Defizit

Milliarden-Lücke bei Pensionen

16.06.12 12:00 Uhr

Es herrscht Anlagenotstand bei den deutschen Pensionskassen- und fonds. Nach Berechnungen von €uro-Magazin wurden im vergangenen Jahr 84 Milliarden Euro Pensionsverpflichtungen nicht gedeckt

Die deutschen Pensionskassen- und fonds verwalten das Vermögen, das die Unternehmen angelegt haben, um Betriebsrenten zahlen zu können. Nach Berechnungen von €uro, dem Schwestermagazin von Euro am Sonntag, waren 2011 knapp ein Drittel der Pensionsverpflichtungen der DAX-Konzerne oder 84 Milliarden Euro nicht gedeckt.

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Bei der Deutschen Lufthansa ist die Lücke bereits 1,3-mal so groß wie die aktuelle Marktkapitalisierung. Auch dem Stahlkonzern ThyssenKrupp fehlen in der Pensionskasse so viel, wie das Unternehmen derzeit an der Börse wert ist. Die Differenz zwischen Pensionsverpflichtungen und -vermögen müssen die Konzerne aus dem operativen Geschäft begleichen. Das schmälert den Gewinn und senkt den Börsenwert. Das Problem dürfte sich in den kommenden Jahren noch zuspitzen: Denn das niedrige Zinsniveau, das voraussichtlich noch einige Jahre erhalten bleibt, vergrößert die Löcher in den rund 150 deutschen Pensionskassen mit ihren sechs Millionen Mitgliedern.

Matthias Grossmann, verantwortlicher Manager für Pensionen bei Siemens Financial Services (SFS), macht sich über die möglichen Folgen dieser Entwicklung keine Illusionen: „Wenn im festverzins­lichen Bereich die Renditen dauerhaft sinken, müssen wir das durch andere Anlagekassen oder durch Funding ausgleichen.“ Letzteres bedeutet, dass das jeweilige Unternehmen Kapital nachschießen muss. Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist, die Betriebsrenten zu kürzen — ein Weg, den die Niederlande bereits beschreiten. (Sabine Gusbeth)

Das nächste €uro-Magazin 7/2012 erscheint am 20.6.2012.