SIC Processing: Neue Sonnenfinsternis
Mittelstandsanleihen: Die Krise der Solarbranche hat ihr nächstes Opfer gefunden. Der Recycler SIC-Processing wird seinen Bondgläubigern vermutlich einen Forderungsverzicht vorschlagen.
von Marc Hofmann, Euro am Sonntag
Plötzlich und unerwartet“ — diese Wendung steht in vielen Traueranzeigen. Auf den Niedergang des Solarrecyclers SIC-Processing trifft sie zu. Lange blieb der Konzern, der Flüssigkeiten reinigt, die zum Schneiden von Silizium verwendet werden, von der Solarkrise verschont. Als 2011 bereits die ganze Branche brannte, verdiente einzig SIC noch Geld.
Erst 2012 änderte sich das. Im ersten Halbjahr fiel plötzlich ein Verlust von 6,8 Millionen Euro an. Neben dem allgemeinen Preisverfall ging das Minus vor allem auf den Großkunden REC aus Norwegen zurück. Dieser war in Not geraten, weshalb SIC Rechnungen stunden musste.
Doch die Mühe war umsonst. Am 14. August meldete REC Insolvenz an. Die Forderungen der Bayern wurden uneinbringlich. Ende August stufte daher Creditreform die Bonität von SIC Processing um sechs Stufen von „BBB-“ auf „B-“ herunter. Der Kurs der Anleihe stürzte von 75 auf 25 Prozent des Nennwerts ab. Zunächst erschien der Ausverkauf stark überzogen. Denn immerhin verfügte der Betrieb noch im Juni über liquide Mittel in Höhe von 47,9 Millionen Euro.
Der November zeigte jedoch, dass die Probleme von SIC offenbar größer waren, als die Bilanz vermuten ließ. Der Konzern geriet in Zahlungsnot und musste mit seinen Gläubigern eine Schuldenstundung bis Februar 2013 vereinbaren. Das Rating fiel auf „C“, der Vorstand wurde entlassen, die Restrukturierung eingeleitet. Auch den Bondbesitzern droht nun ein Forderungsverzicht. Details hierzu will das Unternehmen im Januar nennen.
Obwohl somit derzeit noch völlig offen ist, was Anlegern blüht, steigen einige Zocker bereits wieder ein. Sie spekulieren darauf, dass der spätere Schuldenschnitt unter dem heutigen Bondkurs liegen wird. Wahnsinn!
