ZEW-Konjunkturerwartungen trüben sich merklich ein

Die jüngsten Finanzmarktturbulenzen haben die Stimmung von Analysten und Anlegern belastet.
Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sind im Februar auf den tiefsten Stand seit Oktober 2014 gesunken, wie das ZEW am Dienstag mitteilte.
Der Erwartungsindikator fiel um 9,2 Punkte auf 1,0 Zähler. Bankvolkswirte hatten im Mittel einen etwas stärkeren Rückgang auf null Punkte erwartet. Die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich um 7,4 Punkte auf 52,3 Zähler. Volkswirte hatten lediglich mit einem leichten Rückgang auf 55,0 Punkte gerechnet.
SCHWÄCHERE WELTKONJUNKTUR UND ÖLPREISVERFALL
"Die sich abzeichnende Abschwächung der Weltkonjunktur und die ungewissen Folgen des Ölpreisverfalls belasten die ZEW-Konjunkturerwartungen", sagte Sascha Steffen, Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte am ZEW. "Angesichts dieser Entwicklungen hat die Sorge um erhöhte Kreditausfallrisiken bereits Aktien- und Anleihekurse vieler Banken in Europa, den USA und Japan in die Knie gezwungen."
"Die Wachstumsaussichten für Deutschland haben durch die jüngsten Marktturbulenzen einen Rückschlag erlitten", kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei ING-Diba. Der Markt dürfte daher noch genauer auf weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) schauen. Auch der Fall der Lagebeurteilung auf den tiefsten Stand seit einem Jahr deutet lauf Capital Economics auf eine konjunkturelle Abschwächung hin. Das Analysehaus erwartet für Deutschland einen Rückgang des Wachstums von 1,4 Prozent im Jahr 2015 auf 1,0 Prozent im laufenden Jahr.
'STIMMUNG SCHLECHTER ALS DIE LAGE'
"Die Stimmung ist derzeit aber schlechter als die tatsächliche Lage", kommentierte hingegen Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. In den USA erwarte man zu Jahresbeginn eine Wachstumsbeschleunigung und in der Eurozone sollte sich die Erholung mit etwas gedrosseltem Tempo fortsetzen. "Für die deutsche Konjunktur gibt es deshalb auch von internationaler Seite Unterstützungspunkte", so Gitzel.
Die Entwicklung in der gesamten Eurozone wird von den Finanzexperten ebenfalls skeptischer beurteilt. So trübten sich die Erwartungen um 9,1 Punkte auf 13,6 Punkte ein. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage in der Eurozone sank um 0,5 Punkte auf minus 8,0 Punkte.
AKTIEN UNTER DRUCK
Am Aktienmarkt weitete der DAX seine Verluste aus. Deutsche Anleihen machten einen Teil ihrer vorherigen Kursabschläge wett. Der Eurokurs (Dollarkurs) reagierte kaum./jsl/bgf/jha/
MANNHEIM (dpa-AFX)Weitere News
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