Netflix-Aktie knickt ein: Streaminggigant enttäuscht mit Gewinnplus im dritten Quartal

22.10.2025 15:36:00

Als erster großer US-Techkonzern hat Netflix am Dienstag seine Bücher geöffnet. So fiel die Quartalsbilanz des Streamingriesen aus.

Für Netflix ist das dritte Geschäftsquartal mit einem Gewinnplus zu Ende gegangen. Das Ergebnis je Aktie stieg von 5,40 US-Dollar auf 5,87 US-Dollar, damit verdiente Netflix weniger als am Markt erwartet worden war. Analysten hatten beim EPS im Schnitt einen Gewinn von 6,96 US-Dollar je Aktie erwartet.

Auch die Erlöse entwickelten sich positiv: Nach 9,83 Milliarden US-Dollar an Umsätzen vor Jahresfrist erlöste Netflix im aktuellen Berichtsquartal 11,51 Milliarden US-Dollar und traf damit die Analystenschätzungen, die im Vorfeld bei 11,51 Milliarden US-Dollar gelegen hatten.

Auf Kurs zu einer Milliarde Zuschauer

Netflix nähert sich eigenen Angaben nach der Marke von einer Milliarde Zuschauern. Co-Chef Ted Sarandos sprach davon nach Vorlage aktueller Quartalszahlen, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Der Videostreaming-Marktführer geht bei seiner Schätzung davon aus, dass in Kundenhaushalten im Schnitt mehr als eine Person auf den Dienst zugreift.

Netflix gilt als die klare Nummer eins im Videostreaming - macht seit diesem Jahr aber keine regelmäßigen Angaben zu Kundenzahlen. Das vergangene Jahr hatte Netflix mit 301,6 Millionen Kundenhaushalten abgeschlossen.

Kino zum Mitsingen

Netflix punktete bei den Zuschauern im vergangenen Quartal unter anderem mit dem Animationsfilm "KPop Demon Hunters". Die Geschichte, in der eine Girlband mit ihrer Musik die Welt vor Dämonen beschützt, wurde zum meistgesehenen Film bei Netflix. Zusätzlich brachte der Dienst zeitweise auch eine Version zum Mitsingen ins Kino.

Der Kinoerfolg ändere nichts an der Strategie, Filme vorrangig auf der eigenen Plattform und nicht auf der großen Leinwand herauszubringen, betonte Sarandos. Er argumentierte, "KPop Demon Hunters" sei gerade deshalb im Kino erfolgreich gewesen, weil der Film zuvor eine Fangemeinde im Streaming aufbauen konnte.

Könnte Netflix Warner Bros. kaufen?

Nur wenige Stunden vor den Netflix-Quartalszahlen gab der Medienkonzern Warner Bros. Discovery bekannt, dass es mehrere Übernahmeinteressenten gibt. Netflix wird in Medienberichten als einer davon gehandelt. Zum Konzern gehören das Hollywood-Urgestein Warner Bros. und eine Reihe von TV-Sendern wie unter anderem auch CNN. Neben der Film- und TV-Produktion könnte für Netflix - und Konkurrenten - der Bezahlsender HBO mit seinem riesigen Serien-Katalog attraktiv sein.

In einer Videokonferenz gaben Sarandos und der zweite Co-Chef Greg Peters nur wenige Hinweise darauf, ob Netflix im Rennen sein könnte. Sarandos sagte zwar, Netflix habe schon früher klargemacht, dass es kein Interesse am Kauf klassischer TV-Sender habe. Zugleich betonte er aber, dass der Dienst Zukäufe nicht grundsätzlich ausschließe - auch wenn man selbst alles Nötige habe, um erfolgreich zu sein.

Peters spielte zugleich generell die Bedeutung großer Zukäufe herunter. Um nachhaltig erfolgreich zu sein, müssten Unternehmen ihre Fähigkeiten selbst Tag für Tag verbessern. "Man erreicht das nicht, indem man einfach ein anderes Unternehmen kauft."

Steuerstreit in Brasilien

Beim Quartalsgewinn verfehlte Netflix unterdessen die Analysten-Erwartungen. Das Ergebnis pro Aktie lag bei 5,87 Dollar, während an der Börse im Schnitt gut ein Dollar mehr erwartet worden war. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um mehr als sechs Prozent.

Netflix verwies zur Begründung auf eine noch andauernde Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden in Brasilien. Dabei geht es um eine Abgabe bei einigen Zahlungen der brasilianischen Netflix-Tochterfirma an die US-Zentrale. Der Konzern ging davon aus, dass sie nicht fällig wird - stellt sich nun aber auf eine Nachzahlung ab 2022 ein. Unter dem Strich stieg der Gewinn derweil im Jahresvergleich um fast acht Prozent auf knapp 2,55 Milliarden Dollar.

Netflix-Zahlen kommen an der Börse schlecht an

Die Netflix-Aktien haben am Mittwoch trotz eines anhaltend guten Geschäftswachstums den Anlegern die Stimmung vermiest. Die Netflix-Aktie verliert an der NASDAQ zeitweise 8,34 Prozent auf 1.137.82 US-Dollar. Für das laufende Jahr reduziert sich damit das Kursplus auf rund 32 Prozent. Allerdings bleibt die Seitwärtsbewegung der Titel seit ihrem Rekordhoch Ende Juni intakt.

Mit einer Marktkapitalisierung von gut 525 Milliarden Dollar ist Netflix an der Börse deutlich mehr wert als die Konkurrenten Walt Disney (205 Milliarden), Comcast (110 Milliarden) und Warner Bros. Discovery (Warner Bros Discovery) (50 Milliarden) zusammen. Die Netflix-Aktie war im Februar im Zuge positiver Jahreszahlen erstmals über die Marke von 1.000 Dollar geklettert. Im April fiel der Kurs infolge der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump dann fast bis auf 800 Dollar zurück, erholte sich aber rasch und erreichte Ende Juni die bisherige Bestmarke von 1.341 Dollar.

Sowohl das vergangene Jahresviertel als auch der Ausblick auf das laufende Quartal sähen insgesamt ordentlich aus, schrieb JPMorgan-Analyst Doug Anmuth. Allerdings könnten die Markterwartungen nun ein wenig sinken. Der Experte verwies auch darauf, dass Netflix die Tür für selektive Zukäufe offen halte. Bisher habe das Unternehmen keine größeren Akquisitionen getätigt.

James Heaney vom Analysehaus Jefferies sprach von durchwachsenen Ergebnissen und bemängelte, dass der fehlende Ausblick auf 2026 für eine gewisse Wachstumsunsicherheit sorgen könnte. An der aufwärtsgerichteten Anlagestory ändert sich jedoch aus seiner Sicht nichts. Er rechnet weiterhin mit einem dauerhaften prozentual zweistelligen Umsatzwachstum und Steigerungen der Profitabilität.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX

Bildquelle: Netflix

In eigener Sache

Aktiendepot-Vergleich: Finde den perfekten Broker für Deinen Bedarf!

Über ein Dutzend Aktiendepots wurden getestet – entdecke jetzt die besten Angebote im Depot-Vergleich.

Jetzt die besten kostenlosen Depots vergleichen!

Weitere News zum Thema