Interview

Elisabeth Roegele: Unsere Instrumente sind jetzt schärfer

16.05.15 08:00 Uhr

Elisabeth Roegele: Unsere Instrumente sind jetzt schärfer | finanzen.net

Elisabeth Roegele, die neue Chefin der Wertpapieraufsicht über Niedrigzins, Unternehmenspleiten - und warum Kleinanleger besser aufpassen müssen.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Elisabeth Roegele (47) ist seit 1. Mai Deutschlands oberste Wertpapieraufseherin. Sie leitet den entsprechenden Bereich bei der Finanzaufsicht Bafin. Zuvor war die Juristin und geprüfte Börsenhändlerin Chefsyndikus bei der Dekabank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen.

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€uro am Sonntag: Frau Roegele, ab Sommer ­sollen Kleinanleger mehr Rechte bekommen. Was bedeutet das für Ihr Haus?
Elisabeth Roegele:
Wir Aufseher erhalten schärfere Instrumente: So können wir bei neuen Produkten intervenieren und den Vertrieb verbieten. Ziel des neuen Kleinanlegerschutzgesetzes ist es vor allem, Verbraucher besser zu schützen, aber auch die Angebote am Grauen Kapitalmarkt transparenter zu machen. Das Gesetz erweitert zum Beispiel die Prospektpflicht für Vermögensanlagen. Es macht es Anlegern außerdem leichter, die Risiken bestimmter Produkte richtig einzuschätzen.

Anlass der Reform war der Zusammenbruch des Windspezialisten Prokon, für den jahrelang un­geniert geworben wurde. Werden Sie in solchen Fällen künftig hart durchgreifen?
Bislang konnten wir nur eingreifen, wenn ein Unternehmen unserer laufenden Aufsicht unterlag - das war bei Prokon nicht der Fall. Nun erhalten wir neue Eingriffsbefugnisse. Diese werden wir selbstverständlich nutzen. Aber auch künftig gilt: Bevor wir zum Beispiel ein Vertriebsverbot aussprechen, müssen wir immer den Einzelfall prüfen. Ein unvorteilhaft erscheinendes Investment allein reicht dafür nicht aus.

Erhebliche Turbulenzen gibt es auch bei Mittelstandsanleihen. In diesem Segment, das bei Privatanlegern stark beworben wird, gab es etliche Pleiten. Schreitet die Bafin hier ein?
Bei der Emission von Mittelstandsanleihen prüfen wir den Wertpapierprospekt. Aus diesem ergibt sich jedoch nicht, ob ein Unternehmen Jahre später seine Anleihen bedienen kann oder nicht.

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Generell gefragt: Sehen Sie angesichts der niedrigen Marktzinsen besondere Herausforderungen?
Natürlich stellt die aktuelle Niedrigzinsphase alle Marktteilnehmer - Anleger wie Unternehmen gleichermaßen - vor Herausforderungen. Anleger müssen sich noch stärker als bislang bewusst machen, dass höhere Renditen nur möglich sind, wenn sie auch höhere Risiken eingehen.

Bildquellen: Bundesverband der Unternehmensjuristen e.V.