DAX - Todeskreuz bedroht neues Jahreshoch
Auf dem Weg in Richtung des Jahreshochs hat der DAX wichtige Widerstände geknackt. Währenddessen schlagen angelsächsische Charttechniker Alarm, die ein "Todeskreuz" beim S&P 500 ausgemacht haben.
Analyse-Datum: Dienstag, 3. August 2010
Diagnose: Nachdem der DAX bereits am vergangenen Freitag rund 50 Prozent seiner Tagesverluste wieder ausbügelte, gelang ihm gestern der Sprung über die obere Trendlinie des zuletzt gebildeten symmetrischen Dreiecks. Der Aufwärtsimpuls war so kräftig, dass sogar die beiden jüngsten Bewegungshochs vom 15. und 27. Juli übertroffen wurden. Damit hat sich der Index den Weg bis zum alten Aufwärtstrends aus 2009 freigeboxt.
In diesem Zusammenhang sollte ein Blick über den großen Teich nicht fehlen. Auch dort konnten die wichtigen Indizes am Montag überproportional zulegen. Mit dem Ausbruch über die 200-Tage-Linie erzeugte der S&P 500 ein frisches Kaufsignal, dass ihm weiteres Anstiegspotential bis auf rund 1180 Punkten eröffnet. In diesem Bereich liegt nicht nur eine horizontale Barriere, es wäre auch das rechnerische Kursziel der inversen Kopf-Schulter-Formation, die sich seit Juni bildete.
S&P 500: 6-Monats-Chart.
Die ebenfalls eingezeichnete Kopf-Schulter-Formation ist mit dem jüngsten Kursanstieg vom Tisch. Eine Gefahrenquelle sollte dennoch erwähnt werden: So hat sich mit der Überkreuzung der 50- unter die 200-Tage-Linie von Anfang Juli ein sogenanntes „Todeskreuz“ gebildet. Die Kollegen von der FAZ widmen diesem Umstand in ihrer heutigen Ausgabe einen ausführlichen Artikel. Demnach warnen angelsächsische Charttechniker vor einem „Todeskreuz“, das für eine zu erwartende deutliche Korrektur in den kommenden Monaten steht. Allerdings ist die Fehlsignal-Rate recht hoch. Und dennoch: Weitere Kurszuwächse sind beim S&P 500 nur zu erwarten, solange er seine 200-Tage-Linie verteidigt und die Unterstützung bei etwa 1100 Punkten erhalten bleibt. Ein Unterschreiten der Supportzonen von 1040 Punkten beim S&P 500 und etwa 9760 Punkten beim Dow Jones würden das konstruktive Bild zunichte machen.
Dax: 6-Monats-Chart.
Prognose: Mit der Zurückeroberung der oben beschriebenen Dreiecks-Trendlinie eröffnete sich der DAX weiteren Spielraum bis zum alten Aufwärtstrend aus dem Juli 2009 bei aktuell 6354 Zähler. Ein Überwinden dieses Aufwärtstrends würde dann die Chance eröffnen, bis zum Jahreshoch anzusteigen. Allerdings muss anmerkend ergänzt werden, dass sich diese Widerstandslinie zwischen Ende Mai und Mitte Juli bereits mehrfach als Spielverderber entpuppte.
Mit neuen Jahreshochs ist erst zu rechnen, wenn der DAX seine seit Monaten anhaltende Seitwärtsphase (5800/6341 Punkte) über das April-Hoch verlässt. Dann läge das rechnerische Kursziel aus dem seit dem 21. Juni gebildeten symmetrischen Dreieck bei etwa 6740 Punkten.
Ein Rückfall unter die 6100er Marke würde zunächst ein Abgleiten bis in die Region bei rund 6000 Zähler implizieren. Dort liegen sowohl die Dreiecks-Aufwärtstrendlinie als auch der seit dem Jahreshoch gebildete Abwärtstrend. Ein Bruch dieses Haltekreuzes würde erneut zum Test des Unterstützungsbündels führen, dass sich aus horizontalem Support bei 5888 Stellen sowie der 200-Tage-Linie bei 5903 Zählern. Würde auch diese Bastion gebrochen, so sind weitere Kursverluste bis auf rund 5600 Punkten vorprogrammiert.
Erwartung: Anstieg bis zum Aufwärtstrend aus 2009, somit neues Jahreshoch machbar, im Anschluss Konsolidierung, da kurzfristige Trading-Indikatoren überkauft.
von Karen Szola, Technische Analystin Euro am Sonntag
Ziel der Technischen Analyse ist es, aus Kursverläufen künftige Trends vorherzusagen. Die Technische Analystin Karen Szola untersucht an dieser Stelle interessante Aktien und Indizes auf charttechnische Signale und stellt ihre Prognose.