WMF ist wieder echt value
Obwohl die Geschäfte bei WMF brummen, sackte die Aktie nach dem Hoch von Mitte Mai deutlich ab. Damit gibt es WMF jetzt zum 7er-KGV. Schnäppchenjäger greifen zu.
von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag
Der Kurs einer Aktie schwankt um den inneren Wert - das sagt Benjamin Graham, der Vater des Value-Investing. Durch die Schwankungen des Kurses um diesen realen wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens ist eine Aktie somit zeitweise zu teuer, zeitweise zu billig. Während Anleger oft auf einen fahrenden Zug springen und im Herdentrieb eine Aktie erst kaufen, wenn sie schon längere Zeit gut gelaufen und teuer ist, kaufen Value-Investoren Aktien antizyklisch billig unter innerem Wert.
WMF beispielsweise kletterte von März bis Mai um 30 Prozent und war im Hoch um 29 Euro bei Anlegern heiss begehrt. Damals wurden täglich vier- bis fünftausend Vorzüge an der Leitbörse in Frankfurt gehandelt. Jetzt ist die Aktie abgetaucht und notiert bei 22 Euro. Und das Handelsvolumen ist auf dem ermässigten Niveau deutlich niedriger. Ende August wechselten an manchen Tagen nur 100 oder 200 Vorzüge den Besitzer. War WMF im Mai eher etwas für Mitläufer in der Herde, so sehen sich Value-Investoren die Aktie jetzt auf dem ermässigten Niveau genauer an.
Die Geschäfte laufen rund beim Hersteller von Besteck und Kochgeschirr sowie von Kaffemaschinen und Elektrogeräten für den Haushalt. Im Halbjahr steigerten die Geislinger den Umsatz um 11,4 Prozent auf 433,2 Millionen Euro. Gefragt waren Kaffemaschinen sowie Produkte für Tisch und Küche mit einem Umsatzplus von 13 und 18 Prozent.
Da die Kosten - etwa Personalaufwand und Abschreibungen - hinter den Zuwächsen blieben, gab es beim Gewinn einen kräftigen Schub. Das Ergebnis je Aktie kletterte von 0,69 auf 0,98 Euro. Für das Gesamtjahr peilt WMF-Chef Thorsten Klapproth ein Umsatzplus von mindestens fünf Prozent an. Ich rechne mit Erlösen um 960 Euro und einem Gewinn je Aktie von 2,95 Euro. Dabei sollte selbst eine Wirtschaftskrise keine allzu tiefen Spuren hinterlassen. Denn WMF kam auch durch die 2003er- und 2009er-Rezession mit schwarzen Zahlen. Wurde der 2011er-Gewinn von WMF im Mai an der Börse noch mit Faktor zehn bewertet, so gibt es die Aktie jetzt zum 7er-KGV. Spätestens die Bekanntgabe der Dividende für 2011 - ich erwarte 6,2 Prozent Rendite - dürfte der Herdentrieb die Aktie aber wieder teuer machen.
ISIN: DE0007803033
Gewinn je Aktie 2011e: 2,95 €
Gewinn je Aktie 2012e: 3,15 €
KGV 2012e: 7,1
Dividende/Rendite 11e: 1,40 €/6,2 %
EK* je Aktie/EK-Quote: 21,62€/55,0 %
Kurs/Buchwert-Verhältnis KBV: 1,0
Kurs/Ziel/Stopp: 22,51/29,0/17,40 €
Fazit: KGV, KBV, Dividende - WMF ist jetzt wieder echt value.
* EK: Eigenkapital