Vom Buchhändler zum größten Online-Riesen - So lief der Aufstieg von Amazon
• Rasantes Wachstum in den Anfangsjahren
• Große Probleme aufgrund der Dotcom-Blase
• Expansion in Cloud, Gesundheit und KI
Die Geschichte von Amazon beginnt 1994 in einer Garage in Seattle. Von dort aus verkaufte Amazon-Gründer Jeff Bezos zunächst Bücher über seine Online-Plattform - nur wenige Jahre später gehört ihm eines der größten Handelsimperien der Welt.
Amazon: Wie alles begann
Am 5. Juli 1994 gründeten Jeff Bezos und seine damalige Ehefrau MacKenzie Bezos das Unternehmen Cadabra. Weil diese Bezeichnung allerdings zu nahe am Wort Kadaver liegt, änderte das Ehepaar den Firmennamen in Amazon, wie Bezos in seiner Biografie schreibt. Der neue Name ist eine Anlehnung an den Amazonas, den längsten Fluss der Welt.
Am 16. Juli 1995 verkaufte Amazon das erste Buch mit dem Titel "Fluid Concepts and Creative Analogies: Computer Models of the Fundamental Mechanisms of Thought" von Douglas R. Hofstadters. Ein Exemplar steht heute im Eingang des Amazon-Hauptgebäudes in Seattle.
1996 erzielte Amazon bereits einen Umsatz von 15,7 Millionen US-Dollar. Ein Jahr später standen sogar rund 150 Millionen US-Dollar an Erlösen in den Büchern des heute größten Onlinehändlers der Welt.
Amazon auf dem Vormarsch
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 stand Amazon zeitweise kurz vor der Insolvenz, als der Aktienkurs dramatisch einbrach. Rückblickend ist dies aber nur eine kleine Fußnote in der Geschichte von Amazon, denn mittlerweile zählt der Konzern zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Um sein Unternehmen vor einer Insolvenz zu schützen, beschloss Bezos, seine Plattform gegen eine Gebühr auch anderen Händlern zur Verfügung zu stellen. Mit diesem Schritt drang Amazon auch in andere Branchen vor: die Lebensmittelbranche, das Gesundheitswesen, Freizeitaktivitäten und Sport.
Im Jahr 2007 folgten zwei große Veränderungen bei Amazon. In diesem Jahr wurde nicht nur der Prime-Lieferservice eingeführt, sondern auch das erste E-Book verkauft. In Deutschland ist der Kindle E-Book-Reader seit Oktober 2009 verfügbar. Schon im Jahr 2011 verkaufte Amazon mehr elektronische Bücher als gedruckte Versionen.
Amazon setzt auf Cloud-Trend
Die Cloud-Sparte von Amazon boomt nicht erst seit der Corona-Pandemie. Amazon Web Services (AWS) wurde bereits 2006 als Tochterunternehmen von Amazon gegründet und sollte die nötige IT-Infrastruktur zur Verfügung stellen, um keine eigenen Server installieren zu müssen und ein mobileres Arbeiten zu ermöglichen. Inzwischen zählen Unternehmen wie Netflix, Dropbox oder Reddit zu den bekanntesten Kunden von AWS. Heute gehört AWS zu den größten Renditebringern im Gesamtkonzern.
Amazon ist nicht aufzuhalten
Auch das Streaming-Geschäft bleibt ein wichtiger Pfeiler in Amazons Strategie. Mit Amazon Music tritt der Konzern weiterhin gegen Spotify und Apple Music an. Im Videobereich will Prime Video mit Eigenproduktionen und dem 2022 übernommenen Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) gegenüber Netflix und Disney+ punkten. Seit Anfang 2024 bietet Prime Video optional auch werbefinanzierte Inhalte an - ein Schritt, der zusätzliche Einnahmequellen erschließen soll.
Wachstum auch durch Übernahmen
Bereits 2014 übernahm Amazon die Live-Streaming-Plattform Twitch für rund 970 Millionen US-Dollar. Auch im Einzelhandel setzte der Konzern früh Akzente: Die Übernahme des US-Biohändlers Whole Foods im Jahr 2017 (für 13,7 Milliarden US-Dollar) markierte den Einstieg in den stationären Lebensmittelhandel.
Die 2022 angekündigte Übernahme des Saugroboterherstellers iRobot, wurde hingegen im Jahr 2024 abgebrochen - Grund waren kartellrechtliche Bedenken der EU. Dafür verstärkte Amazon zuletzt seine Aktivitäten im Gesundheitsbereich und übernahm 2023 den US-Gesundheitsdienstleister One Medical. Ziel ist es, das Angebot rund um Amazon Clinic und Telemedizin strategisch auszubauen.
Bezos nicht mehr Amazon CEO
Bereits im dritten Quartal 2021 übergab Amazon Gründer Jeff Bezos die Leitung des Unternehmens an Andy Jassy, der zuvor die erfolgreiche Cloud Sparte Amazon Web Services (AWS) aufgebaut hatte. Bezos erklärte damals, dass Amazon "so erfinderisch wie nie zuvor" sei - ein idealer Zeitpunkt für einen Führungswechsel. Seitdem fungiert er als Vorsitzender des Verwaltungsrats und bleibt in strategischen Fragen einflussreich.
Andy Jassy hat sich seither vor allem auf Profitabilität, Effizienz und den Ausbau von AWS sowie KI Diensten konzentriert. Unter seiner Führung hat Amazon in eigene KI Modelle wie Amazon Titan und Plattformdienste wie Bedrock investiert. Gleichzeitig veranlasste Jassy mehrere Entlassungswellen, unter anderem in den Bereichen Corporate, AWS und Prime Video, um den Konzern zu verschlanken.
Redaktion finanzen.net
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