Sparen als stille Rebellion: Was ist eigentlich Revenge Saving?

03.12.2025 22:24:00

Nach der schuldengetriebenen Konsumphase wenden sich nun vor allem junge Menschen einer umgekehrten Form des Protests zu, indem sie rigoros sparen. Was als Gegenbewegung zum ständigen Geldausgeben begann, entwickelt sich zu einem globalen Phänomen.

Der Trend in China als Überlebensstrategie

In China hat sich der Trend zum "Revenge Saving" bereits im Sommer 2024 deutlich manifestiert. Junge Leute, insbesondere die Generation Z, setzen sich bewusst extrem niedrige Ausgabenlimits, wie Wirtschaftsanalytiker Shaun Rein gegenüber CNBC berichtet. Beispielsweise dokumentierte eine Nutzerin auf der Plattform Xiaohongshu unter dem Namen "Little Zhai Zhai" ihren Versuch, die monatlichen Ausgaben auf lediglich 300 chinesische Yuan (etwa 41,28 US-Dollar) zu beschränken. Der hohe Druck, ob durch unsichere Jobs oder steigende Lebenshaltungskosten, ist für viele junge Chinesen vermutlich der Kern dieses Trends: "Sie haben keine andere Wahl, als weniger Geld auszugeben", erklärte Jia Miao, Assistenzprofessorin an der NYU Shanghai, gegenüber CNBC.

Das Phänomen in den USA als finanzielle Vorsorge

In den USA zeichnet sich ein anderes, und doch verwandtes Phänomen ab: "Es gibt Anzeichen dafür, dass die Kunden nicht mehr so viel ausgeben und mehr sparen wollen", erklärte Swati Bhatia, Leiterin des Privatkundengeschäfts und der Transformation bei Santander, gegenüber MarketWatch. Hier folgt das "Revenge Saving" auf Jahre des exzessiven Geldausgebens. Berichten zufolge setzen US-Amerikaner bewusst verstärkt auf Sparen als Reaktion auf anhaltende Inflation, Marktvolatilität und sinkende Zuversicht in das Wirtschaftswachstum. Deshalb kritisieren einige Nutzer der Plattform Reddit die Bezeichnung "Revenge Saving", da es nicht darum gehe, Rache zu nehmen oder dem System eins auszuwischen. Vielmehr handle es sich um ein Misstrauensvotum gegenüber der wirtschaftlichen Prognose.

Auch MarketWatch betont, dass viele Menschen nach Jahren des "Revenge Spending" als Folge der Pandemie wieder das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit entdeckt hätten. Forbes beschreibt dieses Phänomen als oftmals emotional getriebene Reaktion auf Zeiten finanzieller Unsicherheit. Laut einer Verbraucherumfrage von Vanguard planten 71 Prozent der US-Amerikaner, ihr Sparverhalten im Sommer 2025 zu ändern und sich auf einen Notfallgroschen und mehr Flexibilität zu konzentrieren. Um ihr Ziel zu erreichen, kochen sie beispielsweise lieber Zuhause statt auszugehen, wechseln den Mobilfunkanbieter und reduzieren abgeschlossene Abonnements, so MarketWatch.

Zwei Welten, ein Motiv: Sicherheit durch Verzicht

In China ist "Revenge Saving" eine konkrete Rebellion gegen ökonomischen Druck: Extreme Sparziele, soziale Kontrolle und kollektive Motivation dominieren das Verhalten vor allem junger Menschen. In den USA wirkt es hingegen wie ein pragmatischer Gegenpool zur vorangegangenen Konsum-Explosion, getrieben von wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Wunsch nach mehr Kontrolle über die eigene finanzielle Zukunft. Beide Varianten mögen unterschiedliche Gesichter tragen, stehen jedoch für das gleiche Bedürfnis: Sicherheit in einer zunehmend unvorhersehbaren Welt.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Shutterstock / New Africa

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