Oracle-Aktie und OpenAI: Milliarden-Deal sorgt für Euphorie - droht nun eine gefährliche KI-Blase?
• Oracle-Aktie profitiert von gigantischem Infrastrukturdeal mit OpenAI
• Experten warnen vor Überinvestitionen in KI-Rechenzentren ohne klare Nachfragebasis
• Experten sprechen von "riskanter Wette"
Mega-Deal befeuert Anlegerfantasie
Das gemeldete Infrastrukturabkommen zwischen Oracle und OpenAI im Milliardenvolumen hat die Finanzmärkte elektrisiert. Oracle prognostiziert massives Umsatzwachstum, während Investoren auf eine langanhaltende KI-Euphorie setzen.
Die Börse reagierte prompt: Oracle-Aktien legten massiv zu, auch andere Werte aus der Branche der Künstlichen Intelligenz wurden mit nach oben gezogen.
Experten: "Riskante Wette"
Doch nicht alle teilen die Euphorie. So bezeichnete etwa Benjamin Lee, Professor an der University of Pennsylvania, den Deal als "riskante Wette". Er sieht die Gefahr, dass Tech-Konzerne ihre Rechenzentrums-Kapazitäten schneller ausbauen, als der Markt sie tatsächlich benötigt, wie es bei MarketWatch heißt. Ohne die eine KI-App, die massenhaften Einsatz von KI-Lösungen rechtfertigt, könnten Investoren länger auf Rendite warten als geplant.
Nachfrage ungewiss - Trend zu effizienteren Modellen
Die derzeitige Knappheit an Hochleistungs-Chips und Rechenleistung verdeckt laut Experten mögliche Risiken. Sollte die Nachfrage nach KI-Workloads nicht wie erwartet wachsen, droht eine Überkapazität. Zudem könnten spezialisierte, effizientere Modelle den Bedarf an gigantischen Rechenzentren künftig dämpfen. Lee merkte an: "Der Aufbau immer größerer Modelle könnte zu sinkenden Erträgen führen".
FOMO - Überwiegt die Angst, etwas zu verpassen?
Trotz dieser Warnungen überwiegt an der Wall Street die Ansicht, dass "Überbauen" weniger gefährlich sei als "Unterinvestieren", heißt es bei MarketWatch. Viele Konzerne handelten aus Furcht, den Anschluss zu verpassen ("FOMO") und investierten Milliarden in Infrastruktur. Datenzentrums-Betreiber profitierten aktuell enorm von der Nachfragewelle. Branchenvertreter wie Sean Farney, Vizepräsident für die Rechenzentrumsstrategie Amerika bei JLL, zeigen sich überzeugt, dass die Kapazitäten langfristig voll ausgelastet sein werden - auch wenn das kurzfristige Risiko einer KI-Blase nicht von der Hand zu weisen ist. "Ich war in meinen 30 Jahren in diesem Bereich noch nie so zuversichtlich, eine Nachfragekurve zu bestätigen", zitiert MarketWatch den Experten. Auch Lee betonte: "Ich denke, Rechenzentrumskapazität ist wichtig, und wir werden sie letztendlich vollständig nutzen", sobald KI-Anwendungsfälle deutlicher würden. Und weiter: "Die Rechenzentren werden letztendlich nützlich sein. Ob sie im gleichen Zeitrahmen nützlich sein werden, den Investoren anstreben, ist eine andere Frage".
Droht eine gefährliche KI-Blase?
Generell hat jedoch die Sorge, dass sich im KI-Sektor eine Blase bilden könnte, zuletzt merklich zugenommen. Eine aktuelle Untersuchung des MIT, über die Fortune berichtete, zeigt, dass 95 Prozent der KI-Pilotprojekte, trotz Investitionen von über 40 Milliarden US-Dollar in generative KI, kaum nennenswerte Erträge abwerfen. Dies nährt die Befürchtung, dass zwischen dem Hype um Investitionen und den tatsächlichen Ergebnissen eine deutliche Kluft besteht. Kurz vor der Veröffentlichung dieser Studie warnte auch OpenAI-CEO Sam Altman vor einer möglichen Blase im privaten KI-Markt und äußerte sich besorgt über die übersteigerte Investoreneuphorie sowie die hohe Bewertung einzelner Startups, wie Fortune wiedergibt.
Gary Marcus, KI-Experte, der bereits seit etwa zwei Jahren vor einer Blase warnt, nannte den Deal zwischen Oracle und OpenAI sogar "Spitzenwert der Blase". "Oracles neue Marktkapitalisierung von fast einer Billion Dollar, die diese Woche um fast 50 Prozent gestiegen ist und größtenteils auf diesen einen, scheinbar unverbindlichen Deal mit einer Partei zurückzuführen ist, die nicht über das Geld verfügt, um die Dienste zu bezahlen, erscheint verrückter als die meisten anderen", merkte Marcus Fortune zufolge kurz nach Bekanntwerden der Zusammenarbeit an. Auch Ed Zirton, Technologieautor sowie Gründer und CEO von EZPR, äußerte sich kritisch: "Dies ist ein grotesker Versuch von Oracle und OpenAI, Investoren und die Märkte insgesamt mit einem Vertrag zu täuschen, den keine der beiden Parteien erfüllen kann. Er garantiert praktisch, dass OpenAI in den nächsten Jahren das Geld ausgehen wird". Und damit stehen sie bei weitem nicht alleine da. So zweifelte auch Miles Brundage, KI-Forscher und ehemaliger Leiter der Politikforschung bei OpenAI, den Deal in einem X-Beitrag an.
I'm not an AI bubble person but it is very understandable for investors to be confused/concerned by the OpenAI-Oracle deal lol.
- Miles Brundage (@Miles_Brundage) September 14, 2025
OpenAI hasn't even gotten the for-profit conversion approved and is promising people 300 billion dollars??
"Ich bin kein KI-Blasen-Fan, aber es ist durchaus verständlich, dass Investoren über den OpenAI-Oracle-Deal verwirrt/besorgt sind, lol. OpenAI hat noch nicht einmal die Genehmigung für die Umwandlung in ein gewinnorientiertes Unternehmen erhalten und verspricht den Leuten 300 Milliarden Dollar??", so der Marktexperte.
Redaktion finanzen.net
Bildquelle: MarcelClemens / Shutterstock.com, TeeStocker/Shutterstock.com