David gegen Goliath: OHB schlägt EADS

von Daniela Meyer

Der Bremer Technologiekonzern OHB hat das Rennen um das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo gegen den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS gewonnen. Wie die Europäische Kommission mitteilte wurden die ersten 14 von bis zu 22 Satelliten im Wert von 566 Millionen Euro bei OHB bestellt. Die Aufträge für die restlichen Satelliten würden zu einem späteren Zeitpunkt an OHB oder an EADS-Astrium vergeben. Das Unternehmen mit dem günstigsten Angebot werde auch dann den Zuschlag erhalten. Die OHB-Aktie bewegt sich unterdessen in immer höhere Sphären. Nachdem sie bereits in den vergangenen Tagen stark zugelegt hatte notiert sie kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung gut neun Prozent im Plus.

Euro am Sonntag Online stellt zu dem Thema drei Fragen an Richard Schramm, Analyst bei HSBC Trinkaus.

Warum konnte OHB ein um 100 Millionen Euro günstigeres Angebot unterbreiten als EADS?
OHB ist sehr viel schlanker aufgestellt. Im Vergleich zu dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ist der Bremer Technologiekonzern sehr klein. Als großer Konzern hat EADS natürlich eine Menge an Verwaltungskosten, die OHB nicht hat. Die internen Reibungsverluste sind deutlich höher als bei einem kleinen Unternehmen. Aufgrund der unterschiedlichen Kostenstrukturen konnte EADS offenbar nicht mit dem Angebot von OHB mithalten.

Was bedeutet das Projekt für OHB, was der Verlust des Auftrags für EADS?
Mit einem Volumen von 566 Millionen Euro ist der Auftrag für ein Unternehmen wie OHB riesig. Entscheidender ist aber noch der große Imagegewinn. Für EADS ist es zwar kein Weltuntergang, dass sie den Auftrag nicht bekommen haben, da der Konzern noch genügend andere Projekte bearbeitet. Aber es ist natürlich schmerzhaft ein solches Prestigeprojekt zu verlieren. Insgesamt ist die Bedeutung für OHB aber vergleichsweise größer als für EADS. Zudem sollen insgesamt 22 Satelliten gebaut werden. OHB hat nun den Auftrag zum Bau von 14 bekommen. Es besteht also immer noch die Chance, dass EADS-Astrium bei der nächsten Vergabe zum Zuge kommt. Für sehr wahrscheinlich halte ich das allerdings nicht.

Was bedeutet die Zusage der für die OHB-Aktie?
Unser aktuelles Rating für die OHB-Aktie lautet "Overweight (V)". Allerdings ist unser Kursziel von 11,50 Euro nach dem starken Anstieg der Aktie in den vergangenen Tagen bereits überrannt worden. Bei unseren früheren Berechnungen war das Satelliten-Projekt noch nicht enthalten. Es gab allerdings schon seit einigen Wochen Gerüchte, dass OHB den Auftrag bekommen würde, seitdem ist der Kurs rasant gestiegen.