E.ON-Gewinn schrumpft weiter - Aktie steigt dennoch

Der Gewinn von E.ON verringert sich immer weiter: Der Energiekonzern hat im ersten Halbjahr trotz Verbesserungen im Stromerzeugungsgeschäft weniger verdient als im Vorjahr.
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E.ON bleibt immer weniger Gewinn: Deutschlands größter Energiekonzern hat im ersten Halbjahr trotz Verbesserungen im Stromerzeugungsgeschäft gemessen an seinem nachhaltigen Nettoergebnis rund ein Fünftel weniger verdient als noch ein Jahr zuvor. Während in der Kraftwerkssparte unter anderem Sparbemühungen und geringere Ausgaben für die Brennelementesteuer den andauernden Strompreisverfall mehr als ausglichen, belasteten E.ON schwierige Bedingungen im Ausland und Gewinnrückgänge im deutschen Netzgeschäft sowie in der Handelssparte. Für das Gesamtjahr gab sich der Versorger vor dem Hintergrund am Mittwoch unverändert pessimistisch.
Aktienhändler reagierten auf die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen mit Zukäufen: Das E.ON-Papier notiert zeitweise rund 5 Prozent im Plus. Ein Börsenhändler bezeichnete die Ergebnisse als überraschend gut. Angesichts Spekulationen über eine Gewinnwarnung seien die Halbjahreszahlen "sogar sehr gut".
Tatsächlich fiel der Gewinnrückgang geringer aus als von einigen Analysten erwartet: Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis schrumpfte von 1,91 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,53 Milliarden Euro. Die Branchenexperten hatten nach den von Dow Jones Newswires zusammengetragenen Einschätzungen im Durchschnitt ein Minus auf 1,45 Milliarden Euro befürchtet. Nach Berücksichtigung von Sondereffekten brach das Nettoergebnis zwar auf 821 Millionen Euro ein, nach 3,08 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Hauptgrund dafür ist allerdings, dass im Vorjahr hohe Buchgewinne unter anderem wegen des Verkaufs von Wasserkraftwerken in Bayern angefallen waren.
Nach wie vor belasten E.ON die Auswirkungen der Energiewende: Angesichts der staatlich geförderten Konkurrenz durch Sonnen- und Windstrom lässt sich Strom aus konventionellen Kraftwerken nur zu sinkenden Preisen verkaufen. Das Halbjahresergebnis der Erzeugungssparte allerdings spiegelt das nicht wider. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Konzernteils verbesserte sich von 932 Millionen Euro auf 1,18 Milliarden Euro. Dazu trugen nach E.ON-Angaben außer Kostensenkungen die Auflösung einer Rückstellung "im Zusammenhang mit Wassernutzungsgebühren für Gaskraftwerke in Italien" und geringere Aufwendungen für die Brennelementesteuer bei.
Im Handelsgeschäft verzeichnete E.ON dagegen einen Gewinneinbruch um 77 Prozent, den der Konzern unter anderem auf positive Effekte aus CO2-Geschäften im Vorjahreszeitraum zurückführte. Der Gewinn schrumpfte zudem im deutschen Netzgeschäft, in dem sich abermals Regulierungsentscheidungen und der Verkauf von Regionalversorgern bemerkbar machten. Vor Schwierigkeiten stellt E.ON zudem das Auslandsgeschäft: Den Versorger belasten außer Kosten für den Einstieg in das brasilianische Stromgeschäft vor allem die Schwäche der türkischen Lira und des russischen Rubels.
Konzernweit schrumpfte das bereinigte EBITDA vor dem Hintergrund zwischen Januar und Juni um rund 12 Prozent auf 5,01 Milliarden Euro und damit nicht ganz so stark wie von Analysten prognostiziert. Die Branchenexperten hatten die Kennzahl des operativen Geschäfts auf 4,88 Milliarden Euro geschätzt. E.ON teilte nun mit, das Minus sei "fast vollständig" auf die Veränderungen im Portfolio und die Währungseffekte zurückzuführen. Das Halbjahresergebnis liege "im Rahmen der angekündigten Erwartungen", zitierte das Unternehmen seinen Vorstandschef Johannes Teyssen. E.ON habe sich "in einem schwierigen Umfeld insgesamt recht ordentlich behauptet".
Beim Schuldenabbau hat der Konzern im ersten Halbjahr denn auch Fortschritte erzielt: Die Nettoverbindlichkeiten schrumpften von 32,22 Milliarden Euro zu Beginn des Zeitraums auf 29,72 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet E.ON nach den Angaben von Mittwoch weiter mit einem deutlichen Gewinnrückgang. Der nachhaltige Konzernüberschuss dürfte der bestätigten Prognose zufolge von 2,24 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf einen Wert zwischen 1,5 und 1,9 Milliarden Euro schrumpfen. Bereinigt um Sondereffekte und vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen rechnet der Konzern weiter mit einem Ergebnis zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2013 hatte die operative Kennzahl 9,3 Milliarden Euro betragen.
Die E.ON-Verantwortlichen allerdings machen sich etwa angesichts der Unsicherheit in Osteuropa Gedanken. "Die Krise in der Ukraine verfolgen wir mit Sorge", schrieb Konzernchef Teyssen im Vorwort zum Halbjahresbericht. E.ON gehe gleichwohl davon aus, "weiter erfolgreich mit russischen Unternehmen zusammenarbeiten" zu können.
Dabei bereitet sich E.ON abermals auf eine schiedsgerichtliche Auseinandersetzung mit seinem Gaslieferanten Gazprom vor. Derzeit liefen Preisverhandlungen mit dem russischen Konzern, berichtete E.ON-Chef Johannes Teyssen am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der deutsche Versorger bereite vor dem Hintergrund die Einleitung eines Schiedsgerichtsverfahrens vor. Teyssen wies allerdings darauf hin, dass noch immer auch eine außergerichtliche Einigung in den Preisverhandlungen möglich sei.
E.ON hatte sich erst im Jahr 2012 mit Gazprom auf neue Konditionen für die russischen Gaslieferungen geeinigt. In dem Fall hatte das deutsche Unternehmen parallel zu den Verhandlungen ein Schiedsgerichtsverfahren geführt.
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