Erholung: Mikropausen steigern die Produktivität im Arbeitsalltag

Stress und Hektik im Arbeitsalltag können das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden negativ beeinflussen. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, können Mikropausen eingebaut werden.
Pausen sind im Arbeitszeitgesetz verankert
Arbeitgeber sind gemäß Paragraph 4 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitenden Pausenzeiten zu gewähren - wobei eine gesetzliche Definition der Pause nicht existiert, kann von einer Arbeitszeitunterbrechung als Konsens ausgegangen werden. Zwar obliegt die Gestaltung der Pause den Mitarbeitenden, die Dauer ist jedoch festgelegt. Ab einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden ist eine halbe Stunde angesetzt. Sind es dagegen mehr als neun Stunden, steigt der Anspruch auf 45 Minuten - diese können in drei kleine Pausen mit jeweils 15 Minuten geteilt werden.
Obwohl Pausenzeiten gesetzlich festgelegt sind, scheint die Wichtigkeit der Pausenkultur nicht vollumfänglich berücksichtigt zu werden, wie eine Online-Umfrage der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) zeigt. Von 323 Befragten gaben rund ein Viertel an, "häufig oder immer die Pause ausfallen" zu lassen. Als Hauptgründe werden Zeit- und Termindruck benannt. Aber auch Vertiefung in die Arbeit und somit Vergessen der Pause stellt gemäß der Umfrage einen häufigen Grund dar. Als dritthäufigster Punkt wird Personalmangel angegeben. Selbst wenn Pausen gemacht werden, sind diese meist nicht sehr produktiv, denn sie werden am Arbeitsplatz abgehalten: Eine Regeneration ist damit nahezu unmöglich, und das, obwohl Pausen wichtig sind.
Vorteile von Pausen
Neben den gesetzlich festgelegten Pausen existiert das Konzept der sogenannten Mikropausen, welches in diversen Studien untersucht wurde. So beschreiben beispielsweise Patricia Albulescu und Kollegen in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2022, dass es sich bei Mikropausen um Pausen von mindestens ein paar Sekunden bis zu höchstens zehn Minuten handelt. Diese kurzen Pausen sollen einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Menschen haben, denn sie verringern Müdigkeit und erhöhen das Energie-Level. Zwar konnte keine direkte Leistungssteigerung angenommen werden, aber eine Verringerung ließ sich ebenfalls nicht erkennen. Ganz eindeutig sind die Ergebnisse damit nicht. Doch auch andere Forscher halten die Mikropausen für sinnvoll.
Psychologe Friedhelm Nachreiner ist Vorsitzender der Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung und betont die Wirkung der Mikropausen in einem Interview mit dem Nachrichtensender WELT: "Diese Mikropausen dienen eigentlich nicht der Erholung, sondern der Vorbeugung von Übermüdung". Daher seien sie auch für jeden individuell. "Bei manchen ist die Pause nicht so schnell notwendig, bei manchen dafür früher und länger. Für alle Menschen fünf Minuten - das wäre zum Beispiel Quatsch", erklärt er.
Unterstützung durch den Arbeitgeber kann Vorteile stärken
Um die Mitarbeitenden langfristig zu binden und gesund zu halten, kann die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) unterstützt werden. Laut dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) stellen unter anderem Themengebiete wie Stressbewältigung respektive Stressprävention sowie Erholung und Entspannung am Arbeitsplatz wichtige Handlungsfelder des BGF dar. Maßnahmen des BGF können also die betriebliche Pausenkultur verbessern.
Beispielsweise könnten Pausenzonen eingerichtet werden: "Oft genügt hier schon ein Tisch mit ein paar Stühlen. Entscheidend ist vor allem, einen Ort zu schaffen, an dem die Mitarbeitenden zusammenfinden können", erklärt Gudrun Wagner, Vertreterin der Berufsgenossenschaft Holz und Metall im DGUV Sachgebiet Beschäftigungsfähigkeit. Diese sogenannten Kommunikationsecken bieten zudem einen Raum für den Austausch unter Kollegen. Unternehmen können sogar einen weiteren Schritt wagen und Ruheräume schaffen, in denen ein "Powernap" möglich ist. "Der Schlaf darf aber nicht zu lange dauern, denn dann geht der Körper in andere Schlafphasen über und wird zu müde. Mehr als 10 bis 15 Minuten sind nicht ratsam", erklärt Dr. Hanna Zieschang, Leiterin des Bereichs Arbeitsgestaltung - Demografie am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV. Wagner betont, dass das Leistungsmodell vieler Industriestaaten überholt werden müsse. Leistung solle nicht mehr in Arbeitszeit gemessen werden, dann erkennt man, dass Pausen wie Powernapping keine mangelnde Motivation darstellen.
Redaktion finanzen.net
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