten würden. Allerdings gebe es wohl auch Verzögerungen und steigende Kosten bei der Victorian Desalination Plant, einer Entsalzungsanlage in Melbourne.

   "Eine andere Erklärung wäre auch, dass Leighton nun extra vorsichtig geworden ist, nachdem das Unternehmen erst vor zwei Wochen eine Strafe wegen eines Verstoßes gegen Veröffentichungspflichten bekommen hat", erklärt der DZ-Bank-Analyst weiter. Bei der ersten Gewinnwarnung habe das Unternehmen gegen Veröffentlichungspflichten verstoßen. Wahrscheinlich sei aber eine Kombination aus beiden Erklärungsversuchen, was wohl zu einer lediglich geringfügigen Veränderung der gegenwärtigen Prognose in einer Bandbreite von 25 bis 50 Millionen Australischen Dollar führen werde.

   Derzeit laute der Ausblick des Unternehmens auf einen operativen Nachsteuergewinn von 600 bis 650 Millionen Australischen Dollar für das Geschäftsjahr. Nettelbeck stuft die Aktie der Leighton-Mutter HOCHTIEFunverändert mit "Kaufen" ein, als fairen Wert sieht er 61,00 Euro.

- Von Herbert Rude und Jörg E. Jäger, Dow Jones Newswires