Erste Bank macht mit ihren Schulden Geld

Die Hypothekenbank Berlin Hyp ist das erste Unternehmen, das ein Zinspapier mit negativer Rendite begibt. Investoren müssen also draufzahlen, statt Zinsen einstreichen zu können. Und es läuft nicht einmal schlecht.
Dass Staaten ihre Schulden zu Geld machen, ist nichts Neues. Nun hat dies auch die erste Bank geschafft: Die Berlin Hyp verdient Geld mit der Aufnahme von Schulden. Denn die Hypothekenbank hat nun einen dreijährigen Pfandbrief über 500 Millionen Euro mit einer Rendite zu minus 0,162 Prozent begeben. Damit folgt das Institut einem sich anbahnenden Trend - immerhin rentieren aktuell auch nicht wenige Staatsanleihen im Minus.
Analyst: "Weitere Emittenten dürften folgen"
Der Analyst Sebastian Sachs vom Bankhaus Metzler sagte gegenüber dem "Handelsblatt": "Damit sind die Negativrenditen beim ersten Pfandbrief-Emittenten angekommen; weitere dürften folgen, solange so viele Staatsanleihen im Minus rentieren." Der Trend geht also ganz offensichtlich weiter hin zu Negativrenditen.Dieser Ansicht ist auch Gero Bergmann, der im Vorstand der Berlin Hyp für das Kapitalmarktgeschäft verantwortlich ist. "Seit Monaten beobachten wir, dass immer mehr Laufzeiten negative Renditen ausweisen", so Bergmann. Es sei also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch im Covered Bond-Markt die erste Emission mit einer negativen Emissionsrendite begeben wird.
Wie funktioniert die Anleihe mit der negativen Rendite?
Bei besagtem Pfandbrief handelt es sich um eine Art Schuldschein, der durch Immobilien gedeckt ist. Dieser Umstand macht das Produkt sicherer und somit auch attraktiver für Investoren. Auch die Bank kann sich in diesem Fall freuen: Sie zahlt für das Papier bei einer dreijährigen Laufzeit null Prozent Zinsen. Dennoch war die Nachfrage groß. Bei einem dementsprechend hohen Ausgabepreis bleibt für die Investoren letztendlich eine Rendite von minus 0,162 Prozent. Folglich verlieren die Anleger mit diesem Papier definitiv Geld - sofern sie den Pfandbrief bis zum Ende der Laufzeit tatsächlich halten.Warum trotzdem viele Investoren den Pfandbrief kaufen wollen
Über mangelnde Nachfrage kann sich die Berlin Hyp nicht beklagen. Doch warum wollen so viele Investoren den Pfandbrief haben, obwohl sie damit eine Negativrendite erwartet? Es liegt an ihren Zinserwartungen. Nicht wenige Investoren sind sich offenbar einig, dass die Zinsen auf dem Markt noch weiter sinken könnten. Mit einem so sicheren Papier, das durch Immobilien gedeckt ist, könnten die Investoren in diesem Fall womöglich auch zum Nulltarif noch Geld machen. Wer sich für den besagten Pfandbrief mit Negativrendite interessiert, spekuliert also offenbar darauf, das Papier zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis verkaufen zu können.Im Fokus: Die Zinspolitik der EZB
Die Fäden laufen also erneut bei der Zinspolitik der EZB zusammen. Und die Spannung steigt - der nächste Leitzinsentscheid steht kurz bevor. Und es scheint, als tendiere die extreme Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank immer mehr hin zu einer Negativzinspolitik. Banken, die sich bei der EZB kurzfristig Geld leihen wollen oder müssen, zahlen dafür aktuell einen Zins von 0,05 Prozent. Für Geld, das die Banken wiederum bei der EZB parken, verlangt die Notenbank hingegen mittlerweile Zinsen von minus 0,3 Prozent. Für die EZB-Sitzung am Donnerstag wird nun eine weitere Senkung des Einlagensatzes erwartet. Laut dem Vermögensverwalter Blackrock preisen die Märkte aktuell eine Senkung des EZB-Einlagenzinses auf minus 0,42 Prozent ein. Dies dürfte wiederum Wasser auf die Mühlen derjenigen Investoren sein, die auch den Pfandbrief mit der Negativrendite ins Auge gefasst haben.Redaktion finanzen.net
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