Offene Immofonds: Reger Handel vor Regeländerung
Für den jüngsten Kaufrausch sorgten neue Regeln, die seit 22. Juli gelten. Vor dem Stichtag griffen viele Anleger nochmals ordentlich zu.
von Andreas Höß, Euro am Sonntag
Die vergangene Woche begann für Ivo Orlemann mit einer Überraschung. „Der Mischfonds Multiple Opportunities, seit Monaten der meistgehandelte Fonds in unserer Statistik, wurde von Platz 1 verdrängt“, sagt Kursmakler Orlemann, der für die Wertpapierhandelsbank ICF auf dem Parkett der Börse Frankfurt arbeitet. „Und das von einem Offenen Immobilienfonds: dem Hausinvest!“
Offene Immobilienfonds sind bei den Deutschen weiter beliebt, rund 80 Milliarden Euro sind derzeit dort investiert. Laut Fondsverband BVI sind im ersten Halbjahr 2,1 Milliarden Euro in diese Fondsgattung geflossen, ein Großteil davon in Produkte der Union Investment.
Für den jüngsten Kaufrausch sorgten neue Regeln, die seit 22. Juli gelten. Sie sollen die Fonds für Großanleger weniger attraktiv machen, die dort lediglich Geld parken wollen. Vor der Finanzkrise war das gängige Praxis. Als die Großanleger dann ihr Kapital abzogen, stürzten sie die ganze Branche in die Krise.
Um ähnliche Entwicklungen in Zukunft zu verhindern, beträgt die Mindesthaltedauer für Anteile an Offenen Immobilienfonds nun 24 Monate. Wer verkaufen will, muss das mit zwölf Monaten Vorlauf ankündigen. Die größere Stabilität der Gattung geht also zulasten der Flexibilität der Anleger. Auch Ausnahmeregeln für geringe Anlagemengen unter 30 000 Euro gibt es seit dem 22. Juli nicht mehr.
Die Ausnahmen wollten sich offenbar noch viele Anleger sichern und haben deshalb in der Woche vor dem Stichtag zugegriffen. Ein Indiz: „Nach dem 22. Juli hat das Kaufinteresse schlagartig nachgelassen“, sagt ICF-Makler Orlemann.