Arbeitsmoral

Life-Work-Balance: In Schweden sind Überstunden verpönt

28.05.25 23:12 Uhr

Schluss mit Überstunden: So lebt Schweden echte Work-Life-Balance | finanzen.net

In Schweden gehören Überstunden nicht zum guten Ton - sie gelten sogar als Zeichen mangelhafter Organisation. Die skandinavische Arbeitskultur setzt auf Effizienz, Vertrauen und eine klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Der pünktliche Feierabend ist fest im Selbstverständnis vieler Unternehmen verankert.

Effizienz statt Dauerpräsenz

In Schweden ist eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Freizeit fest in der Arbeitskultur verankert. Überstunden werden dort nicht als Ausdruck besonderer Einsatzbereitschaft verstanden, sondern als Indikator dafür, dass etwas im Arbeitsablauf nicht stimmt. Laut OnlineMarketing.de sind sie nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Meetings finden selten nach 16 Uhr statt, der Feierabend wird nicht infrage gestellt. Diese Haltung ist Teil eines gesamtgesellschaftlichen Verständnisses von Produktivität, das sich nicht über die Länge der Arbeitszeit definiert, sondern über die Qualität der geleisteten Arbeit

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Führungskräfte als Vorbilder

Auch in den Chefetagen zeigt sich das schwedische Modell von Arbeitszeitkultur. Führungskräfte verlassen ihre Büros häufig demonstrativ pünktlich, ein Verhalten, das laut AllBright Stiftung als "Loud Leaving" bezeichnet wird. Damit senden sie ein bewusstes Signal an ihre Teams: Wer rechtzeitig Feierabend macht, handelt verantwortungsbewusst und im Sinne einer nachhaltigen Arbeitsweise.

Überstunden als Warnsignal

Während in vielen Ländern Überstunden als Zeichen besonderer Leistungsbereitschaft gelten, sind sie in Schweden mit einem negativen Image behaftet. Wiederholtes längeres Arbeiten wird dort oft als Hinweis auf schlechte Organisation oder unrealistische Arbeitsbelastung gewertet. Die Erwartungshaltung ist klar: Wer seine Aufgaben gut plant, arbeitet im Normalfall innerhalb der regulären Arbeitszeit - und hat danach auch noch Zeit für persönliche Belange.

Ein Modell mit Signalwirkung

Das schwedische Beispiel zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und eine ausgeglichene Arbeitsweise kein Widerspruch sein müssen. Im Zentrum stehen Vertrauen, Eigenverantwortung und eine Unternehmenskultur, die das Privatleben nicht als Störfaktor, sondern als notwendige Ressource begreift. Überstunden gelten in diesem Modell nicht als Ausdruck von Engagement, sondern als strukturelles Problem. Für andere Länder, in denen lange Arbeitszeiten noch immer mit Leistungsfähigkeit gleichgesetzt werden, bietet Schweden ein alternatives Verständnis von produktivem Arbeiten, eines, das langfristig nicht nur der Gesundheit der Beschäftigten zugutekommt, sondern auch dem Unternehmenserfolg.

Redaktion finanzen.net

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