Deutsche-Börse-Aktionäre stimmen Fusion mit LSE zu

Nach den Aktionären der London Stock Exchange (LSE) haben auch die Anteilseigner der Deutschen Börse dem Zusammenschluss der beiden Börsenbetreiber zugestimmt.
Werte in diesem Artikel
Wie die Deutsche Börse mitteilte, sind bis am Dienstag um 17 Uhr 60,35 Prozent der für die Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent relevanten Aktien angedient worden. Das Fusionsvorhaben hat damit eine wichtige Hürde genommen.
Mit dem "Ja" der Aktionäre ist die Fusion allerdings noch lange nicht in trockenen Tüchern. Nun müssen die Aufsichtsbehörden zustimmen. Ob diese den Deal durchwinken werden, ist mehr als fraglich. Hauptknackpunkt ist der geplante Sitz der Holding in London. Daneben mehrt sich der Widerstand der Euronext-Unterstützer. Auch hält sich der US-Wettbewerber ICE offen, doch noch in den Übernahmekampf einzusteigen und ein Gebot für die Londoner vorzulegen.
Aufsicht wird London als Holdingsitz kaum zustimmen
Mit dem "Brexit" hat sich die Basis für den Zusammenschluss grundlegend geändert. Es ist kaum vorstellbar, dass die Aufsichtsbehörden einem Sitz in London, der sich vermutlich bald außerhalb der EU und damit der Zugriffsmöglichkeiten der Regulierungsbehörden befinden wird, zustimmen werden. Roland Pfänder von Oddo Seydler misst hier vor allem der Frage des Euro-Clearing eine entscheidende Rolle zu.
Der französische Präsident Francois Hollande hat bereits gefordert, dass das Clearing von in Euro denominierter Assets zukünftig nur noch aus der Eurozone heraus möglich sein soll. Eine entsprechende Initiative der EZB war vor Jahren noch am Widerstand des Europäischen Gerichtshofs gescheitert. Nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, könnte der Fall aber wieder aufgerollt werden. Das hessische Wirtschaftsministerium hat bereits eine vertiefte Prüfung der Fusion angekündigt.
Auch Bafin-Präsident Felix Hufeld hat sich klar geäußert: "Zweifellos ist es aus meiner Sicht schwer vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euroraum von einem Headquarter gesteuert wird, das außerhalb der EU angesiedelt wird". Da werde man nachjustieren müssen. Die Bafin hat bei der Frage nach einem Standort zwar kein Veto-Recht, sie nimmt aber die Rolle des Experten ein, der von den Entscheidungsträgern um Rat gefragt wird.
Es verdichten sich die Hinweise, dass Deutsche Börse/London Stock Exchange einen Doppelsitz in Frankfurt und London anstreben, um die Bedenken der Regulierungsbehörden zu zerstreuen. Juristisch ist es aber schwierig, Vereinbarungen wie zum Holding-Sitz nachträglich zu ändern, nachdem die Aktionäre diesem bereits zugestimmt haben.
Nicht auszuschließen, dass die Anteilseigner zu einem späteren Zeitpunkt erneut über den Zusammenschluss befragt werden müssen. Analysten halten aber auch eine spätere Beschlussfassung auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene zum Holdingsitz unter Umgehung der Aktionäre für möglich. Dies sei eine Frage, die letztlich von Juristen entschieden werden müsse.
Euronext-Unterstützer formieren sich
Mit der Frage des Holdingsitzes enden die Probleme für die Deutsche Börse/LSE aber nicht. In den vergangenen Tagen haben sich gleich mehrere hochrangige Politiker, die der Euronext nahestehen, gegen die deutsch-britische Fusion ausgesprochen. Nach dem belgischen Finanzminister Johan Van Overtveldt hat am Mittwoch auch sein portugiesischer Amtskollege Mario Centeno Bedenken gegen die Fusion in einem Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager angemeldet.
Die Politiker fürchten, dass die Fusion eine Liquiditätsverlagerung nach Frankfurt und London zur Folge haben könnte und sehen die Finanzstabilität gefährdet. Kleineren Unternehmen könnte der Zugang zu frischem Kapital erschwert werden. Vor Van Overtveldt hatten sich bereits der französische Finanzminister Michel Sapin und Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau kritisch zu der geplanten Börsenhochzeit geäußert. Die Fusion könne den Wettbewerb einschränken und die Risiken erhöhen, so Sapin schon im Mai.
Der Mehrländerbörse Euronext, der die Handelsplätze in Paris, Lissabon, Brüssel und Amsterdam angehören, droht bei einer Fusion Deutscher Börse/LSE ein erheblicher Bedeutungsverlust. Aus Sicht der Euronext besteht nämlich die Gefahr, dass ein Großteil des Euro-Clearing nach Frankfurt abwandert. Für diese Option hat sich bereits Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret stark gemacht. Paris würde dann den Kürzeren ziehen.
>Analysten schätzen Chance auf Genehmigung auf unter 50 Prozent ein
Michael Seufert von der NordLB schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass die Fusion Deutsche Börse/LSE die aufsichtsrechtliche Zustimmung erhalten wird, daher auf unter 50 Prozent ein. Roland Pfänder von Oddo Seydler setzt die Wahrscheinlichkeit sogar nur bei 30 Prozent an. Thorsten Wenzel von der DZ Bank geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt gar einen zügigen "Abbruch des von der Deutschen Börse schlecht getimten und schlecht verhandelten Fusionsanlaufs". Dass Deutsche Börse/LSE das genauso sehen, ist unwahrscheinlich.
Den Börsenbetreibern steht jedenfalls eine lange Phase der Unsicherheit bevor. Die Prüfung der Fusion durch die Aufsichtsbehörden könnte sich bis in das kommende Jahr hinziehen. Auch ist nicht auszuschließen, dass der US-Wettbewerber ICE mit einem Gebot für die LSE doch noch einen Übernahmekampf anzettelt. Für die Deutsche Börse wären das schlechte Nachrichten. Die ICE ist wesentlich größer und verfügt über die deutlich tieferen Taschen.
FRANKFURT (Dow Jones)
Ausgewählte Hebelprodukte auf Deutsche Börse
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Deutsche Börse
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Deutsche Börse News
Bildquellen: Deutsche Börse, LEON NEAL/AFP/Getty Images
Nachrichten zu Deutsche Börse AG
Analysen zu Deutsche Börse AG
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
29.07.2025 | Deutsche Börse Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
28.07.2025 | Deutsche Börse Hold | Warburg Research | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Kaufen | DZ BANK | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Buy | Deutsche Bank AG | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
25.07.2025 | Deutsche Börse Kaufen | DZ BANK | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Buy | Deutsche Bank AG | |
11.07.2025 | Deutsche Börse Buy | Deutsche Bank AG | |
01.07.2025 | Deutsche Börse Kaufen | DZ BANK | |
07.05.2025 | Deutsche Börse Buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
29.07.2025 | Deutsche Börse Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
28.07.2025 | Deutsche Börse Hold | Warburg Research | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Hold | Jefferies & Company Inc. | |
25.07.2025 | Deutsche Börse Neutral | UBS AG | |
24.07.2025 | Deutsche Börse Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
30.07.2020 | Deutsche Börse Sell | Warburg Research | |
15.07.2020 | Deutsche Börse Sell | Warburg Research | |
24.02.2020 | Deutsche Börse Sell | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
04.12.2019 | Deutsche Börse Sell | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
30.10.2019 | Deutsche Börse Sell | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Deutsche Börse AG nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen