Goldrally: JPMorgan hält Verdopplung des Goldpreises für möglich
• Nach dem größten Tagesverlust seit über zehn Jahren sieht JPMorgan den Goldpreis langfristig auf bis zu 6.000 US-Dollar steigen
• Anleger nutzen Gold zunehmend als Absicherung gegen Aktienrisiken statt gegen Inflation
• Zinssenkungen, Zentralbankkäufe und ein schwächerer Dollar könnten die Nachfrage zusätzlich ankurbeln
Am 21. Oktober 2025 erlebte der Goldpreis den heftigsten Rückschlag seit mehr als einem Jahrzehnt: Rund sechs Prozent verlor das Edelmetall an nur einem Tag. Doch während viele Anleger kurzfristig nervös reagierten, blickt die US-Investmentbank JPMorgan Chase überraschend optimistisch nach vorn - und hält sogar eine Verdopplung des Goldpreises in den kommenden drei Jahren für möglich.
Warum JPMorgan trotz Rückschlag bullish bleibt
Laut MarketWatch sieht JPMorgan-Analyst Nikolaos Panigirtzoglou die jüngste Korrektur nicht als Trendwende, sondern als Folge kurzfristiger Gewinnmitnahmen. Entscheidend sei vielmehr, dass institutionelle Investoren Gold zunehmend als strategische Beimischung im Portfolio nutzen - nicht mehr primär als Inflationsschutz, sondern als Absicherung gegen Aktienrisiken.
Aus einer Analyse von MarketWatch geht hervor, dass die Bank das aktuelle Engagement nicht allein durch die sogenannte "Debasement-Trade"-Logik erklären kann, also den Schutz vor einem schwächeren Dollar. Vielmehr hätten Anleger 2025 zeitgleich Aktien und Gold gekauft und sich von langlaufenden Anleihen abgewandt. Der Anteil von Gold an den globalen nichtbanklichen Vermögenswerten liege derzeit bei 2,6 Prozent. Steige dieser Wert auf 4,6 Prozent, würde der Goldpreis rechnerisch um 110 Prozent zulegen - und genau dieses Szenario hält JPMorgan für plausibel.
Rückenwind durch Zinssenkung und Stagflationssorgen
Auch andere Abteilungen der Großbank bleiben optimistisch. Laut einem Bericht von Reuters prognostizierten JPMorgan-Analysten im vierten Quartal 2026 einen durchschnittlichen Goldpreis von 5.055 US-Dollar je Feinunze. Bis 2028 könnte der Preis sogar auf 6.000 US-Dollar klettern. Gegenüber dem derzeitigen Kursniveau von 3.987,84 US-Dollar entspräche das einem Aufwärtspotenzial von knapp über 50 Prozent. (Stand: 06.11.2025)
Haupttreiber dieser Entwicklung sei die geldpolitische Wende der US-Notenbank. Die Zinssenkung der Federal Reserve verbessere das Umfeld für zinslose Anlageformen wie Gold deutlich, erklärte Natasha Kaneva, Leiterin der Rohstoffstrategie bei JPMorgan. Ihr Kollege Gregory Shearer ergänzte, dass "eine Kombination aus Stagflationsängsten, Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed und einem anhaltenden Diversifizierungsprozess weg vom US-Dollar" die Nachfrage stützen dürfte.
Zentralbanken und ETFs treiben die Nachfrage
Grundsätzlich positiv gestimmt zeigen sich auch andere Investmenthäuser: Morgan Stanley etwa erwartet, dass Gold bis Ende 2026 auf rund 4.400 US-Dollar je Unze steigt. Besonders die anhaltenden Käufe der Zentralbanken und die starken Mittelzuflüsse in Gold-ETFs stützen die Preise. Laut dem Institut übertraf der Goldanteil in den weltweiten Zentralbankreserven erstmals seit 1996 den Anteil von US-Staatsanleihen - ein deutliches Signal für das wachsende Vertrauen in den langfristigen Werterhalt des Edelmetalls.
Dennoch sehen die Analysten auch Risiken. Hohe Preise könnten die physische Nachfrage, etwa im Schmucksektor, dämpfen. Zudem begrenzen Umweltauflagen und Genehmigungsverfahren den Ausbau neuer Förderprojekte. Morgan Stanley zufolge ist daher zwar kein neuer "Super-Cycle" bei Goldminen zu erwarten, die strukturelle Nachfrage dürfte aber bestehen bleiben.
Redaktion finanzen.net
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