Auf den Auslöser gedrückt: Die besten Kamera-Aktien

Der Markt schrumpft rasant. Die Branche steuert mit neuen Produkten gegen. Nicht alle Hersteller werden den Wandel überstehen - und dennoch ergeben sich für Anleger Chancen.
Werte in diesem Artikel
von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Shanghai, China. Zwei vermummte Männer machen sich in der Nacht an einer Baustelle zu schaffen. Bald ist ein Einstieg gefunden, jetzt muss alles ganz schnell gehen. Durch dunkle Gänge, erhellt nur von einer Taschenlampe, geht es aufs Dach. Spätestens hier stockt dem Zuschauer der Atem. Die beiden Russen Vitaliy Raskalov und Vadim Makhorov blicken aus über 600 Metern in die Tiefe. Die beiden "Roofer" - so nennen sich Extremkletterer, die Hochhäuser ohne Sicherung besteigen - sind aber noch nicht am Ziel. Erst an der Spitze des Baukrans schlagen sich die beiden ab. Der Zuschauer ist hautnah dabei: Gefilmt wird alles mit einer GoPro. Die Actionkamera ist nicht größer als eine Zigarettenschachtel und lässt sich quasi überall befestigen.
Beim Online-Videoportal Youtube ist der Clip "Shanghai Tower (650 meters)" ein Hit. Das Video wurde fast 40 Millionen Mal aufgerufen. Filme wie dieser haben den Actionkamera-Hersteller GoPro bekannt gemacht. Zwar bieten inzwischen auch andere Marken wie Sony, Garmin oder Panasonic die robusten optischen Wegbegleiter an. Aber niemand ist so erfolgreich wie der Erfinder der Action-Cam. In den USA hält GoPro laut den Marktforschern von IDC einen Marktanteil von 73 Prozent im Segment der Sportkameras, weltweit sind es 57 Prozent.
Nicht das Produkt steht im Mittelpunkt, sondern das Lebensgefühl. Von Red Bull, dem Energydrink-Hersteller aus Österreich, habe er gelernt, sagt Nicholas Woodman, Gründer und Chef von GoPro. Die Strategie geht auf. Im Schlussquartal verkauften die Amerikaner 2,4 Millionen Actionkameras. "1.000 Stück jede Stunde", rechnet Woodman vor. Die Erlöse stiegen um drei Viertel auf über 630 Millionen Dollar. Der Nettogewinn verdreifachte sich beinahe auf 122 Millionen Dollar. Das Geschäft ist so lukrativ, dass offenbar auch Apple an einer Sportkamera arbeitet. Bei den GoPro-Aktionären schürt das Angst. Nach Bekanntwerden der Gerüchte im Januar verlor die Aktie zweistellig.
Smartphones auf dem Vormarsch
Während der Markt für Actionkameras rasant wächst, bricht den klassischen Kameraherstellern wie Canon, Nikon, Fujifilm oder Olympus das Geschäft weg. Vor allem die einst so beliebten Kompaktkameras finden zunehmend weniger Käufer. Smartphones mit ihren immer besseren Kameras haben das Geschäft ruiniert. Selbst der Absatz der teureren Spiegelreflexkameras leidet. Das junge Segment der spiegellosen Systemkameras, die sich als goldene Mitte zwischen der Kompaktkamera und der Spiegelreflexkamera etabliert haben, legt zwar zu. Am allgemeinen Abwärtstrend ändert das aber nichts.Der Absatz von Digitalkameras sinkt 2015 laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) um mehr als ein Fünftel auf 50 Millionen Stück. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Nach einer Prognose von IDC schrumpft der Kameramarkt bis 2018 auf 17,4 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr wurden noch rund 25 Milliarden Dollar umgesetzt. Dagegen wächst der Smartphone-Markt dynamisch. Nach einem Plus von fast einem Drittel im vergangenen Jahr auf 1,3 Milliarden Geräte steigen die Verkäufe laut IDC bis 2018 auf 1,9 Milliarden Geräte.
Als Nummer 4 im Markt leidet auch Sony wie Marktführer Canon oder Nikon unter dieser Entwicklung. Sony hat allerdings einen Vorteil: Die Bildsensoren der Japaner gehören zu den besten, die zu bekommen sind. Konkurrenten wie Nikon greifen zu, ebenso viele Smartphone-Hersteller wie Apple. Das sichert Sony eine gute Ausgangsposition im Wettbewerb. Im laufenden Geschäftsjahr will der Konzern den Umsatz mit Bildsensoren um 40 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar steigern. Um die Stellung zu behaupten, investiert Sony-Chef Kazuo Hirai in den nächsten zwölf Monaten 900 Millionen Dollar in den Ausbau der Kapazitäten. Auch dank des lukrativen Geschäfts mit den Bildsensoren will Sony den operativen Konzerngewinn bis zum Geschäftsjahr 2017/18 auf das 25-Fache steigern.
Marktführer Canon tritt den Problemen auf dem Kameramarkt mit einer milliardenschweren Übernahme entgegen. Für 2,8 Milliarden Dollar - das ist eine Prämie von fast 50 Prozent - wollen die Japaner den schwedischen Überwachungskamera-Hersteller Axis schlucken. Mit dem hohen Kaufpreis will der 79-jährige Canon-Chef Fujio Mitarai mögliche Nebenbuhler einer eventuell drohenden Bieterschlacht von vornherein abschrecken. Panasonic oder etwa Sony könnten durchaus Interesse an den Schweden anmelden. Schließlich wächst der Markt für Überwachungskameras dynamisch und Axis kann das als Marktführer für sich nutzen. Im vergangenen Jahr steigerten die Schweden ihren Umsatz um 16 Prozent auf fast 750 Millionen Dollar. In Zukunft soll das Tempo noch gesteigert werden.
Mitarai könnte Canon mit der Übernahme noch breiter aufstellen. Schon heute trägt das Kamerasegment nur noch ein Viertel zum Umsatz bei. Viel wichtiger für Canon ist das Geschäft mit Büroausrüstung wie Kopierern und Druckern. Der Bereich steuert über die Hälfte der Erlöse bei und legte im vergangenen Quartal um acht Prozent zu.
Harter Schlag für Nikon
Canons ärgsten Konkurrenten Nikon trifft der Abschwung dagegen mit voller Wucht. Der weltweit zweitgrößte Kamerabauer erzielt rund zwei Drittel der Erlöse im Kamerasegment. Probleme macht auch das stark zyklische Geschäft mit Produktionsanlagen für die Chipindustrie. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs sank der Konzernumsatz um 16 Prozent, der Gewinn brach um über die Hälfte ein. Die Analysten von JP Morgan schließen sogar einen Nettoverlust nicht aus - für das laufende sowie für das kommende Geschäftsjahr.Kazuo Ushida weiß, dass er gegensteuern muss. Der Nikon-Chef will in den nächsten Jahren massiv ins Medizingeschäft expandieren und so wie Canon ein weiteres Standbein aufbauen. Bis Anfang 2017 will der Manager fast zwei Milliarden Dollar für Fusionen und Akquisitionen im Bereich Medizintechnik ausgeben. Ein riskantes Unterfangen. Die Japaner verfügen in dem Bereich über wenig Erfahrung und der Markt ist hart umkämpft.
Nikon könnte noch einen anderen Weg einschlagen und ein eigenes Smartphone auf den Markt bringen. Entsprechende Andeutungen gibt es seit Monaten. Möglicherweise tritt Ushida aber auch in Sonys Fußstapfen und versucht, Nikon als Zulieferer zu etablieren. In beiden Fällen wäre die Kamera-Expertise ein gutes Verkaufsargument. Bislang ist beides aber reine Spekulation.
Neue Akteure und Produkte wirbeln den Markt auf. Wem es gelingt, eine profitable Nische zu besetzen, der hat gute Chancen, das Spielfeld als Sieger zu verlassen. Alle anderen werden es immer schwerer haben -und der eine oder andere bleibt womöglich sogar auf der Strecke.
Investor-Info
Canon
Einsamer Marktführer
Der Marktführer kann zwar nicht mit hohen Wachstumsraten auftrumpfen, dafür arbeiten die Japaner hochprofitabel. 2015 dürfte der Konzern gut 32 Milliarden Dollar umsetzen. Unter dem Strich ist mit einem Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar zu rechnen. Die geplante Übernahme des Überwachungskamera-Spezialisten Axis sorgt für Fantasie. Auch charttechnisch ein Kauf.
Sony
Ein Riese im Umbruch
Die Restrukturierung des Unterhaltungselektronik-riesen zeigt Wirkung. Die starke Stellung bei Bildsensoren ist einer der Wachstumstreiber. Nach einem Verlust soll im Geschäftsjahr 2015/16 ein Gewinn von 1,3 Milliarden Dollar hängenbleiben. Im Jahr darauf sollen es 1,7 Milliarden Dollar sein. Auch charttechnisch interessant.
Gopro
Der wilde Neuling
2015 dürfte der Umsatz um ein Viertel auf 1,7 Milliarden Dollar steigen. Beim Nettogewinn rechnen Analysten mit einem Plus von 30 Prozent auf 165 Millionen. Die Bewertung ist für einen Wachstumswert nicht zu hoch. Allerdings basiert das Geschäftsmodell auf einem einzelnen Produkt. Anleger warten eine Bodenbildung ab. Riskant!
Nikon
Verfolger ohne klare Strategie
Die Gerüchteküche brodelt zwar, bislang aber hat die Nummer 2 im Kameramarkt keine überzeugende Strategie präsentiert, um der Flaute zu begegnen. Nach einem Gewinneinbruch im laufenden Geschäftsjahr - sogar ein Verlust scheint möglich - soll es im nächsten Jahr zwar wieder besser laufen. Dennoch sollten Anleger die Aktie vorerst meiden.Übrigens: Apple und andere US-Aktien sind bei finanzen.net ZERO sogar bis 23 Uhr handelbar (ohne Ordergebühren, zzgl. Spreads). Jetzt kostenlos Depot eröffnen und als Geschenk eine Gratisaktie erhalten.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Apple
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Apple
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Apple News
Bildquellen: Stefano Tinti / Shutterstock.com
Nachrichten zu Apple Inc.
Analysen zu Apple Inc.
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
13.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
10.06.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
10.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
05.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
04.06.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
10.06.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
04.06.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.06.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
23.05.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.05.2025 | Apple Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
13.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
10.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
05.06.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
28.05.2025 | Apple Neutral | UBS AG | |
23.05.2025 | Apple Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
02.05.2025 | Apple Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
03.04.2025 | Apple Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
31.01.2025 | Apple Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
31.01.2025 | Apple Underweight | Barclays Capital | |
21.01.2025 | Apple Underperform | Jefferies & Company Inc. |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Apple Inc. nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen