Stromversorger

Windenergie im Auftrieb - 'Politik am Zug'

27.01.10 18:12 Uhr

Nach einem guten Windenergie-Jahr 2009 mitten in der Wirtschaftskrise setzen Erzeuger und Anlagenbauer auf weiteren Rückenwind durch das von der Regierung angekündigte Energiekonzept.

Dazu gehöre vor allem der Stromnetz-Ausbau, verlangten der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Anlagenverband VDMA Power Systems am Mittwoch bei Vorlage der Branchenbilanz 2009. Die Stromversorgung sei gesichert - "auch ohne längere Atommeiler- Laufzeiten mit Hilfe stark zunehmender Ökoenergie", betonte BWE- Präsident Hermann Albers.

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    Nach zwei Flaute-Jahren konnte die installierte Gesamtleistung in Deutschland durch Neuanlagen und durch den Start von Nordsee- Windstrom (offshore) um 15 Prozent erhöht werden. Hinter dem Neubau stecke ein Investitionsvolumen von 2,9 Milliarden Euro.

WACHSTUM IM AUSLAND

    Auf Auslandsmärkten gelang ein Absatzzuwachs von 22 Prozent, obwohl der Maschinenbau insgesamt um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr abstürzte, wie Thorsten Herdan, Geschäftsführer von VDMA Power Systems berichtete. "Die deutsche Windindustrie hat die Kreditklemme im Gegensatz zu vielen andern Branchen des Maschinen- und Anlagenbaus bisher gut gemeistert", sagte Herdan. International habe China die USA als Windanlagenbauer Nummer 1 abgelöst, Europa - geführt von Deutschland liege weiter auf Platz 3. Der chinesische Markt boome, der Zugang für deutsche Anbieter und andere Ausländer sei aber "desaströs" und "unter aller Sau". Hier mache Peking zunehmend die Grenzen dicht.

    Mit einem Zuwachs von 952 auf 21.164 Windanlagen erhöhte sich 2009 die installierte Windstromleistung im Inland um 1917 auf 25.777 Megawatt. Für 2010 gehe er von einem weiteren Neubau von 2300 und mittelfristig von jährlich 3500 Megawatt aus, sagte Albers. Nach der Ausweitung des Testfeldes in der Nordsee in 2009 von 3 Anlagen mit 12 Megawattleistung auf 15 Windanlagen mit 72 Megawatt erwarte er 2010 schon eine Steigerung auf 300 Megawatt.

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GRÖSSTE WINDPARKS IN NORDDEUTSCHLAND

    Die größten Windparks stehen in Niedersachsen mit einer gesamten Leistung von 6407 Megawatt (Ende 2009), Brandenburg mit 4170, Sachsen-Anhalt mit 3354, Schleswig-Holstein mit 2859 und Nordrhein- Westfalen mit 2832 Megawatt. Bayern und Baden-Württemberg - lange Zeit gegen eigene Windenergieanlagen - hätten inzwischen eine liberalere Auffassung zur Windenergie, so dass von dort auch künftig auch Windstrom zu erwarten sei, sagte Albers.

    Insgesamt sei nach Rückmeldungen aus den Firmen davon auszugehen, dass der in den nächsten Jahren von Großprojekten bestimmte offshore- Energieanteil dennoch nicht wesentlich über 10 Prozent liegen werde. Damit sei die Zukunft wesentlich durch den Austausch der Altanlagen durch leistungsfähigere Anlagen geprägt. So seien in einem solchen "Repowering" 2009 knapp 36,7 Megawatt Leistung durch Stilllegung von 76 Altanlagen abgebaut worden - ihnen standen 55 Neuanlagen mit 136 Megawatt gegenüber.

    Albers forderte Bund und Länder zu Gesprächen auf, um bundeseinheitliche Standards für dieses Repowering zu erreichen. Er gehe im übrigen davon aus, dass bürokratische Hemmnisse vor Ort bei der Aufstellung der "Spargelstangen" bald erledigt seien. "Auf längere Laufzeiten von Atomkraftwerken sollte verzichtet werden", sagte der BWE-Präsident. Die Stromversorgung sei auch anders zu sichern. Allerdings warnte er vor neuen Kohlekraftwerken, die zum Windenergiestau im Netz führen würden. Die Stromspeicher-Technologie schreite voran. Den Ausgleich schwankender Winde sollten vor allem auch regionale Kombi-Kraftwerke mit Sonnenenergie und zuschaltbarer Biomasse leisten. Dafür sei ein Förder-Bonus nötig. Windkraft beherrscht die gesamte Ökostrom-Produktion einschließlich Sonne, Bioenergie und Co, die die Branche der Erneuerbaren bis 2020 von jetzt 16 auf 47 Prozent ausweiten will. (dpa-AFX)