Lufthansa-Aktie springt dennoch an: Preiskampf belastet Lufthansa-Gewinn im Sommer
Obwohl der Konzern dank pünktlicherer Flüge weniger Entschädigungen an Passagiere bezahlen musste, blieb im dritten Quartal weniger Gewinn übrig als ein Jahr zuvor. Vorstandschef Carsten Spohr sieht die Lufthansa dennoch auf gutem Weg zu einem höheren operativen Gewinn im laufenden Jahr. An der Börse kamen die Nachrichten gut an.
Die Lufthansa-Aktie legte am Vormittag bereits deutlich zu. Letztendlich gehörte sie via XETRA mit einem Aufschlag von noch 7,4 Prozent auf 7,46 Euro immer noch zu den stärksten Gewinnern im MDAX, dem Index der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier 17 Prozent gewonnen.
Im dritten Quartal beförderte die Lufthansa zwar fast 42 Millionen Passagiere und damit drei Prozent mehr als zuvor. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 11,2 Milliarden Euro zu. Doch der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) ging um ein Prozent auf gut 1,3 Milliarden Euro zurück. Der Überschuss schrumpfte wegen eines negativen Steuereffekts sogar um zwölf Prozent auf 966 Millionen Euro.
So sanken die durchschnittlichen Sitzplatzerlöse der hauseigenen Passagier-Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings um 2,2 Prozent. Der Vorstand erklärte dies mit einer schwächeren Nachfrage auf den Strecken über den Nordatlantik und einem starken Wettbewerb auf Flügen innerhalb Europas. Andererseits führte das laufende Sparprogramm dazu, dass die Stückkosten abseits von Treibstoff nur um ein halbes Prozent stiegen.
In Summe lieferten die Passagier-Airlines mit 1,2 Milliarden Euro insgesamt praktisch genauso viel bereinigten operativen Gewinn ab wie im Sommer 2024. Dazu steuerte allein der neue italienische Ableger Ita 35 Millionen Euro bei. Entschädigungen für Verspätungen und Flugausfälle schlugen laut Finanzvorstand Till Streichert zwar mit 139 Millionen Euro negativ zu Buche, doch ein Jahr zuvor habe die Summe noch gut 100 Millionen höher gelegen.
Unterdessen konnte die Frachttochter Lufthansa Cargo ihr Ergebnis dank starker Nachfrage von 38 Millionen auf 49 Millionen Euro steigern. Die Wartungssparte Lufthansa Technik verdiente mit 130 Millionen Euro hingegen 31 Millionen weniger als ein Jahr zuvor, weil der Zollstreit mit den USA und ungünstige Währungskurse negativ zu Buche schlugen. Die Lufthansa bemüht sich nach eigenen Angaben, die Zollfolgen abzumildern.
Erfreut zeigte sich Konzernchef Spohr darüber, dass die Maschinen der Konzern-Airlines inzwischen deutlich pünktlicher unterwegs sind als in den Vorjahren. In den ersten neun Monaten des Jahres habe sich die Pünktlichkeit um zehn Prozentpunkte verbessert. Die Regelmäßigkeit der Flüge lag den Angaben zufolge bei 99 Prozent.
Für das Gesamtjahr plant der Manager weiterhin, das Flugangebot im Vergleich zu 2024 um vier Prozent auszubauen. Der bereinigte operative Gewinn soll den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro deutlich übertreffen. Analysten gingen zuletzt von rund 1,9 Milliarden aus.
Die Aussichten haben sich aus Sicht des Vorstands zuletzt etwas aufgehellt: Schon für das vierte Quartal entwickelten sich die Buchungen für die Nordatlantik-Routen wieder besser, und auch für 2026 sehe es besser aus.
Unterdessen muss die Lufthansa weiterhin lange auf neue Flugzeuge warten. Zwar sollen in der laufenden Woche zwei neue Boeing 787 "Dreamliner" eintreffen, auf die der Konzern seit Jahren gewartet hat. Doch die Auslieferung der noch größeren Boeing 777X wird sich um ein weiteres Jahr bis 2027 verzögern, wie der Hersteller am Mittwoch mitgeteilt hatte.
Damit kommt die modernisierte Version des Verkaufsschlagers Boeing 777 tatsächlich sieben Jahre später als ursprünglich geplant. Laut Spohr hatte die Lufthansa den Typ ohnehin nicht für 2026 eingeplant. Nun solle sie ab Sommer 2027 die Flotte verstärken, sagte Spohr in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Wegen der Verzögerungen will er ältere Maschinen vom Typ Airbus A340-600 noch länger einsetzen als geplant. Die doppelstöckigen Riesenjets vom Typ Airbus A380 dürften sogar bis ins nächste Jahrzehnt bei der Lufthansa im Einsatz bleiben, sagte er.
Während der Corona-Pandemie hatte die Lufthansa ihre A380-Jets in der Wüste geparkt und zunächst erwartet, sie nie wieder in Betrieb zu nehmen. Die wachsende Ticketnachfrage nach der Pandemie und die Lieferprobleme der Flugzeughersteller Airbus (Airbus SE) und Boeing bewegten den Vorstand jedoch dazu, die Maschinen wieder in die Luft zu schicken.
Dass der US-Konzern Boeing bei seinen Passagierjets seit Jahren mit heftigen Problemen kämpft, lässt Spohr nicht von dem Hersteller abrücken. "Airbus ist glaube ich ausverkauft bis 2032, Boeing bis 2031", sagte er. Da es nur zwei große Hersteller gebe, werde Lufthansa weiterhin bei beiden einkaufen.
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FRANKFURT (dpa-AFX)
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