Einzelhandelsflächen: Alles, außer Lebensmittel
Bisher galten Beteiligungen an Immobilienfonds, die in Objekte für den Lebensmittel-Einzelhandel investieren, als relativ sichere Anlage - auch wenn das Internet zur neuen Konkurrenz wird.
von Oliver Herrmann, Gastautor von Euro am Sonntag
Bücher, Schuhe, Elektronikartikel — die Deutschen kaufen gern im Internet ein. Nach Schätzungen des Handelsverbands Deutschland haben die Umsätze im E-Commerce im Jahr 2012 nahezu 30 Milliarden Euro erreicht und damit ein weiteres Jahr in Folge ein zweistelliges Plus verzeichnet. Bis zum Jahr 2025 wird der Anteil des Onlinehandels am gesamten Einzelhandelsumsatz dem EHI Retail Institute zufolge bis zu 27 Prozent betragen. Diese Entwicklung hat enorme Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel. Ein Beispiel: In vielen Städten Deutschlands kämpfen renommierte Buchhandlungen um ihre Existenz, viele kleine Anbieter mussten angesichts der Onlinekonkurrenz bereits schließen. Gleichzeitig veröffentlicht Amazon stetig neue Umsatzrekorde.
Dass sich der Onlinehandel jedoch längst nicht in allen Einzelhandelssegmenten durchsetzt, zeigt sich bei einem Blick auf die Produkte, welche die Deutschen tatsächlich über das Internet kaufen. So ergab eine Umfrage der Marktforscher von Nielsen, dass 39 Prozent der Deutschen planen, in den kommenden drei bis sechs Monaten Kleidung, Schuhe oder Schmuck über das Internet zu kaufen, 29 Prozent beabsichtigen, Bücher online zu kaufen. Bei Artikeln des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Getränken hingegen gehen die Deutschen nach wie vor lieber in den Supermarkt oder zum Discounter. So gaben in der Nielsen-Befragung gerade einmal sieben Prozent der Befragten an, Wurst, Käse und Co im Internet bestellen zu wollen.
Mit Blick auf den Einzelhandel bedeutet dies: Die Behauptung, die gesamte Branche sei durch das Internet bedroht, trifft nicht zu. Während gerade Textil- und Elektronikhändler neue Konzepte entwickeln müssen, um ihre Kunden halten zu können, werden SB-Warenhäuser, Supermärkte und Discounter auch in Zukunft gebraucht. Die Lebensmitteleinzelhändler profitieren dabei von mehreren Aspekten, die den Onlinehandel bei Lebensmitteln bremsen.
Angebote im Laden und im
Internet sinnvoll verbinden
Zunächst ist in Deutschland die Dichte des Lebensmitteleinzelhandels sehr hoch — im Unterschied zu anderen europäischen Märkten wie Großbritannien, wo der Onlinehandel von Lebensmitteln bereits weiter verbreitet ist. Liegt der nächste Supermarkt nur wenige hundert Meter entfernt, erscheint der Kauf über das Internet weniger attraktiv, vor allem wenn er mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden ist, beispielsweise Lieferkosten. Die große Anzahl an Discountern drückt zudem das Preisniveau. Diese Struktur erschwert es Online-Einzelhändlern, im ohnehin margenschwachen Konsumgüterbereich überhaupt einen Profit zu erzielen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Lieferung der Waren. Die Schwierigkeit besteht nicht allein darin, eine passende Versandverpackung zu finden und einen schnellen Versand sicherzustellen, sondern vor allem darin, einen geeigneten Lieferzeitpunkt anbieten zu können. Um eine Erleichterung im Alltag darzustellen, müssen die Produkte möglichst zu einer Uhrzeit geliefert werden, zu der die Kunden zu Hause sind und die Produkte direkt in den Kühlschrank stellen können. Über klassische Paketzustelldienste lässt sich ein solcher Service jedoch nicht abbilden.
Dennoch: Obwohl er weniger durch den Onlinehandel bedroht ist, muss auch der Lebensmitteleinzelhandel auf das Internet reagieren. Denn die Verbraucher werden auch bei Lebensmitteln in Zukunft zunehmend auf das Internet zugreifen.
Um dem E-Commerce langfristig zu trotzen, sollte das Ziel der Lebensmitteleinzelhändler darin liegen, das Angebot im Internet und im Laden in Zukunft sinnvoll zu verbinden. Ein erster Ansatz sind dabei sogenannte Drive-in-Konzepte. Dabei stellt der Kunde im Internet seinen Einkauf zusammen und holt dann die fertig gepackten Einkaufstüten an einer Abholstation ab. Für den Kunden hat dies mehrere Vorteile: Er spart Zeit, da er die Produkte nicht einzeln im Laden zusammensuchen muss. Gleichzeitig kann er den Abholzeitpunkt bestimmen.
Für Einzelhandelsimmobilien bedeutet eine solche Strategie: Trotz eines zusätzlichen Angebots im Internet werden Flächen für die Waren und Mitarbeiter, die diese zusammenstellen, weiter benötigt. Zudem können die neuen Lösungen bisher nur schwerpunktmäßig in Großstädten angeboten werden. SB-Warenhäuser, Discounter und Lebensmitteleinzelhändler haben so auch auf lange Sicht eine Existenzberechtigung.
zur Person:
Oliver Herrmann,
Geschäftsführer der Redos Real Estate GmbH
Herrmann hat die Redos Real Estate in Hamburg 2004 gegründet und ist seitdem ihr Geschäftsführer. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von großflächigen Einzelhandelsstandorten.
Redos Real Estate ist Asset Manager, Investor und Projektentwickler, der die gesamte Wertschöpfungskette für Einzelhandelsimmobilien, wie SB-Warenhäuser, Fachmarktzentren oder Supermärkte, abbildet. Das Unternehmen managt ein Portfolio mit einem Gesamtwert von über 700 Millionen Euro an über 80 Standorten deutschlandweit.
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