Angelsachsen wollen Small-Caps kaufen
Als sich internationale Investoren 2006 aus dem deutschen Markt zurückzogen, folgte eine lange Baisse im Small-Cap-Segment. Jetzt sind sie zurück. Ein Experten-Interview über aussichtsreiche Nebenwerte.
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Auch hierzulande dürften institutionelle Anleger ihre Geldbörsen über kurz oder lang wieder öffnen, wie das rege Interesse an zwei Investorenveranstaltungen von Rüttnauer Research (IR steht für Investor Relations, also den Dialog von Unternehmen mit den Aktionären)und der DVFA diese Woche zeigte.
Das Interesse an Nebenwerten steigt wieder deutlich an. Erstmals verzeichnete die seit fünf Jahren etablierte IR-Fahrt von Rüttnauer Research mehr als 100 Teilnehmer, darunter prominente Small- und Micro-Cap-Experten wie der ehemalige Fondsmanager und heutige Vorstand der Beteiligungsgesellschaft KST, Kurt Ochner.
Die Bootstour führte in diesem Jahr durch den Rheingau. Während der Fahrt durch eine der schönsten Landschaften Deutschlands präsentierten sich die Vorstände von elf Firmen vor Investoren, Analysten und einschlägigen Fachmedien. Bereits am Vorabend hatten mit Datagroup und Flatex zwei Unternehmen auf sich aufmerksam gemacht, die trotz der Krise starkes Wachstum verzeichnen.
An die IR-Fahrt schloss sich die dreitägige Small Cap Conference (SCC) der Analystenvereinigung DVFA an, bei der rund 30 Unternehmenspräsentationen auf dem Programm standen. Auch hier war der Saal stets gut gefüllt.
€uro am Sonntag sprach mit dem Nebenwerteexperten Roger Peeters, Vorstand von Close Brothers Seydler Research, über seine Eindrücke von beiden Veranstaltungen und welche Firmen ihm am besten gefallen haben.
€uro am Sonntag: Herr Peeters, für Anhänger des Nebenwerte-Segments war in der zurückliegenden Woche einiges geboten. Welches Fazit ziehen Sie nach dem Präsentationsmarathon?
Roger Peeters: Es war spürbar, dass das Interesse an einem konstruktiven Austausch, sowohl auf der Unternehmens- als auch auf der Investorenseite, offenkundig wieder anzieht. Auf der SCC habe ich etwa deutlich mehr Kollegen aus dem englischsprachigen Raum gesehen als in den zwei vorangegangenen Jahren.
Zuletzt haben die Kurse vieler Nebenwerte wieder deutlich angezogen. Sorgt das für bessere Stimmung?
Peeters: Ja und nein. Denn mit anziehenden Kursen steigt naturgemäß auch die Erwartungshaltung der Investoren. Hier muss man aber sagen, dass das Segment der Nebenwerte den Blue Chips hinterherhinkt, was Anlegern Chancen eröffnet. Diese Lücke ist auch rational nachvollziehbar. Zwar hat sich die konjunkturelle Lage für alle verbessert, doch ist die Risikobereitschaft institutioneller Anleger weiter gering, weshalb viele von ihnen niedrig kapitalisierte Werte meiden – unabhängig von der fundamentalen Lage.
Sie haben in den vergangenen Tagen auf den Konferenzen selbst mehrere Dutzend Vorträge gesehen, auf der SCC zwei Vormittage moderiert. Zudem war Close Brothers Seydler mit weiteren Mitarbeitern vor Ort. Kurzum: Sie hatten einen guten Überblick. Gab es positive Trends?
Peeters: Selbstverständlich. Es war durchaus angenehm zu sehen, dass viele Unternehmen wieder offensiv Wachstum anstreben und transparentere Ziele kommunizieren. Die Zeit, in der alle Firmenlenker sich außer Stande sahen, Prognosen zu veröffentlichen, scheint vorbei zu sein. Genauso angenehm ist, dass viele Vorstände ähnlich transparent mit den Risiken umgehen. Ein Vortrag, der exzellent die Chancen und Risiken des Geschäfts illustrierte, war der der Mittelstandsholding Indus.

Peeters: Hier fällt es immer schwer, einzelne Werte hervorzuheben, doch es gab eine Menge guter Präsentationen. Von den Unternehmen, die wir regelmäßig covern, präsentierten etwa PNE Wind und Cewe Color sehr professionell und berichteten gleichzeitig über eine gute Entwicklung. Bei den Unternehmen, die wir nicht covern, fiel etwa der Onlinespielspezialist Frogster mit einer sehr dynamischen Entwicklung auf. Man sollte dazu sagen, dass dieser Titel der Anlegerschaft aber nicht verborgen geblieben ist. Seit Anfang März hat sich der Kurs verfünffacht. Welche Präsentation hat Sie persönlich am meisten angesprochen?
Peeters: Equitystory, ein börsennotierter Dienstleister für Pflichtmitteilungen und Online-Investor-Relations war auf beiden Konferenzen vertreten, hielt sehr kurzweilige und dennoch nutzwertige Präsentationen, die zudem noch in der Form, nicht aber im Inhalt, variierten. Das war schon stark, wobei der Geschäftszweck hier auch ein Höchstmaß an professioneller IR-Arbeit erwarten lässt.
Was waren die größten Überraschungen?
Peeters: Bemerkenswert fand ich schon, wie die CFC Industriebeteiligungen, ein Unternehmen, das Firmen in Not übernimmt, eine komplette Umstellung der Bilanzierungspraxis von IFRS auf HGB angekündigt hat. Dabei hat das Management sehr deutlich mit der bisherigen Praxis der progressiven Bilanzierung des so genannten Bargain Purchase, bei der quasi künftige Wertsteigerungen, vorab verbucht werden, abgerechnet. Offenkundig war das laufende Jahr, in der das Unternehmen die Kehrseite dieser offensiveren Art der Buchführung in Form von satten Abschreibungen spürt, eine Lehre.
Geben Sie uns bitte zum Abschluss einen kurzen Ausblick auf die kommende Woche. Was können Investoren erwarten?
Peeters: Ich glaube, wir werden im Gesamtmarkt eine Fortsetzung der leichten Konsolidierung sehen, wie es sie schon in dieser Woche gab. Nachrichten stehen wenig an, und der September ist tendenziell ein Monat, in dem etwas Geld vom Tisch genommen wird. Der mittelfristige Aufwärtstrend bei den großen Indizes bleibt jedoch intakt.
Herr Peeters, wir danken für dieses Gespräch.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: CBS
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