Getgoods packt seine Sachen

von Lars Winter, Euro am Sonntag

Am Donnerstag folgte dann der schnelle Knock-out: Der Onlinehändler, dem ein Wirtschaftsklub aus Frankfurt/Oder jüngst noch den Hanse-Preis als erfolgreiches mittelständisches Unternehmen aus Ostbrandenburg verlieh, meldete Insolvenz an. Der Aktienkurs brach daraufhin auf unter 20 Cent ein, die Anleihe notiert nur noch im einstelligen Prozentbereich. Auch von der Großspurigkeit des Firmenchefs Markus Rockstädt-Mies, der, verblendet von Selbstüberschätzung, bis zuletzt die Vision hatte, aus Getgoods ein „deutsches Amazon“ machen zu wollen und Ende Oktober noch offiziell Kreditprobleme verneinte, blieb am Ende nicht mehr viel übrig. Zu zwei Investorenkonferenzen, bei denen er erwartet wurde, traute sich der Box-Fan erst gar nicht mehr hin.

Kein Wunder: Im Juni hatte Getgoods bei Investoren noch einmal zehn Millionen Euro eingesammelt, Ende Juli hatte Rockstädt-Mies gar behauptet, Getgoods sei „finanziell bestens aufgestellt“. Im September und Oktober erfolgten noch mehrere Zukäufe — und nun soll das Unternehmen kein Geld mehr haben. Wohin die vielen Millionen geflossen sind — immerhin hat Getgoods seit März 2012 fast 60 Millionen Euro über eine Anleihe eingesammelt — ist eine spannende Frage, die nicht nur Anleger inte­ressieren dürfte, sondern am Ende womöglich auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen wird. Zumal die Vorgänge rund um die Pleite — und dazu zählen auch die auffälligen Kursverluste im Vorfeld der Insolvenzmeldung — dringend einer Aufklärung bedürfen.

Zu den Leidtragenden der Pleite zählen nicht nur Mitarbeiter und ­Investoren von Getgoods, sondern auch durch den Onlinehändler gesponserte Sportvereine wie Arminia Bielefeld oder der 1. FC Frankfurt. Ob auch B-Promi Axel Schulz durch die ­Insolvenz der Frankfurter finanziell ­Schaden nehmen musste oder mit einem blauen Auge davonkommen wird, ist ­offen. Der frühere Box-Champion und Freund von Rockstädt-Mies hatte sich vor geraumer Zeit an Getgoods beteiligt, war für eine Stellungnahme dazu aber leider nicht zu erreichen.