ZEW-Index erstmals wieder im negativen Bereich

Unter den Finanzmarktexperten haben im Oktober erstmals seit fast zwei Jahren wieder die Pessimisten die Oberhand gewonnen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen rutschten in den roten Bereich ab.
Die Talfahrt der ZEW-Konjunkturerwartungen beschleunigte sich im laufenden Monat sogar. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunkturindikator fiel zum Vormonat um 10,5 Punkte auf minus 3,6 Zähler, wie das Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf null Punkte gerechnet. Es war bereits der zehnte Rückgang in Folge.
Die befragten Analysten gehen damit mittelfristig von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland aus. "Geopolitische Spannungen und die hinter den Erwartungen zurückbleibende konjunkturelle Entwicklung in Teilen der Eurozone sorgen weiterhin für Verunsicherung und trüben die deutschen Wachstumsaussichten ein", sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. Zudem dürften zuletzt enttäuschende Wirtschaftszahlen zu Auftragseingängen, Industrieproduktion und Außenhandel den zunehmenden Pessimismus verstärkt haben.
EUROZONE EBENFALLS AUF TALFAHRT
Auch die wirtschaftliche Lage wird im Oktober deutlich negativer bewertet. Die Beurteilung der aktuellen Lage fiel um 22,2 Punkte auf 3,2 Punkte. Erwartet wurde ein Rückgang auf 15,0 Punkte.
In der Eurozone trübten sich die Konjunkturerwartungen ebenfalls weiter ein. Der entsprechende Indikator fiel um 10,1 auf 4,1 Punkte. Die Beurteilung der Lage sank in den 18 Ländern der Währungsunion um 13,0 auf minus 56,8 Punkte.
SCHWACHER EURO UND NIEDRIGE ZINSEN KÖNNTEN HELFEN
"Die Fallgeschwindigkeit wichtiger Frühindikatoren überrascht mittlerweile selbst Dauerpessimisten", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Das zweite Halbjahr dürfte mager werden und der Jahresauftakt 2015 holprig. Gitzel sieht jedoch auch Hoffnungszeichen: "Die Abwertungen des Euro werden der deutschen Exportwirtschaft helfen, und die kurz- und langfristigen Zinsen bleiben auf Rekordtief." Beides zusammen wirke Rezessionsgefahren entgegen.
Der Eurokurs geriet nach den Zahlen weiter unter Druck und fiel auf ein Tagestief von 1,2640 US-Dollar. Der DAX baute seine Verluste kurzzeitig aus. Die Kurse deutscher Staatsanleihen legten merklich zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf ein Rekordtief von 0,847 Prozent.
MANNHEIM (dpa-AFX)
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