Erlebniswirtschaft: Wie Unternehmen durch Erfahrungen Werte schaffen
Grundlagen der Erlebniswirtschaft
Der Begriff "Erlebniswirtschaft" wurde 1998 durch Joseph Pine II und James H. Gilmore in einem Artikel in der Harvard Business Review etabliert. Sie beschrieben einen Wandel in der Wirtschaft, bei dem Erlebnisse als eigenständige ökonomische Angebote auftreten, nach Waren, Dienstleistungen und vor der Transformationswirtschaft.
Zentral ist die Unterscheidung zwischen vier Erlebnisdimensionen: Unterhaltung, Bildung, Eskapismus und Ästhetik. Diese ergeben sich aus zwei Achsen, der aktiven oder passiven Teilnahme sowie der absorbierenden oder immersiven Einbindung des Kunden, wie FourWeekMBA erklärt. Ein Erlebnis entsteht dann, wenn Unternehmen bewusst eine Umgebung gestalten, in der Kunden sich emotional eingebunden fühlen und aktiv oder beobachtend teilnehmen.
Wie Erlebnisse gestaltet werden
Damit Erlebnisse ihre volle Wirkung entfalten, müssen sie nach bestimmten Regeln gestaltet sein. Pine und Gilmore nennen fünf Gestaltungsprinzipien: die Entwicklung eines klaren Themas, die Verwendung positiver Hinweise, das Entfernen störender Elemente, die Integration von Andenken und die Ansprache aller fünf Sinne.
Diese Prinzipien finden sich in vielen erfolgreichen Konzepten wieder. Der Apple Store ist so gestaltet, dass er weniger einem klassischen Laden als einem hochwertigen Aufenthaltsraum gleicht. Kunden sollen sich wohlfühlen, entdecken, lernen und sich erinnern. Ein weiteres Beispiel ist die "Erlebniswelt Wirtschaft" in der Steiermark, wo Produktionsbetriebe ihre Tore für Besucher öffnen und spannende, sinnlich erfahrbare Führungen anbieten. Das Projekt schafft eine Verbindung zwischen industrieller Wertschöpfung und persönlichem Erlebnis und wird laufend weiterentwickelt.
Über das Erlebnis hinaus
Pine und Gilmore gehen davon aus, dass Erlebnisse nicht die höchste Stufe wirtschaftlichen Handelns darstellen. Vielmehr folgt darauf die Transformationswirtschaft, in der Kunden für eine dauerhafte Veränderung bezahlen. In dieser Phase geht es nicht mehr darum, nur etwas zu fühlen, sondern jemand anderes zu werden. Beispiele reichen von Fitnessprogrammen bis zu Caoching-Dienstleistungen - alles, was gezielt die Identität oder das Verhalten der Konsumenten verändert.
Diese Entwicklung birgt Chancen, aber auch Risiken. Denn während manche Unternehmen authentisch transformative Angebote machen, bleiben andere in reiner Erlebnisinszenierung stecken - oberflächlich und austauschbar. Konsumenten, so kritisieren einige Beobachter, könnten zu Akteuren im Selbstdarstellungsspiel degradiert werden, in dem es mehr um Fotos für soziale Medien als um echte Selbstentwicklung geht.
Redaktion finanzen.net
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