Wasserstoff und Clean Energy: Von der Vision zur Realität
Der S&P Global Clean Energy Index konnte seit Anfang September sogar den S&P 500 outperformen - institutionelle Anleger betrachten die Energietransformation zunehmend als handfeste Investmentchance.
Im Zentrum steht Wasserstoff als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung. Die Branche hat aus den Jahren 2020 bis 2023 gelernt: Damals wurden weltweit hunderte Gigawatt-Projekte angekündigt, von denen viele nie über das Planungsstadium hinauskamen. Heute dominieren konkrete, finanzierte Infrastrukturprojekte. Deutschland nimmt 2025 die ersten Leitungen seines 9.700 Kilometer langen Wasserstoff-Kernnetzes in Betrieb. China installiert systematisch Produktionskapazitäten mit dem Ziel von 200.000 Tonnen Jahresproduktion. In den USA bleibt die Lage nach dem Regierungswechsel unsicher - zwar wurden Wasserstoff-Steueranreize bis 2027 verlängert, jedoch deutlich gekürzt.
Die Zahlen beeindrucken: Laut BloombergNEF soll die globale Elektrolysekapazität bis 2030 von 1,4 auf 520 Gigawatt steigen. Der Wasserstoffmarkt könnte 2030 bereits 624 Mrd. Dollar erreichen. Treiber sind der explodierende Strombedarf von Rechenzentren - Wasserstoff dient als Backup-Stromquelle und Langzeitspeicher für erneuerbare Energien. Zudem lassen sich energieintensive Industrien wie Stahl praktisch nur mit Wasserstoff dekarbonisieren. Für Anleger bieten ETFs einen diversifizierten Zugang - von fokussierten Wasserstoff-Investments bis zu breit aufgestellten Clean-Energy-Portfolios.
Als größter und kostengünstigster Wasserstoff-ETF bietet der L&G Hydrogen Economy UCITS ETF USD Acc (ISIN IE00BMYDM794 / WKN A2QMAL) mit 419 Mio. Euro Volumen und 0,49 Prozent Gesamtkostenquote (TER) einen ausgewogenen Zugang. 30 Positionen sorgen für eine breite Diversifikation: Bloom Energy (9,7 Prozent), Ballard Power Systems (5,7 Prozent) und Plug Power (5,4 Prozent) führen als Top-Holdings, wobei keine Position mehr als zehn Prozent ausmacht. Die Jahresperformance liegt bei 38 Prozent. Der thesaurierende Charakter und die niedrige TER machen den Fonds attraktiv für langfristige Anleger, die auf Kosteneffizienz Wert legen.
Mit 85 Mio. Euro Volumen und einer TER von 0,55 Prozent bietet der VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF (ISIN IE00BMDH1538 / WKN A2QMWR) einen fokussierten Zugang zur Wasserstoffwirtschaft. 20 Positionen decken die gesamte Wertschöpfungskette ab - von Elektrolyseuren über Industriegase bis zu Brennstoffzellen. Die Konzentration auf wenige, ausgewählte Titel ermöglicht gezielte Investments in Wasserstoff-Pure-Plays. Top-Holdings wie Bloom Energy (21,0 Prozent), Plug Power (10,2 Prozent) und Doosan Fuel Cell (7,8 Prozent) vereinen etablierte Wasserstoffpioniere mit Wachstumsunternehmen. Die Performance überzeugt mit einem Jahresplus von 31 Prozent. Für konzentrierte Wasserstoff-Investments die erste Wahl - allerdings mit entsprechend höherer Volatilität.
Der iShares Global Clean Energy Transition UCITS ETF USD (Dist) (ISIN IE00B1XNHC34 / WKN A0MW0M) repräsentiert mit seinem Auflagedatum 2007 und beachtlichen 2,3 Mrd. Euro Fondsvolumen die Kategorie der bereits etablierten Produkte. Anders als die reinen Wasserstoff-ETFs setzt dieser Fonds auf ein breites Clean-Energy-Spektrum: 99 Holdings umfassen das komplette Universum erneuerbarer Energien. Die größten Positionen spiegeln diese Diversifikation wider - First Solar (8,9 Prozent) für Solarenergie, Vestas Wind Systems (6,5 Prozent) für Windkraft und Iberdrola (5,8 Prozent) als etablierter Versorger. Besonders hervorzuheben: Mit 52 Prozent Versorgeranteil weist dieser ETF defensivere Charakteristika als reine Technologie-Wetten auf Wasserstoff auf. Die Kostenquote von 0,65 Prozent liegt zwar über den Wasserstoff-Konkurrenten, dafür profitieren Anleger von halbjährlichen Dividendenzahlungen mit etwa 1 Prozent Rendite.
Fazit: Die drei ETFs verdeutlichen die Bandbreite, die Anleger beim Thema Energiewende abdecken können. Während VanEck einen fokussierten Wasserstoff-Zugang mit hoher Konzentration bietet und L&G niedrige Kosten mit einer breiteren Wasserstoff-Diversifikation kombiniert, liefert iShares einen etablierten Clean-Energy-Zugang mit Ausschüttungen. Die Volatilität ist in allen drei Fällen hoch, doch die fundamentalen Treiber sprechen für die Branche: staatliche Förderung, Infrastrukturausbau und Dekarbonisierungsdruck.
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