Wenn KI über Karrieren entscheidet: US-Umfrage zeigt breiten KI-Einsatz in HR

19.11.2025 14:44:00

Künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug in Personalabteilungen. Entscheidungen über Beförderungen oder Kündigungen treffen nicht mehr nur Menschen. Was zunächst effizient erscheint, wirft tiefgreifende ethische Fragen auf.

Wo KI heute schon über Menschen urteilt

Die Integration von KI in unternehmerische Personalentscheidungen ist längst keine Zukunftsvision mehr. In einigen Unternehmen weltweit, darunter auch in Europa, kommt künstliche Intelligenz bei der Bewertung von Mitarbeiterleistungen, Beförderungsvorschlägen und sogar Kündigungen zum Einsatz. In einer Studie der US-amerikanischen Plattform Resume Builder wurden 1.342 Manager über ihren Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Berufsalltag befragt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Mehrheit gab an, Large Language Models (LLM) wie ChatGPT oder Gemini zu nutzen, um große Personalfragen zu beantworten. Während 78 Prozent mithilfe von Sprachmodellen über Gehaltserhöhungen entscheiden, nutzen 77 Prozent LLMs zur Entscheidungsfindung in Sachen Beförderung.

Doch nicht nur bei positiven Entscheidungen kommen KI-Tools zum Einsatz. Wenn es um Kündigungen geht, gaben etwas mehr als 60 Prozent an, KIs zu nutzen. Doch damit nicht genug: Mehr als jeder fünfte Befragte gab an, dass er eine KI ohne menschliche Rückversicherung die endgültige Entscheidung treffen ließ - ein Prozess, der tiefgreifende ethische und rechtliche Implikationen birgt.

Zwischen Effizienz und Entmenschlichung

Die Argumente für den Einsatz von KI im Personalmanagement sind auf den ersten Blick nachvollziehbar, denn datenbasierte Entscheidungen sollen Fairness und Effizienz fördern. Doch die Realität sieht oft anders aus. In der Praxis berichten viele Mitarbeitende von einer Entfremdung im Arbeitsumfeld. Die Kündigung "durch eine KI" wird vielfach als unmenschlich wahrgenommen. Emotionale Aspekte, individuelle Lebenslagen oder teaminterne Dynamiken bleiben bei algorithmischen Bewertungen auf der Strecke. Denn KI kann zwar große Datenmengen verarbeiten, aber weder Kontext noch menschliche Nuancen angemessen bewerten. Fehlerhafte oder voreingenommene Datensätze führen schnell zu diskriminierenden Ergebnissen und das meist ohne transparente Korrekturmöglichkeit.

Die Verantwortung liegt beim Menschen

Die zunehmende Automatisierung von Personalentscheidungen durch KI verlangt nach einer gesellschaftlichen Diskussion. Klare Regeln und Leitlinien scheinen notwendig. Künstliche Intelligenz kann Unternehmen unterstützen, sollte jedoch niemals alleiniger Richter über Schicksale von Menschen sein. Entscheidungen über Kündigungen müssen stets nachvollziehbar, individuell begründbar und menschlich verantwortet bleiben. Es bedarf eines verantwortungsvollen Zusammenspiels von Mensch und Maschine, indem Transparenz über den Einsatz von KI sowie rechtlich verbindliche Schranken für deren Entscheidungsbefugnisse und eine klare Nachverfolgbarkeit von Prozessen gegeben sind.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Stock-Asso / Shutterstock.com

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