Aumovio-Aktie dennoch im Aufwärtstrend: Autozulieferer kämpft mit schwierigem Markt - Umsatzziel verhaltener
Die im September vom ehemaligen Mutterkonzern Continental abgespaltene Firma geht nun von der unteren Hälfte des bisher anvisierten Umsatzziels für dieses Jahr aus und rechnet demzufolge mit 18 bis 19 Milliarden Euro Erlös, wie das Unternehmen am Freitag in Frankfurt mitteilte. Bei der um Sondereffekte bereinigten Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern bestätigte das Management um Vorstandschef Philipp von Hirschheydt die Pläne, eher am oberen Ende der Bandbreite von 2,5 bis 4,0 Prozent landen zu wollen.
Das operative Ergebnis habe im dritten Quartal die Erwartungen geschlagen, schrieb Analyst Harry Martin vom Analysehaus Bernstein. Am Markt sei bereits mit dem oberen Ende der Prognosebandbreite bei der Marge gerechnet worden. Trotz des schwachen Umfelds für den Umsatz habe Aumovio gute Fortschritte gemacht, schrieb Jefferies-Expertin Vanessa Jeffriess.
Im dritten Quartal sank der Umsatz im Jahresvergleich trotz weltweit anziehender Automobilproduktion um 6,9 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Vor Zinsen, Steuern und Sonderposten verdiente Aumovio 150 Millionen Euro, fast ein Drittel (30 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor.
Aumovio-Chef Philipp von Hirschheydt begründete die Entwicklung im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit Wechselkurs-Effekten und Bereinigungen im Angebot. "Wir sind ein Unternehmen in der Transformation. Wir müssen uns genau anschauen: Worin sind wir gut und wo müssen wir uns verbessern?" Zuletzt hat Aumovio ein Werk für Trommelbremsen in Italien verkauft.
Die operative Marge sackte trotz gesunkener Forschungs- und Entwicklungskosten von 4,5 auf 3,3 Prozent ab. Unter dem Strich stand ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von 19 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 73 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt baut an weltweit über 100 Standorten unter anderem Bremsen, Fahrwerke, Fahrzeugelektronik, Infotainment-Lösungen, Sensoren sowie Komponenten für das assistierte und automatisierte Fahren.
Unternehmen will Vorteile der Eigenständigkeit nutzen
Als eigenständiges Unternehmen könne man Prozesse auf den Automobilbereich zuschneiden und effizienter gestalten, erklärte Hirschheydt. "Wir müssen jetzt Quartal für Quartal zeigen, dass wir besser werden." Auf verhaltenem Niveau werde das globale Autogeschäft im Moment etwas konstanter. China wachse deutlich schneller, während das europäische Marktvolumen weiterhin rückläufig sei. Aumovio schließe aber auch zunehmend mit chinesischen Autoherstellern Verträge ab.
Aumovio-Chef: China hat Nexperia-Chip-Exportverbot aufgehoben
Im Streit um Chips des Autobranchenzulieferers Nexperia zeichnet sich weitere Entspannung ab. China habe Exportverbote für Halbleiter von Nexperia aufgehoben, sagte Philipp von Hirschheydt, Chef des Autozulieferers Aumovio, am Freitag der Nachrichtenagentur Bloomberg. Aumovio habe die Auslieferung von Nexperia-Halbleitern und Komponenten mit solchen Chips wieder aufgenommen, nachdem das Unternehmen in dieser Woche eine Exportlizenz aus Peking erhalten habe, sagte von Hirschheydt. Das chinesische Handelsministerium habe nun an diesem Freitag das breitere Exportverbot aufgehoben, ergänzte er.
Damit zeichnet sich eine Lösung im Streit zwischen den Niederlanden und China ab. Die niederländische Regierung sei bereit, die Kontrolle über Nexperia abzugeben, wenn China wieder den Export wichtiger Elektronikchips erlaube, hatte Bloomberg zuvor unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Bereits am Donnerstagabend hatte die niederländische Regierung mitgeteilt, dass sie mit einer Wiederaufnahme der Lieferung von Nexperia-Chips aus China in den kommenden Tagen rechne.
"Es wird einige Zeit dauern, bis alle Abläufe und Prozesse wieder normal laufen", sagte von Hirschheydt. In den kommenden vier bis sechs Wochen könne es durchaus noch zu Problemen in der Versorgung kommen.
Die Lieferprobleme bei Nexperia entstanden, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma mit Sitz in Nimwegen übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie.
Grund für den Konflikt ist laut den Niederländern Missmanagement der chinesischen Unternehmensführung. Der Eingriff der Regierung bei Nexperia sei keine Maßnahme gegen China, hieß es dazu jüngst.
Für die Aktie von Aumovio geht es im XETRA-Handel zeitweise 7,30 Prozent auf 38,50 Euro nach oben.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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