Bayer-Aktie - Vom Farbstoffhersteller zum globalen Life-Science-Konzern
• Vom Teerfarbstoff zu Aspirin
• Chemie, Pharma und Agrar
• Zwischen Hoch und Tief - auch in der Zukunft
Innovation aus dem Teerfarbstoff
Die Geschichte der Bayer AG begann im Jahr 1863, als Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott in Barmen (heute ein Stadtteil von Wuppertal) ein Unternehmen zur Herstellung synthetischer Farbstoffe gründeten. Die "Friedr. Bayer et comp." spezialisierte sich auf Farbstoffe aus Steinkohlenteer - ein Bereich, der damals als Hightech galt. Das Unternehmen wuchs rasch und wurde 1881 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Schritt in die Pharmazie
Ein entscheidender Entwicklungsschritt erfolgte 1888 mit der Gründung einer pharmazeutischen Abteilung. Bayer positionierte sich zunehmend als Hersteller von Heilmitteln - und erzielte 1899 mit der Markteinführung von Aspirin einen weltweiten Durchbruch. Das Medikament wird zu einem der bekanntesten Produkte der Medizingeschichte und prägt das Image des Unternehmens bis heute.
Umzug nach Leverkusen
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg exportierte Bayer in alle Welt und erzielte rund 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Die Unternehmenszentrale wurde 1912 nach Leverkusen verlegt, wo Bayer ein modernes Werksgelände mit Forschungseinrichtungen errichtete. Der Standort bleibt bis heute Hauptsitz des Konzerns.
Dunkle Jahre und Neuanfang nach dem Krieg
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Bayer Teil der IG Farben, eines Zusammenschlusses großer Chemiekonzerne. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die IG Farben aufgelöst und Bayer entstand 1951 als eigenständiges Unternehmen neu. Die folgenden Jahrzehnte waren von Wiederaufbau und Expansion geprägt. Bayer investierte in neue Produkte - etwa Kunststoff, Agrochemikalien und moderne Medikamente - und wuchs erneut zu einem weltweit tätigen Unternehmen heran.
Strategischer Umbau
In den 1990er- und frühen 2000er-Jahren verfolgte Bayer eine Strategie der Diversifizierung und Internationalisierung. Das Unternehmen kaufte das kanadische Kautschukunternehmen Polysar und übernahm 2001 die Agrarsparte von Aventis. Gleichzeitig wurde die Chemiesparte abgespalten - aus ihr entstand 2015 das eigenständige Unternehmen Covestro, das sich auf Hochleistungs-Kunststoffe spezialisierte und an die Börse gebracht wurde.
Monsanto-Übernahme
Der wohl tiefgreifendste Schritt in der jüngeren Geschichte Bayers ist die Übernahme des US-Konzerns Monsanto im Jahr 2018. Für rund 63 Milliarden US-Dollar übernahm Bayer den umstrittenen Agrarriesen, bekannt für das Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Ziel war es, Bayer zum Weltmarktführer im Bereich Agrartechnologie zu machen. Doch mit dem Kauf gehen bis heute massive rechtliche Risiken einher: In den USA wurden Bayer zehntausende Klagen wegen angeblicher Gesundheitsgefahren durch Glyphosat vorgelegt. Der Konzern musste Rückstellungen in Milliardenhöhe bilden, der Aktienkurs brach ein und das Vertrauen der Anleger wurde nachhaltig erschüttert.
Wirtschaftlicher Druck
Die Belastungen durch Rechtsstreitigkeiten, dazu der Ablauf von Patenten wichtiger Medikamente wie Xarelto und Eylea, führten zu wirtschaftlichem Druck. 2023 übernahm Bill Anderson den Vorstandsvorsitz und kündigte einen umfassenden Umbau an. Ziel war und ist es, Bayer effizienter, schneller und wettbewerbsfähiger zu machen. Mit dem neuen Organisationsmodell "Dynamic Shared Ownership" sollen Entscheidungsprozesse beschleunigt, Hierarchien abgebaut und die Verwaltung verschlankt werden. Bis 2026 will der Konzern rund zwei Milliarden Euro einsparen. Im Zuge dessen ist auch ein Stellenabbau von mehreren tausend Beschäftigten geplant - vor allem in der Verwaltung und Forschung.
Aktuelle Struktur
Heute versteht sich Bayer als reines Life-Science-Unternehmen mit den drei Kernbereichen Pharmaceuticals (verschreibungspflichtige Medikamente), Consumer Health (rezeptfreie Produkte) und Crop Science (Agrartechnologie). Der Konzern ist in über 80 Ländern vertreten, beschäftigt rund 93.000 Mitarbeitende und erzielte im Jahr 2024 in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika einen Umsatz von rund 13,98 Milliarden Euro, wie auf der Unternehmenswebsite berichtet wird. Mit Innovationszentren in Nordamerika, Europa und Asien bleibt Bayer in Forschung und Entwicklung stark aktiv.
Auf und Ab der Zukunft
Neben Herausforderungen ergeben sich für Bayer in der Zukunft auch Chancen - etwa durch neue biotechnologische Entwicklungen, die Digitalisierung in der Landwirtschaft und den wachsenden Gesundheitsmarkt. Ob Bayer seinen Reformkurs erfolgreich umsetzen kann, wird entscheidend dafür sein, ob der Konzern in Zukunft wieder an frühere Erfolge anknüpfen kann.
Redaktion finanzen.net
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