Google zahlt Milliarden an Samsung - Gemini wird zum Standard-Assistenten
• Gemini ersetzt Bixby auf neuen Samsung-Modellen wie der Galaxy-S25-Serie
• Der Deal umfasst monatliche Zahlungen, Umsatzbeteiligungen und eine Laufzeit von zwei Jahren
• Kartellrechtliche Bedenken wachsen: Google nutzt ähnliche Strategien wie bei der Vormachtstellung der eigenen Suchmaschine
Strategiewechsel bei Samsung: Gemini ersetzt Bixby
Mit der neuesten Galaxy-S25-Serie erfährt die Nutzerführung auf Samsung-Geräten eine grundlegende Veränderung. Der bisherige Standardassistent Bixby wird durch Googles Gemini ersetzt. Durch längeres Drücken der Power-Taste wird künftig nicht mehr Samsungs eigener Dienst, sondern Googles KI gestartet. Wie Bloomberg berichtet, bleibt Bixby zwar auf den Geräten verfügbar, ist jedoch nur noch über die Einstellungen zugänglich und nicht mehr prominent in das System eingebunden.
Gemini bietet erweiterte Funktionen, die über die bisherigen Möglichkeiten von Bixby hinausgehen. Die KI kann kontextbezogene Aufgaben über verschiedene Anwendungen hinweg ausführen. So ist es etwa möglich, Reisedetails zu buchen, Kalendereinträge zu erstellen und E-Mails zu versenden, alles im Rahmen einer einzigen Sprachinteraktion. Die neue Technologie setzt damit Maßstäbe in der praktischen Anwendbarkeit von Sprachassistenten auf mobilen Endgeräten.
Milliardenzahlungen für Standardplatzierung
Hinter der prominenten Einführung von Gemini steht eine umfassende finanzielle Vereinbarung zwischen Google und Samsung. Wie The Verge im Zusammenhang mit einem laufenden US-Kartellverfahren berichtet, zahlt Google dem südkoreanischen Technologiekonzern monatlich hohe Beträge, um Gemini auf Samsung-Geräten als Standard-Assistenten zu platzieren. Der Vertrag umfasst eine Laufzeit von zwei Jahren sowie eine Beteiligung Samsungs an den Umsätzen, die durch den Assistenten generiert werden. Diese Vorgehensweise erinnert an frühere Vereinbarungen Googles zur Sicherung der eigenen Suchmaschine als Standardoption auf Android-Smartphones. Auch in diesem Bereich hatte das Unternehmen bereits Milliardenbeträge an Partnerfirmen gezahlt, um die Marktdominanz zu sichern.
Kartellrechtliche Bedenken und regulatorischer Druck
Die Vereinbarung zwischen Google und Samsung ruft zunehmend regulatorische Kritik hervor. Laut Reuters hatte Google sogar in Erwägung gezogen, mit weiteren Android-Herstellern exklusive Vereinbarungen zu treffen, um Gemini flächendeckend zu etablieren. Wettbewerbshüter sehen hierin den Versuch, ein Monopol im Bereich KI-gestützter Assistenten aufzubauen und mögliche Konkurrenten von vornherein auszuschließen. Im Fokus steht dabei erneut das bereits vielfach kritisierte Geschäftsmodell von Google, das auf Exklusivitätsvereinbarungen und Standardplatzierungen basiert. Bereits im Rahmen eines anderen Kartellverfahrens hatte Richter Amit Mehta Googles Suchmaschinengeschäft als wettbewerbswidrig eingestuft. Sollte sich herausstellen, dass ähnliche Mechanismen im KI-Bereich greifen, wären weitreichende Maßnahmen denkbar - bis hin zu einer Aufspaltung des Konzerns oder dem Verbot entsprechender Absprachen.
Tiefe Integration in Samsungs Ökosystem
Gemini ist nicht nur als eigenständiger Sprachassistent auf den Geräten präsent, sondern auch tief in die Systemarchitektur eingebunden. Wie Heise.de berichtet, interagiert die KI mit einer Vielzahl von Samsung-Anwendungen, darunter der Kalender, die Notiz-App und das Nachrichtenmodul. Diese tiefgreifende Integration ermöglicht es der künstlichen Intelligenz, Aufgaben systemübergreifend zu koordinieren und den Zugriff auf verschiedene Datenquellen effizient zu gestalten.
Ein Fall für die Wettbewerbshüter
Die umfangreiche Vereinbarung zwischen Google und Samsung markiert einen wichtigen Schritt in der strategischen Ausrichtung beider Unternehmen. Während Google den eigenen KI-Assistenten in den Mittelpunkt des Android-Ökosystems rückt, verschafft sich Samsung durch die Kooperation Zugang zu einer leistungsfähigeren Technologie, ohne eigene Entwicklungskapazitäten im Bereich der Sprach-KI weiter ausbauen zu müssen.
Gleichzeitig werfen die bekannten Vertragsdetails grundsätzliche Fragen zur Fairness im digitalen Wettbewerb auf. Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie sehr die Zukunft der KI auch eine Frage der Regulierung ist. Die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten durch Kartellbehörden und Gerichte getroffen werden, dürften daher weit über die Smartphone-Industrie hinaus Signalwirkung entfalten.
Redaktion finanzen.net
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