Gerresheimer-Aktie knickt ein: Prognose- und Dividendensenkung

02.06.2025 19:54:00

Gerresheimer hat mit einer schwächelnden Nachfrage zu kämpfen. Der Spezialist für medizinische Verpackungen hat seinen Ausblick gesenkt.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr will das MDAX-Unternehmen die Dividende auf das Minimum reduzieren.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Gerresheimer nun nur noch mit einem organischen Umsatzwachstum von 1 bis 2 Prozent statt 3 bis 5 Prozent. Die bereinigte EBITDA-Marge wird nun bei 20 Prozent statt 22 Prozent gesehen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie erwartet Gerresheimer nun einen Rückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Bislang hatte der Konzern ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich angepeilt.

Für das zweite Quartal rechnet Gerresheimer mit einem organischen Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich und einer bereinigten EBITDA-Marge von rund 19 Prozent. Zwar werde das zweite Halbjahr stärker erwartet, aber das werde nicht ausreichen, um die ursprüngliche Jahresprognose zu erreichen. Gerresheimer verweist auf eine anhaltende gedämpfte Nachfrage im Kosmetikmarkt sowie auf einen wohl temporären Nachfragerückgang im Bereich Containment-Lösungen für oral einzunehmende flüssige Medikamente.

Für 2024 will Gerresheimer nun die Mindestdividende von 0,04 Euro je Aktie zahlen. Ursprünglich hatte der Konzern eine Dividende von 1,25 Euro vorgeschlagen. Über den neuen Gewinnverwendungsvorschlag soll die Hauptversammlung am Donnerstag abstimmen. Man wolle die finanzielle Flexibilität erhalten, so Gerresheimer.

Die vollständigen Zahlen zum 2. Quartal werden wie geplant am 10. Juli veröffentlicht.

Gerresheimer-Aktie nach Prognosesenkung auf Tief seit 2022

und Kürzung der Dividende ist der Aktienkurs von Gerresheimer am Montag eingebrochen. Die Papiere des Spezialverpackungsherstellers rauschten in der Spitze um mehr fast 26 Prozent in die Tiefe und fanden dann mit 47 Euro erst auf den niedrigsten Stand seit Herbst 2022 etwas Halt. Zum Schluss war das Kursminus dann noch knapp 23 Prozent groß.

Selbst bei einem deutlich stärkeren zweiten Geschäftshalbjahr sei die ursprüngliche Prognose für 2025 nicht mehr erreichbar, hieß es von den Düsseldorfern. Beim bereinigten Gewinn je Aktie avisiert man im Jahresvergleich nun einen prozentual niedrigen zweistelligen Rückgang, anstelle des bisherigen Zuwachses. Die Dividende will Gerresheimer auf das gesetzliche Minimum senken, sie soll daher 4 Cent je Aktie betragen, statt 1,25 Euro ein Jahr zuvor.

"Schon wieder eine Gewinnwarnung", schrieb der JPMorgan-Experte David Adlington in seiner ersten Reaktion. Die DZ Bank nahm die Nachrichten dann auch gleich zum Anlass, die Kaufempfehlung aufzugeben. Analyst Thomas Maul sprach von einem angeschlagenen Investorenvertrauen, das wieder gestärkt werden müsse, um den Fokus wieder auf die positiven Langfristperspektiven zu lenken.

Als vielleicht noch schlimmer als die düstere Prognose bezeichnete es der JPMorgan-Experte Adlington, dass die Dividende praktisch gestrichen worden sei - und das dahinter steckende Signal für die Bilanz. Nun müssten die Anleger wohl hoffen, dass damit der Weg frei ist für ein Gebot von Finanzinvestoren, schrieb er weiter. Im Frühjahr war durchgesickert, dass es Interessenten für eine Übernahme gibt. Für einen möglichen Bieter seien die Nachrichten wiederum hilfreich für eine niedrigere Bewertung.

Gerresheimer steht schon seit Jahren wiederholt im Fokus von Finanzinvestoren. Dabei ging es immer wieder um eine mögliche Aufspaltung des Konzerns. Der Kosmetikbereich produziert etwa Tiegel und Fläschchen für die Kosmetikindustrie, die Pharmasparte bietet komplexere Spezialglas- und Kunststoffverpackungen sowie Systeme für die Verabreichung von Medikamenten an.

In der vergangenen Woche waren die Papiere nach einer abermaligen Kreisemeldung zu einer möglichen Übernahme durch die Finanzinvestoren Warburg Pincus und KPS Capital Partners kurzzeitig hochgesprungen bis auf 66,50 Euro. Letztlich verpuffte aber der Zuwachs schnell wieder.

DZ senkt Gerresheimer auf 'Halten' und fairen Wert auf 50 Euro

Die DZ Bank hat Gerresheimer angesichts gekürzter Jahresziele und der Dividendensenkung auf ein Mindestniveau von "Kaufen" auf "Halten" abgestuft und den fairen Wert von 80 auf 50 Euro gekappt. Um das angeschlagene Investorenvertrauen zu stärken und den Fokus wieder auf die positiven Langfristperspektiven zu lenken, müsse Gerresheimer im zweiten Halbjahr "liefern", schrieb der Analyst Thomas Maul in einer am Montag vorliegenden Studie. Er berücksichtigt nun in seinem Modell neben niedrigerer Schätzungen auch einen höheren Abschlagsfaktor.

DOW JONES / dpa-AFX

Bildquelle: Daniel Gebauer / Gerresheimer AG

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