US-Großkunden müssen mit Strafzinsen auf Sichteinlagen rechnen

In der US-Bankenwelt herrscht momentan verkehrte Welt. Geldhäuser drängen ihre US-Kunden dazu, ihre Barreserven andernorts als bei ihnen zu deponieren oder Strafgebühren berappen zu müssen.
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Die Institute verweisen auf neue Regulierungen, die es den Banken verteuern, Einlagen ab einer gewissen Höhe anzunehmen.
Zu den Banken zählen J.P. Morgan Chase, Citigroup, HSBC, Deutsche Bank und Bank of America. Allesamt haben sie hinter verschlossenen Türen in den vergangenen Monaten mit ihren Klienten gesprochen. Der Tenor: Die neuen Regulierungen machen laut Insidern das Einlagegeschäft erheblich weniger profitabel.
In einigen Fällen verdeutlichten die Geldhäuser ihren Klienten, die von Großunternehmen bis hin zu Hedgefonds, Versicherern und Kleinbanken reichen, dass sie Strafgebühren auf Sichtkonten erheben wollten, so die Insider. Bankenvertreter arbeiteten zugleich unter Hochdruck daran, Alternativen zur Einzahlung auf diese Sichtkonten zu finden.
Die Änderung stellt die Bankenbranche auf den Kopf. Einlagen galten lange Jahre als die attraktivste Form der Finanzierung für die Geldhäuser. Die Banken zahlen ihren Einlagekunden oft einen Zinssatz, der weit unter dem liegt, den sie für die Kreditvergabe in Rechnung stellen. Am Zinsunterschied hatten sie immer prächtig verdient.
Mit einer neuen Regel wollen US-Regulierer und Politiker das Finanzsystem sicherer machen. Zugleich sorgt sie für Ärger bei Unternehmen, die jetzt Strafgebühren zahlen oder sich nach einer neuen Bank umschauen müssen.
Doch auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) droht Ungemach. Sie verlangt von Instituten, die Gelder bei ihr parken, inzwischen einen Strafzins. Deshalb langen die US-Institute vor allem bei Euro-Einlagen hin. BNY Mellon etwa gibt eine Kontogebühr von 0,2 Prozent auf Euro-Einlagen an ihre Kunden weiter.
Die neuen US-Bankenregeln greifen ab dem 1. Januar. Für Depositen, die unter 250.000 US-Dollar liegen und damit von der Einlagensicherung gedeckt sind, dürfte sich kaum etwas ändern. Aber alle Summen, die darüber rangieren, werden betroffen sein. Alles in allem sind rund 4 Billionen Depositen auf mehr als 3,5 Millionen Konten bei US-Banken nicht versichert.
Die neue Regel dreht sich hauptsächlich um die sogenannte Liquidity Coverage Ratio, mit der die Banken vor plötzlichen Kapitalabflüssen besser geschützt werden sollen. Deswegen müssen die Banken ausreichend hochqualitative Aktiva für die Einlagen vorhalten, die im Falle einer Krise sehr schnell in Bargeld umgewandelt werden können. Das Ziel: Die Geldhäuser sollen für eine Kapitalflucht gewappnet sein, die rund 30 Tage lang anhält.
Da große, nicht von der Versicherung abgedeckte Einlagen am schnellsten aufgelöst werden dürften, müssen die Banken für diese Depositen besonders hohe Reserven vorhalten. Dadurch werden die Einlagen mit hohem Volumen für Banken weniger attraktiv.
Die neuen Regeln behandeln verschiedene Depositen auch unterschiedlich - je nachdem, wie schnell sie im Falle einer Krise aufgelöst werden dürfen. Versicherte Einlagen von Kleinanlegern werden als relativ sicher angesehen. Hier müssen nur Reserven von gerade einmal 3 Prozent gehalten werden. Aber bei gewissen Konten von Unternehmen sind schon 40 Prozent fällig. Große Einlagen von Finanzinstitutionen wie Hedgefonds müssen manchmal sogar mit 100 Prozent gedeckt sein.
Einige Unternehmensvertreter stöhnen bereits: Die neuen Regeln erschwerten es ihnen, Geld in der Bank zu halten und drängten sie zu riskanten Sparinstrumenten wie Kurzfristanleihen oder unversicherten Geldmarktfonds. "Sie dürften eine Menge von Unternehmen sehen, die in der Vergangenheit viel einfachere Portfolios hatten und die diese bald viel komplizierter gestalten", moniert Präsident Tory Hazard von der Brokerfirma Institutional Cash Distributors.
Die Änderungen treffen besonders die Hedgefonds-Branche schwer, Unternehmen dürften dagegen mit einem blauen Auge davonkommen. Die Geldhäuser verlangen von den Hedgefonds mitunter 500 Dollar im Monat Kontoführungsgebühren oder 25 Dollar für jeden erstellten Kontoausdruck.
Großkunden mit langfristigen Beziehungen zu den einzelnen Banken könnten von den neuen Gebühren ausgenommen werden, so Insider. Zudem dürften die Banken zwischen Konten unterscheiden, die zu verschiedenen Zwecken geführt werden. Sollen mit einem Konto laufende Ausgaben - wie zum Beispiel Gehälter - abgedeckt werden, wäre das günstiger als wenn auf einem Konto nur überschüssiges Geld geparkt wird, das tendenziell schnell abgezogen wird.
Beobachter rechnen mit Schwierigkeiten durch die neuen Regeln. In einer Rezession könnten sich Probleme verschärfen, da die Banken angehalten sind, Aktiva mit einer hohen Bonität zu horten. Das könnte potenziell den Markt für solche Aktiva - etwa Staats- und einige Unternehmensanleihen - lähmen. "Dieser Vorschlag, der eigentlich die Finanzstabilität erhöhen soll, erreicht in der Praxis genau das Gegenteil", ärgert sich Vizepräsident Thomas Quaadman von der US-Handelskammer.
Die Gespräche zwischen den Banken und ihren Unternehmenskunden intensivierten sich momentan, berichtet Finanzchef Thomas Deas von der Chemiefirma FMC. Unternehmensmanager würden zunehmend die Gefahren aus den potenziellen neuen Gebühren erkennen. Seine Firma solle Gelder von Sichtkonten in Europa anderswohin umschichten oder möglicherweise bald Strafzinsen berappen, bekam der stellvertretende Finanzchef Robert Marley vom US-Industriebatterien-Hersteller EnerSys mitgeteilt. "Ich bin darüber nicht glücklich", sagt er kopfschüttelnd.
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December 08, 2014 05:56 ET (10:56 GMT)
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