Chartanalyse: DAX - Ist das ein Triple Top?
Nachdem die nachhaltige Eroberung der 10.000er-Marke bisher ausblieb, testet der DAX indes noch einmal seine nächste Haltezone. Ein mögliches Triple Top könnte für weitere Abgaben sorgen.
Analyse-Datum: Dienstag, 8. Juli 2014
Diagnose: Zwar hat der DAX mit dem neuen Allzeithoch bei 10.050 Punkten längst die aus technischer Sicht weniger bedeutende 10.000er-Marke geknackt, doch der endgültig erfolgreiche Durchbruch auf Wochenschlusskursbasis blieb er bisher schuldig. Seit 10. Juni schloss er gerade mal fünf Handelstage über der runden Hausnummer. Ein mögliches Triple Top (Trendwende-Formation) könnte sich formieren. Die Abgaben, also das ableitbare Kursziel, wären in diesem Fall aber "nur" bis auf 9600 Zähler beschränkt.
Nun läuft das deutsche Aktienbarometer seit Wochen auf Sparflamme. Dennoch spielt sich die Konsolidierung auf hohem Niveau ab - seit Mitte Juni testete der Index nun bereits zum dritten Mal das Ausbruchsniveau um 9800 Punkte. Ob es das an Korrekturpotenzial allerdings schon war, wage ich zu bezweifeln, denn der Markt zeigt sich immer noch recht kraftlos - gut zu erkennen am fallenden Momentum. Nach einer sofortigen Attacke zum Rekordhoch sieht das Ganze also noch nicht aus. Demnach wird sich die Konsolidierung weiter fortsetzen. Dies gilt auch für die US-Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100, die am vergangenen Donnerstag (3.7.) neue Bestmarken formten. Beim S&P 500 erwarte ich in den nächsten Wochen den Test des 1900er-Bereichs.
DAX: 12-Monats-Chart, Quelle: tradesignalonline.com
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Prognose: Der DAX genehmigt sich also noch immer eine Auszeit. Im Anschluss der Konsolidierung winkt für das deutsche Barometer nach dem signifikanten Überwinden der runden Zahl sowie dem am 20. Juni geformten Allzeithoch übergeordnet weiteres Potenzial bis in den Bereich um 10.600 Zähler. Dieses Kursziel lässt sich aus einer nicht ganz idealtypischen Dreiecksformation ableiten (siehe Chart oben, rot markiert), die durch die Horizontale um 9800 Punkte sowie die im Dezember entspringende Aufwärtstrendlinie definiert ist.
Aus mittel- und langfristiger Sicht ist das Bild beim DAX klar bullish geprägt - der übergeordnete Trend zeigt gen Norden. Die Lage trübt sich erst ein, wenn sowohl die 200-Tage-Linie bei aktuell 9396 Zähler sowie der 2012er-Aufwärtstrend signifikant nach unten gebrochen werden - vom aktuellen Niveau noch ein beträchtlicher Puffer! Danach gilt die starke Unterstützung um 8900/9000 Zähler als letzter Rettungsanker der DAX-Bullen.
Zwischenzeitliche, auch heftigere, Konsolidierungen liegen in der Natur der Sache und sollten nicht mit einem Crash verwechselt werden. Denn saisonal gesehen, stehen den Märkten ein paar schwache Monate ins Haus, sodass es auch für den DAX übergeordnet zunächst eher seitwärts geht. Dabei könnte natürlich noch das eine oder andere Allzeithoch jenseits der runden Marke heraus springen. Aber auch die Unterseite sollte noch einmal verstärkt in den Fokus rücken und einem Test unterzogen werden. Die nächsten Haltezonen nach dem 9800er-Bereich liegen bei 9600 und 9400 Punkte.
Im sehr langfristigen Zeitfenster (siehe Chart unten) ergibt sich seit 1982 ein Aufwärtstrendkanal, dessen mittlere Trendlinie nun mit dem Anstieg über die Barriere um 9800 Punkte nach oben gebrochen wurde.
DAX: Chart seit 1976, Quelle: Tai-Pan
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Der DAX notiert jetzt in der oberen Hälfte dieses langfristigen Trends. Bereits in den Jahren 1985, 1988, 1995 sowie 2005 lag eine vergleichbare Chartkonstellation vor: Der DAX trat in die obere Hälfte des Trendkanals ein und klettere in den Folgejahren bis zur oberen Trendbegrenzung. Wiederholt sich dieses Szenario auch jetzt, wird die obere Aufwärtstrendlinie langfristigen Aufwärtsspielraum bis in den Bereich um etwa 12.500 Zähler bieten.
von Karen Szola, Technische Analystin Euro am Sonntag
Ziel der Technischen Analyse ist es, aus Kursverläufen künftige Trends vorherzusagen. Die Technische Analystin Karen Szola untersucht an dieser Stelle interessante Aktien und Indizes auf charttechnische Signale und stellt ihre Prognose.