Altersvorsorge

Pflegeversicherung: Angst im Alter

aktualisiert 24.10.11 10:03 Uhr

Der Pflegefall kann alle Ersparnisse kosten und Kinder in die Haftung nehmen. Das sollte niemand riskieren. Wie Zusatzpolicen das Vermögen der Familie schützen.

von Michael H. Schulz, €uro am Sonntag

Jeder Zweite hat große Furcht, im Alter ein Pflegefall zu werden. Doch gegen das damit verbundene Kostenrisiko unternimmt kaum jemand etwas. Weniger als zwei Prozent der Bevölkerung haben eine private Pflegezusatzpolice. Am Preis allein kann es nicht liegen: 38 Prozent wären bereit, 25 Euro dafür auszugeben. 77 Prozent geben gar an, dass eine Pflegezusatzversicherung die beste Vorsorgemaßnahme sei (siehe Grafik). Denn nur knapp jeder Zehnte hält die Leistung aus der gesetzlichen Pflegeversicherung für ausreichend.

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Die Ergebnisse einer Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Krankenversicherung Continentale zeigen deutlich: Fast jeder ist sensibilisiert, doch kaum einer handelt rational. Bei der gesetzlichen Pflegeversicherung, 1994 von Norbert Blüm aus der Taufe gehoben, handelt es sich um eine Teilkaskover­sicherung mit hoher Selbst- oder gar Sippenbeteiligung und einigen Geburtsfehlern.

Wer heute länger pflegebedürftig ist, erhält staatliche Leistungen, ohne selbst nennenswerte Beiträge eingezahlt zu haben. Damit werden die Reserven zulasten künftiger Bedürftiger aufgezehrt. Dabei steigt mit der höheren Lebenserwartung das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Schon jetzt ist ein Drittel der 85- bis 89-Jährigen ein Pflegefall.

Eine grundlegende Reform ist dringend nötig. Im ersten Halbjahr 2012 will Bundesgesundheitsmini­s­ter Daniel Bahr endlich die schon für 2011 versprochene Pflegereform auf die Beine stellen. Die Details stehen zwar noch nicht fest, aber absehbar ist, dass der Liberale die Rolle der ­Familie stärken und eine kapitalgedeckte Säule einführen will. Zudem soll der Kreis der Leistungsempfänger erweitert werden. „Wer Kurzzeitpflege in Anspruch nimmt, bekommt derzeit kein Pflegegeld. Das wird nicht verstanden“, sagt Daniel Bahr.

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Ob sich das im parlamentari­schen Geschacher noch vor der Bundestagswahl 2013 realisieren lässt, ist allerdings fraglich. Unabhängig von der Politik können Betroffene aber ihre eigene Reform machen, die generationenübergreifend Vermögen schützt. Die einzelnen Varianten:
Welche Schutzvarianten die Deutschen bevorzugen (pdf)

Bei häuslicher Pflege ist wegen der Flexibilität das Pflegetagegeld geeignet. Der Vorteil: Das Pflegetageld zahlen die privaten Krankenkassen unabhängig von den tatsächlich entstandenen Kosten zur freien Verwendung steuerfrei aus. Der Nachteil: Viele Anbieter zahlen das vereinbarte Tagegeld in häuslicher oder teil­stationärer Pflege in voller Höhe nur bei Schwerstpflegebedürftigkeit (Pflegestufe III). Im Tarif PTK der Continentale etwa erhalten Pflege­bedürftige das vereinbarte Tagegeld unabhängig von den Pflegestufen.


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Nicht billig, aber unabhängig von den tatsächlich entstandenen Pflegekosten ist auch die Pflegerenten­police. Wer das Glück hat, geistig und körperlich fit zu bleiben, kann die ­Police stornieren oder verkaufen. ­Besitzer bekommen dann den Rückkaufswert ausgezahlt.

Anders die Pflegekostenpolice. Hierbei beteiligen sich private Krankenversicherer an den tatsächlichen Aufwendungen abzüglich der Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Das sind beispielsweise derzeit 1.040 Euro in der Pflegestufe II für einen professionellen Pflegedienst in der eigenen Wohnung. Da sich die tatsächlichen Kosten in der Regel auf rund 2.000 Euro belaufen, schließt die Pflegekostenpolice die Finanzierungslücke.

Eine Kombination aus Pflege­rente und Pflegekostenpolice bietet die Stuttgarter Versicherung mit der „AktivPflege“. Wer die Vollschutz­variante wählt, profitiert von Leistungen bei Demenz in allen drei Pflegestufen. Obendrein gibt’s einen ­Menüservice von den Maltesern.
Private Absicherung: Vier Varianten gegen das Kostenrisiko im Pflegefall (pdf)