Edelmetalle

Gold- und Silberinvestments sind besonders gefragt

14.12.09 10:40 Uhr

Der Chef des Edelmetallhändlers pro aurum, Robert Hartmann, über die Vorlieben seiner Kunden, den Aufstieg seines Unternehmens und die weiteren Aussichten für Gold und Silber.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

4.341,68 USD 61,91 USD 1,45%

1.781,50 USD 84,50 USD 4,98%

64,55 USD 0,95 USD 1,49%

Indizes

24.345,2 PKT 50,6 PKT 0,21%

48.774,4 PKT 70,4 PKT 0,14%

30.189,2 PKT 269,1 PKT 0,90%

25.686,7 PKT -89,8 PKT -0,35%

23.593,9 PKT -60,3 PKT -0,25%

6.876,2 PKT -24,8 PKT -0,36%

16.968,2 PKT 101,0 PKT 0,60%

3.575,0 PKT 12,6 PKT 0,35%

von Peter Gewalt, Euro am Sonntag

Wer sich der Zentrale des Edelmetallhändlers pro aurum in der Messestadt Riem vor den Toren Münchens nähert, erkennt schon von Weitem, dass hier nur eines zählt: Edelmetalle. Die golden glänzende Fassade des 42 Meter langen, 24 Meter breiten und acht Meter hohen pro-aurum-Gebäudes erinnert nicht zufällig an einen überdimensionalen Goldbarren. „Der Bau entspricht beinahe dem Volumen der bis heute weltweit geförderten Goldmenge“, erklärt Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, in seinem Büro im ersten Stock der Zentrale.

Ein Stockwerk tiefer, in der Geschäftshalle des überdimensionalen Goldbarrens, vertreibt sich morgens um zehn ein Dutzend Kunden die Wartezeit vor der Beratung mit der Betrachtung von Pretiosen. Silber- und Goldmünzen wie der südafrikanische Krügerrand oder der kanadische Maple Leaf sind ausgestellt, grammleichte bis kilogrammschwere Barren werden präsentiert. Eine der größten Goldmünzen der Welt im Wert von mehreren Hunderttausend Euro ist als Blickfang drapiert.

pro-aurum-Chef Robert Hartmann
€uro am Sonntag: Herr Hartmann, seit der Gründung von pro aurum hat sich der Goldpreis beinahe verdreifacht, und Ihr Unternehmen ist stark gewachsen. War 2003 der perfekte Zeitpunkt, um ein Handelshaus für Edelmetalle zu gründen?
Robert Hartmann: Sicherlich war der Zeitpunkt im Nachhinein sehr günstig. Das Problem war aber 2003, dass die Stimmung gegenüber Edelmetallen lang noch nicht so positiv gewesen ist wie heute. Damals existierte bei Banken noch eine große Skepsis gegenüber dem Edelmetallhandel. Daher mussten wir über zwölf Monate mit Banken verhandeln, bis die Finanzierung von pro aurum gesichert war.

Warum haben Sie 2003 an Edelmetalle geglaubt?
Hartmann: Mein Kollege Mirko Schmidt und ich waren schon zuvor als Edelmetallhändler bei der DG Bank tätig und hatten einen tiefen Einblick in den Finanzsektor. Schon damals hatten wir Zweifel an der Stabilität der Märkte, was in der Regel Edelmetallen zugute kommt. Zudem hielten wir 2003 Gold bei 350 Dollar die Unze im historischen Vergleich für deutlich unterbewertet.

Wie hat sich die Goldrally der vergangenen Jahre auf Ihre Kundenstruktur ausgewirkt?
Hartmann: Anfangs war unser typischer Privatkunde der vermögende Herr im Alter ab 45. Heute kommen auch Hausfrauen und Studenten zu uns. Da wir aber rund die Hälfte unseres Umsatzes mit Banken und Vermögensverwaltern machen, die wiederum einzelne Investoren bedienen, können wir nicht alle Privatinvestoren kennen.

Was ist derzeit besonders gefragt?
Hartmann: Ganz klar Gold- und Silberinvestments, wobei gerade der Anteil von Silber an unserem Geschäft zuletzt deutlich gestiegen ist. Silber hat gegenüber dem Goldpreis einen deutlichen Nachholbedarf. Zudem wird das vergleichsweise günstige Silber immer dann populär, wenn der Goldpreis steigt.

Wie gefragt sind Platin und Palladium?
Hartmann: Platin und Palladium machen gerade einmal zehn Prozent unseres Umsatzes aus. Beide Edelmetalle sind im Gegensatz zu Gold und Silber eben keine monetären -Metalle, sondern viel stärker abhängig von der Industrienachfrage.

Setzen die Investoren auf Barren oder Münzen?
Hartmann: Im Silberbereich geht der Trend hin zu Münzen, deren Mehrwertsteuersatz nur bei sieben Prozent liegt, während bei Barren 19 Prozent fällig werden. Bei Gold hält sich die Nachfrage nach Münzen und Barren in etwa die Waage. Auffällig ist, dass immer mehr Anleger in vollständige Edelmetallmünzsammlungen etwa vom Königreich Bayern investieren. Dafür legen Liebhaber schon mal 100 000 Euro auf den Tisch.

Woher beziehen Sie solche Sammlungen?
Hartmann: Wir haben einen Experten, der weltweit bei den wichtigsten Münzauktionen präsent ist.

Hat die Krise die Preise der Sammlungen gedrückt?
Hartmann: Im Gegenteil. Wirkliche Raritäten sind weiterhin heiß begehrt.

Wo lagern Ihre Kunden ihre Münzen und Barren?
Hartmann: Das ist ganz unterschiedlich. Ein Teil lässt die Investments hier in unserem Tresor verwahren, andere lassen sie zu ihrer Bank liefern, wieder andere nehmen sie mit nach Hause. So kommt es durchaus vor, dass Kunden mehrere Hundert Kilogramm Silber mit dem eigenen Auto abholen und nach Hause bringen. Das ist aber die Ausnahme, nicht die Regel.

Treibt Ihnen die Goldrally, die vergangene Woche zu neuen Rekordpreisen geführt hat, derzeit die Käufer in Scharen zu?
Hartmann: In den vergangenen Wochen war es eher so, dass einige Kunden ihre Bestände verkaufen wollten. Dies ist auch nachvollziehbar. Denn viele hatten schon gekauft, als die Unze Gold noch deutlich tiefer notiert hat. Erst durch den Dubai-Schock haben die Käufer wieder Oberhand gewonnen.

Gold bleibt als Krisenwährung gefragt?
Hartmann: Ja, das hat sich vor allem 2008 gezeigt. Nach der Beinahepleite von Bear Stearns und dem Lehman-Schock wurden wir von der Menge der Kauforders überwältigt. Damals ging keiner unserer Mitarbeiter vor 22 Uhr nach Hause. Dieser Ansturm hat sich bis Mai dieses Jahres fortgesetzt, ehe sich das Finanzsystem wieder stabilisiert hat.

Welche Motivation bringen Ihre Kunden mit?
Hartmann: Zehn Prozent investieren, weil sie Edelmetalle ästhetisch sehr ansprechend finden. 90 Prozent der Kunden sehen wie wir Edelmetallinvestments als langfristige Absicherung des Vermögens etwa gegen die Inflation an.

Edelmetalle werfen im Gegensatz zu Aktien keine Dividenden ab und kosten Lagergebühren. Das klingt mehr nach Wertvernichtung und weniger nach Absicherung des Vermögens.
Hartmann: Edelmetalle sind aber nicht wie Geld beliebig vermehrbar. Angesichts der laxen Geld- und Fiskalpolitik der Notenbanken herrscht bei vielen Anlegern Angst vor Inflation und einer Vernichtung ihrer Ersparnisse. Eine Befürchtung, die ich durchaus nachvollziehen kann.

Sie können aber nicht ausschließen, dass es zu einer Preiskorrektur bei Gold und Silber kommt.
Hartmann: Nein, Rückschläge kann niemand ausschließen. Allerdings sehen die Rahmenbedingungen sehr positiv aus. Auf der einen Seite können die Goldförderunternehmen ihre Produktion nur langsam und kostenintensiv ausweiten. Auf der anderen Seite herrscht nicht nur von privater Seite ein großes Interesse an Goldinvestments. Zudem hat bei den Notenbanken ein Umdenken eingesetzt. Die westlichen Notenbanken verkaufen trotz der gestiegenen Preise nicht so viel, wie sie nach dem Goldabkommen eigentlich dürften. Gleichzeitig kaufen asiatische Notenbanken wie zuletzt die indische massiv Gold ein.

Es gab aber schon einmal Anfang der 80er-Jahren einen Run auf Gold, dem ein Absturz folgte. Und auch zuletzt haben die Preise deutlich angezogen.
Hartmann: Auch auf dem Edelmetallmarkt gibt es immer wieder Phasen der Über- und Untertreibungen. Sie dürfen die Entwicklung aber nicht allein an den nominalen Preisen festmachen, sondern müssen die Kaufkraft betrachten. Beim letzten Goldpreisrekord im Jahr 1980 bekamen Sie für den Erlös von einem Kilogramm Gold das teuerste Mercedes-Modell. Heute erhalten Sie für dieselbe Menge Gold gerade einmal den Gegenwert eines Grundmodells von Volkswagen. Daher sehe ich noch keine Zeichen für eine Übertreibung.

Aber die Goldinvestments sind inzwischen wieder äußerst populär geworden.
Hartmann: Das sehe ich nicht so. Der Anteil von Edelmetallinvestments in den Portfolios deutscher Anleger ist mit 1,0 bis 1,5 Prozent immer noch sehr gering. Und es ist ja nicht so, dass Gold derzeit so viel Euphorie auslöst wie einst Unternehmen am Neuen Markt.

Wie groß sollte denn der Anteil von Edelmetallen am Portfolio eines Anlegers sein.
Hartmann: Wir empfehlen fünf bis zehn Prozent.

Entspricht dies dem Anteil von Edelmetallen in Ihrem Portfolio?
Hartmann: Der liegt höher. Ich habe über die Jahre kontinuierlich in Gold und Silber investiert. Und es bisher nicht bereut.

Bildquellen: Julian Mezger

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