Experten zuversichtlich

ZEW-Konjunkturbarometer hellt sich erstmals im laufenden Jahr auf

18.11.14 12:17 Uhr

ZEW-Konjunkturbarometer hellt sich erstmals im laufenden Jahr auf | finanzen.net

Erstmals im laufenden Jahr haben Finanzexperten wieder mehr Vertrauen in die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.

Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunkturindikator stieg im November um 15,1 Punkte auf 11,5 Zähler, wie das Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Dies ist der erste Anstieg im laufenden Jahr und der höchste Wert seit Juli. Bankvolkswirte hatten zwar mit einer Aufhellung gerechnet, allerdings nur auf 0,5 Punkte. Der Eurokurs (Dollarkurs) legte nach den Zahlen zu und erreichte ein Tageshoch bei 1,2540 US-Dollar.

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"Die Kursverluste des Euro in den vergangenen Wochen und die robuste Entwicklung der US-Wirtschaft dürften wohl die wesentlichen Treiber des Anstiegs sein", erklärte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank den überraschend starken Anstieg des ZEW-Konjunkturbarometers. Seiner Einschätzung nach hat der schwächere Euro der deutschen Wirtschaft einen "willkommenen Wettbewerbsvorteil" verschafft. Außerdem dürfte auch die nachlassende Angst vor der Ebola-Seuche zur besseren Stimmung unter Finanzexperten beigetragen haben.

BESSERE EINSCHÄTZUNG DER LAGE

Der November-Anstieg der Konjunkturerwartungen ist der erste nach zehn Rückgängen in Folge. Nach Einschätzung von Volkswirten ist es noch zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Die bessere Stimmung unter Finanzmarktexperten sei unter anderem auch mit der jüngsten Erholung an den Aktienmärkten zu erklären, hieß es.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland wird von den befragten Finanzprofis ebenfalls besser als im Vormonat eingeschätzt. Die Beurteilung stieg aber nur minimal um 0,1 Punkte auf 3,3 Punkte. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei der Umfrage zur Entwicklung in der Eurozone. Für den Währungsraum stiegen die Konjunkturerwartungen um 6,9 Punkte auf 11,0 Zähler. Dagegen zeigte sich die Einschätzung der aktuellen Lage schwächer. Der Indikator ging um 2,9 Punkte auf minus 59,7 Zähler zurück. Die ZEW-Daten basieren auf einer Umfrage unter 220 Analysten und institutionellen Anlegern im Zeitraum vom 3. bis 17. November.

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ZEW GIBT KEINE ENTWARUNG

Die Zahlen des Forschungsinstituts lassen nach Einschätzung von Experten auch eine bessere Stimmung in den deutschen Unternehmen erwarten. Hier wird das Stimmungsbild vom Ifo-Geschäftsklimaindex dargestellt, dem wichtigsten deutschen Konjunkturbarometer. "Die Indikation für den in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden Geschäftsklimaindex ist positiv", kommentierte Volkswirt Johannes Jander von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Allerdings gibt das ZEW trotz der Aufhellung keine Entwarnung für die deutsche Wirtschaft. "Das wirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt", sagte Institutschef Clemens Fuest. Als Grund nannte er "die weiter anhaltenden geopolitischen Spannungen." Auch Experte Gitzel von der VP-Bank gab sich zurückhaltend: "Die konjunkturelle Durststrecke wird uns im laufenden Jahr noch begleiten." Erst im kommenden Jahr rechnet Ökonom Mario Gruppe von der NordLB mit einem stärkeren Aufschwung: "Die deutsche Wirtschaft geht nach einem stürmischen Herbst und Winter einem sonnig-freundlichen Frühjahr entgegen."

MANNHEIM (dpa-AFX)

Bildquellen: ZEW