Hohe Ausschüttungen mit begrenztem Risiko: Was steckt hinter Covered-Call-ETFs?
• Kombination aus ETF-Investment und Optionsstrategie
• Regelmäßige Einnahmen durch Prämien - aber begrenzte Kurschancen
• Vor allem für Seitwärtsmärkte geeignet
Covered-Call-ETFs verbinden klassische Aktienanlagen mit einer Stillhalterstrategie: Der Fonds verkauft Call-Optionen auf Aktien, die er bereits im Portfolio hält. Dafür kassiert er Prämien, die - wenn alles nach Plan läuft - als laufende Erträge an die Anleger ausgeschüttet werden. Käufer dieser Optionen sind Investoren, die auf steigende Kurse setzen und bereit sind, eine Prämie zu zahlen, um sich potenzielle Kursgewinne zu sichern.
Regulärer ETF mit potenziellen Zusatzeinnahmen
Als Basis dieses Investments dient ein regulärer Exchanged Traded Fund, der - wie bei diesen Produkten üblich - einen Index nachbildet. Dieses Konstrukt begrenzt zwar das Risiko, aber ebenfalls die Rendite, da der Index in der Regel nicht übertroffen wird. Um das Ertragspotenzial zu erhöhen, werden zusätzlich gedeckte Call-Optionen verkauft. "Gedeckt" bedeutet: Der Fonds verkauft nur Optionen auf Aktien, die er tatsächlich hält - ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Denn im Gegensatz zu ungedeckten Optionen besteht hier keine Nachschusspflicht.
Der ETF agiert hierbei als Stillhalter und verpflichtet sich, bestimmte Aktien zu einem festgelegten Preis zu verkaufen, sofern die Option ausgeübt wird. Da der Ausübungspreis (Strike) in der Regel über dem aktuellen Kurs liegt, bleibt das Gewinnpotenzial nach oben begrenzt - gleichzeitig wird das Risiko im Vergleich zu ungedeckten Optionen aber deutlich reduziert.
Die Strategie geht dann auf, wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie zum Laufzeitende unter dem Ausübungspreis der verkauften Call-Option liegt - dann ist die Verkaufsprämie als zusätzliche ETF-Rendite zu werten.
Vor- und Nachteile im Überblick
Der größte Vorteil von Covered-Call-ETFs liegt in den regelmäßigen Prämieneinnahmen, die teils monatlich ausgeschüttet werden. Anleger erhalten also in regelmäßigen Abständen kleinere Gewinne, die sich auf die Gesamtrendite des ETFs hinzuaddieren.
Besonders in seitwärts laufenden oder leicht steigenden Märkten ist dies für Anleger eine erfolgversprechende Strategie, zumal die Schwankungen sich bei diesem ETF-Konstrukt in Grenzen halten.
Geht es an den Märkten aber deutlicher aufwärts und steigt der Kurs einer Aktie über den Ausübungspreis der verkauften Call-Option, wird die Aktie automatisch aus dem Portfolio ausgebucht - mögliche zusätzliche Kursgewinne kann der ETF dann nicht mehr mitnehmen, weshalb das Renditepotenzial bei Covered-Call-ETFs begrenzt bleibt. Kommt es auf der anderen Seite zu deutlicheren Kursrückgängen, sind Anleger von Covered-Call-ETFs ebenfalls nicht vor Verlusten gefeit, allerdings kann die Optionsprämie die Kursverluste zumindest teilweise abfedern.
Covered-Call-ETFs vs. Dividenden-ETFs: Wo liegen die Unterschiede?
Sowohl Covered-Call- als auch klassische Dividenden-ETFs zielen auf regelmäßige Erträge und dienen daher der Ergänzung einer ETF-Strategie. Doch während Dividenden-ETFs lediglich auf die Ausschüttungen von Unternehmen setzen, schöpfen Covered-Call-ETFs zusätzlich Prämien aus dem Optionshandel ab, was zu höheren laufenden Erträgen führen kann.
Ein weiterer Unterschied: Dividenden-ETFs profitieren uneingeschränkt von Kursgewinnen - Covered-Call-ETFs hingegen verzichten durch den Verkauf von Calls bewusst auf Teile dieser Entwicklung. Dafür können sie in volatilen oder seitwärts laufenden Märkten oft besser abschneiden. Auch bei der Risikostruktur gibt es Unterschiede: Dividendenstrategien sind stärker an die Finanzkraft der Unternehmen gebunden - zahlt ein Unternehmen also keine Dividende oder reduziert die Auszahlung, leidet auch die Dividendenstrategie. Bei Covered-Call-ETFs hingegen wird ein aktives Risikomanagement über Optionen betrieben - ebenfalls nicht ohne Risiken.
Covered-Call-ETFs richten sich daher vor allem an einkommensorientierte Anleger, die regelmäßige Ausschüttungen bevorzugen und dafür bereit sind, auf einen Teil der Kursgewinne zu verzichten. Besonders in volatilen oder seitwärts tendierenden Märkten kann die Strategie sinnvoll sein - etwa als Ergänzung im Depot oder zur Stabilisierung von Erträgen im Ruhestand.
Da Optionsgeschäfte nicht risikofrei sind, sollten Anleger die Funktionsweise zumindest grob verstehen. Wer sich nicht selbst um Stillhaltergeschäfte kümmern will, findet in Covered-Call-ETFs jedoch eine einfache, breit gestreute Lösung.
Fazit: Ausschüttungen mit eingebautem Deckel
Covered-Call-ETFs sind ein Anlagevehikel für defensive Anleger mit Ertragsfokus. Sie bieten in ruhigen Marktphasen regelmäßige Einnahmen - begrenzen jedoch das Kurspotenzial nach oben. Im Vergleich zu Dividenden-ETFs können sie die Ausschüttung steigern, sind aber weniger geeignet für langjährige Wachstumsstrategien.
Redaktion finanzen.net
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