Rohöl: Schlechte Prognosen, hohe Preise
Auf den ersten Blick erscheint es paradox, was sich auf dem Rohölmarkt abspielt. Die relative Stärke des Energieträgers überrascht.
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von Peter Gewalt, €uro am Sonntag
Während die Warnungen vor einer Rezession in den Industriestaaten seit Wochen zunehmen, halten sich die Preise für ein Barrel der Sorte Brent auf hohem Niveau, WTI-Öl legte zuletzt sogar leicht zu. Selbst jüngste Einschätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Opec, die beide mit einem Abflauen der Weltkonjunktur rechnen und ihre Verbrauchsprognosen nach unten revidierten, änderten wenig an dieser Entwicklung.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Ein Grund für den recht positiven Preistrend des sehr konjunkturabhängigen Rohstoffes ist die weiterhin recht gute Wirtschaftslage in China. So sind im August die Ölimporte Chinas im Monatsvergleich um über acht Prozent auf knapp 150 Millionen Barrel (159 Liter) gestiegen. Somit haben die Rohöleinfuhren seit Jahresanfang 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Auch in anderen Schwellenländern ist der Energieverbrauch im Jahresverlauf gestiegen.
Preisunterstützend wirken daneben die ausbleibenden Öllieferungen aus Libyen. Während das nordafrikanische Land vor dem Bürgerkrieg für rund 1,6 Millionen Barrel der weltweiten Tagesproduktion von rund 88 Millionen Barrel verantwortlich war, ist die Förderung seit März praktisch zum Erliegen gekommen. Laut des früheren libyschen Ölministers Ghanem dürften noch rund 18 Monate vergehen, ehe der Wüstenstaat seine Produktion auf Vorkrisenniveau hochgefahren hat. Doch das Beispiel Irak lehrt, dass es auch schneller gehen kann. So schätzen die Rohstoffexperten der Commerzbank, dass Libyen unter Umständen schon in einem halben Jahr bis zu einer Million Barrel exportieren wird, was sich negativ auf den Ölpreis auswirken dürfte.
Zudem schätzen Marktkenner die revidierten Prognosen von IEA und Opec angesichts der weltwirtschaftlichen Verwerfungen als zu optimistisch ein. Sollten die düsteren Annahmen der Experten eintreffen, wird der Ölpreis auf heutigem Niveau nicht zu halten sein. Anleger, die auf einen Verfall der Notierungen setzen wollen, können auf den Short-ETC der Deutschen Bank (ISIN: DE 000 A1A QGW 3) setzen. Die besicherte Schuldverschreibung profitiert von einem sinkenden Preis der Sorte Brent.