Dividenden-Spekulation

Deutsche Telekom: Showtime mit Telekom-Tim

21.02.15 13:00 Uhr

Deutsche Telekom: Showtime mit Telekom-Tim | finanzen.net

Chef Tim Höttges stellt Ende Februar die künftige Dividenden-Politik und Strategie vor. Der Konzern wird wohl spendabler - trotzdem gibt es Fragezeichen bei der Aktie.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Das hat man selten bei der Telekom: Nächsten Donnerstag empfängt Chef Tim Höttges Investoren und Finanzprofis zum Kapitalmarkttag in der Bonner Zentrale. Die Besucher aus Frankfurt, London oder New York zieht es mit Neugier in die rheinische Provinz. Der Vorstand wird neben der Konzernstrategie die Linie für die Dividendenpolitik der nächsten Jahre vorstellen. Das hat Tradition beim Telekommunikationsriesen: 2012, beim letzten Kapitalmarkttag, stimmte Ex-Chef René Obermann Aktionäre noch auf magere Jahre ein. Die Telekom kürzte die Ausschüttung dann drastisch von 70 auf 50 Cent pro Aktie.

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Der erste große Investorentreff seit drei Jahren dürfte wieder eine Wende bringen - dieses Mal zum Besseren. Zwar werden Aktionäre im Mai wohl noch die altbekannten 50 Cent pro Papier erhalten. Doch danach dürfte der Ex-Monopolist wieder großzügiger gegenüber seinen Anlegern werden: Auf 60 Cent soll die Dividende ab 2016 steigen, schätzt etwa die Commerzbank.

Vor versammelten Bankern und Fondsmanagern wird Höttges den Plan facettenreich erläutern: Der Vorstand dürfte etwa den Erfolg der Tochter T-Mobile US herausstellen, die so viel Gewinn bringt, dass die Mutter tiefer in die Kasse greifen kann. Er wird zudem betonen, dass der Konzern zurück an die europäische Spitze soll. Und er könnte womöglich zum Ziel erklären, was vor drei Jahren schon Ziel war, dann aber von der Agenda verschwand: die Stabilisierung des Geschäfts im Heimatmarkt. Alles in allem wird die Botschaft stark und selbstbewusst sein - oder wie Höttges es gern sagt: "Wir machen unser Ding."

Neuerdings nimmt sogar der Aktienkurs eine ähnlich stramme Haltung an, wie das Konzernsymbol, das magentafarbene T. Nach Jahrtausendabsturz und jahrelanger Schleichfahrt scheint die neue Dynamik der einstigen Volksaktie fast unglaublich: Um rund 30 Prozent legte das Papier in den vergangenen drei Monaten zu. Seit Jahresanfang zählt die T-Aktie, die einer ganzen Generation deutscher Aktionäre Nerven und Schlaf raubte, mit rund 20 Prozent Plus zur Spitze im DAX.

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Höttges’ Händchen

Eine Ursache der Renaissance ist Höttges’ Händchen für Deals. Er brachte soeben den Verkauf des britischen Mobilfunk-Joint-Ventures EE an den Wettbewerber BT Group in trockene Tücher. Die Deutschen, die EE mit der französischen Orange betreiben, verzichten zwar weitestgehend auf Cash. Sie werden dafür aber mit zwölf Prozent Anteil größter Aktionär des Ex-Monopolisten - und bleiben in Großbritannien, dem zweitgrößten europäischen Markt, in aussichtsreicher Position.

Denn künftig wird die bisher auf das Festnetz beschränkte BT Group die Konkurrenz mit Komplettpaketen aus Festnetztelefonie, Internetzugang, Fernsehdiensten und Mobilfunk unter Beschuss nehmen. Das Geschäft auf den Inseln dürfte den Bonnern noch aus anderem Grund Freude bereiten: Jüngst übernahm Hutchison Whampoa die britische O2 - und verringerte damit die Zahl der großen Mobilfunker auf drei. Das gilt in der Branche als gutes Zeichen: In Österreich etwa ließ der Preisdruck nach der Reduzierung auf drei Anbieter deutlich nach.

Erfreuliches hat Höttges auch aus Deutschland zu berichten, dem mit rund 40 Prozent Umsatzanteil immer noch größten Einzelmarkt der Telekom. Auch hier läuft die Marktbereinigung auf vollen Touren: Im Sommer genehmigte die Kartellbehörde die Übernahme des viertgrößten Mobilfunkers E-Plus durch die Nummer 3, O2. Seitdem gibt es mit O2-Mutter Telefónica Deutschland eine neue Nummer 1 und ebenfalls nur noch drei große Spieler.

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Besser noch: Die harten Auflagen der europäischen Wettbewerbsbehörden, die den drastischen Verfall der Preise vor allem im Mobilfunk noch beschleunigt hatten, sind weitgehend umgesetzt. Zwar fallen die Tarife vor allem für Gespräche im Mobilfunk immer noch. Doch der Druck lässt stark nach - und Einbußen werden so viel leichter durch das anziehende Geschäft mit mobilen Daten wettgemacht.

Die Manager in der Telekom-Zentrale können erstmals seit Jahren aufatmen: Umsatz und operatives Ergebnis der Telekom Deutschland GmbH stabilisieren sich nach jahrelangem Sinkflug. "Das ist eine bemerkenswerte Wende", sagt Heike Pauls, Analystin der Commerzbank.

Höttges könnte den Umschwung Ende Februar sogar offiziell zum Ziel für 2015 erklären. Die Telekom hätte dann, wie vor langer Zeit, endlich ein weiteres stabiles Standbein und wäre nicht mehr auf einen einzigen Auslandsmarkt angewiesen.

Denn bis dato treibt vor allem eine Gesellschaft die Ergebnisse des DAX-Konzerns: T-Mobile US. Um über acht Prozent hat die Tochter laut Schätzungen ihren operativen Gewinn im vergangenen Jahr gesteigert. 2015 soll die Nummer 4 unter den US-Mobilfunkern beim Ergebnis sogar um 40 Prozent zulegen. T-Mobile US ist damit quasi alleinverantwortlich für die ansehnliche Gewinnsteigerung des Gesamtkonzerns, die Finanzprofis im laufenden Jahr erwarten.

Eine Stärke des US-Geschäfts, das jahrelang als milliardenteure Fehlinvestition galt, ist das hohe Wachstum bei den Neukunden. Allein 2014 verzeichnete T-Mobile US über acht Millionen Neuzugänge, gewann so deutlich an Marktanteilen hinzu - und düpierte die Konkurrenz.

John Legere heißt der Mann, der für diesen Erfolg steht. Der Chef von T-Mobile US, der sich auch leger gibt und schon mal ohne Einladung auf einer Party des Erzrivalen AT & T auftaucht, fährt einen äußerst aggressiven Kurs: günstige Tarife, kurze Vertragslaufzeiten und teils alle sechs Monate ein neues, subventioniertes Handy für die Kunden.

Mancher Börsianer fragt sich, weshalb die Telekom-Manager die Tochter überhaupt verkaufen wollen. Den ersten Anlauf hierfür gab es bereits 2011 - zuletzt scheiterte im vergangenen Sommer ein neuer Versuch mit US-Wettbewerber Sprint.

Doch Legeres Methode hat eine Kehrseite: Sie kostet mehr, als es zunächst scheint. Die operativen Gewinne des Unternehmens, in der branchenüblichen Einheit Ebitda ausgewiesen, wirken auch deshalb so beeindruckend, weil sie die Kosten etwa der Smartphones für Neukunden gar nicht berücksichtigen.

Der Kapitalbedarf der vergleichsweise kleinen Nummer 4 ist also größer, als es wirkt. Und er dürfte noch deutlich steigen: Anfang 2016 steht die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen an. Es geht um Bänder im niedrigfrequenten Bereich, also solche mit hoher Reichweite, die sich gut für die Abdeckung ländlicher Gebiete eignen. Das ist die Kernstrategie von T-Mobile US. "Wir sind da, wenn es um die Frequenzen geht", hat Legere angekündigt.

Milliardenpoker beginnt 2016

Wie wichtig neue Funkfrequenzen für das Wachstum sind und wie viel Unternehmen dafür zu zahlen bereit sind, zeigte die Versteigerung schlechterer hochfrequenter Bänder Mitte Januar: Die Branche legte rund 45 Milliarden Dollar auf den Tisch der US-Telekombehörde FCC - weit mehr als erwartet.

Die Auktion Anfang nächsten Jahres könnte also eine äußerst kostspielige Angelegenheit werden. "Wenn es hart kommt, kostet die Auktion allein T-Mobile US zehn bis 20 Milliarden Dollar", sagt Commerzbank-Analystin Pauls.

Will der Konzern T-Mobile US weiterhin verkaufen, und wann könnte es so weit sein? Auf Fragen wie diese hätten Banker Ende Februar gern Antworten. Höttges wird die Frage nach der künftigen Dividende wohl wesentlich angenehmer finden.

Investor-Info

Der Konzern
Deutschland stabil

Die positive Entwicklung des operativen Gewinns ist vor allem auf das starke US-Geschäft zurückzuführen. In den USA erzielt der Konzern knapp ein Drittel des Umsatzes. Deutschland ist mit Abstand der größte Einzelmarkt der Telekom. Hier ist eine Stabilisierung der Umsatz- und Gewinnentwicklung absehbar. Im restlichen Europa sinken die Gewinne einstweilen weiter.

T-Aktie
Teures Magenta

Die anhaltende Übernahmewelle in der europäischen Telekombranche ließ die Aktie zuletzt stark steigen. Hinzu kamen Spekulationen um einen Verkauf von T-Mobile US. Ein rascher Deal ist aber nicht wahrscheinlich, potenzielle Käufer dürften wegen der womöglich sehr teuren Auktion von Mobilfunkfrequenzen vorsichtig sein. Schon hoch bewertet, solide Dividendenrendite.

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Bildquellen: Bocman1973 / Shutterstock.com, Johannes Flex / Shutterstock.com

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