Kupfer: In der Abwärtsspirale

Der Preis des Industriemetalls Kupfer ist auf ein Sechsjahrestief gefallen. Doch für eine Wende scheint es zu früh. Weitere Abschläge drohen.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
Zuletzt schien es fast so, als ob Kupfer nicht mehr gebraucht würde. Nicht für Eisenbahnoberleitungen, die aus Kupfer hergestellt werden, nicht für Dächer aus Kupferblech, nicht als Wärmeleiter in Heizungen und auch nicht mehr für Spulen von Transformatoren. Allein seit dem jüngsten Hoch im Mai hat der Kupferpreis rund 19 Prozent verloren, auf Jahressicht sind es circa 27 Prozent. Der Ausverkauf drückte das Industriemetall zeitweise unter die Marke von 5.200 Dollar je Tonne auf ein Sechsjahrestief.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Grund für den Verfall ist eine Mischung, die manche Analysten als "Horror" für Rohstoffe bezeichnen. So stärkt die nahende US-Zinswende den Dollar und lastet allgemein auf Rohstoffen, die in Dollar notieren. Zugleich dämpft die fragile Weltkonjunktur die Rohstoffnachfrage. Während Europa und die USA nur langsam wachsen, kühlt sich die Konjunktur in China ab.
Vor allem die Schwäche der Volksrepublik, die allein für 46 Prozent der Kupfernachfrage verantwortlich ist, ließ den Preis des Industriemetalls abrutschen. So sanken Chinas Kupferimporte im Mai um sechs Prozent. Und das Beben an Chinas Börsen schürt die Angst vor einer Krise in Fernost und verschreckt auch die Rohstoffanleger.
Markt könnte kippen
Dabei sind die Fundamentaldaten für Kupfer nicht dramatisch. Anders als etwa bei Öl gibt es kein Überangebot am Markt. Ganz im Gegenteil: In den vergangenen fünf Jahren konnte das Kupferangebot die Nachfrage nicht decken. Dieses Jahr dürfte sich das ändern: Das Angebot wächst laut der International Copper Study Group zufolge leicht, zugleich zieht die Kupfernachfrage aus China nur schwach an. "2015 könnte der Markt einen Angebotsüberhang aufweisen", heißt es in der Prognose.Die Experten des Fondsanbieters ETF Securities glauben hingegen, dass die Prognosen für das Angebotswachstum zu hoch sind, da es in einigen Förderländern wie Chile jüngst zu Streiks in Minen kam. "Es ist eher die schlechte Stimmung und weniger die schlechte fundamentale Lage, die auf dem Kupferpreis lastet", schreiben sie.
Dennoch scheint Optimismus im Hinblick auf wieder steigende Kupferpreise verfrüht zu sein. Denn zu unkalkulierbar ist die Verfassung der chinesischen Wirtschaft. Und diese entscheidet darüber, wohin der Kupferpreis tendiert. "Es wird immer wichtiger, dass China seine Wachstumsziele erreicht", meinen die Analysten der britischen Bank Barclays. Sonst sei ein Angebotsüberhang bei Kupfer nicht abzuwenden. "Das zweite Halbjahr wird ein Schlüsselmoment."
Die Analysten glauben, dass Chinas Regierung die Konjunkturabkühlung erfolgreich bekämpfen kann und sich die Kupfernachfrage des Landes stabilisiert. Sollte die Wirtschaft jedoch weiter schwächeln, so die Barclays-Experten, dürfte der Kupferpreis sinken und über längere Zeit unter Druck bleiben. "Dieses Szenario wird wahrscheinlicher." Selbst Preise von unter 5.000 Dollar je Tonne schließen sie nicht aus.
Die 5.000er-Marke naht
Auch Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, ist vorsichtig. Er verweist auf den Pessimismus unter Anlegern. So seien die Verkaufsorders für Kupfer an den Derivatemärkten zuletzt auf den höchsten Stand seit Juli 2013 gestiegen. Zwar findet er den Ausverkauf übertrieben, "doch das negative Momentum und die pessimistische Stimmung sprechen kurzfristig für weiter fallende Preise".So scheint der Absturz von Kupfer noch nicht zu Ende. Solang die Unsicherheit über Chinas Wirtschaft anhält, dürfte der Kupferpreis unter Druck bleiben. Und ein weiteres Aktienkursbeben in Fernost dürfte genügen, um ihn noch weiter nach unten zu treiben. Viel spricht dafür, dass Kupfer bis zur wichtigen Marke von 5.000 Dollar je Tonne fällt, ehe eine Stabilisierung einsetzt.
Anleger, die darauf spekulieren wollen, können ein 3,2-fach gehebeltes Zertifikat (ISIN: DE 000 DZZ 2DY 5) kaufen. Sollte sich Kupfer wider Erwarten verteuern, gibt es entsprechend hohe Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist 31 Prozent entfernt.
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