Immobilien-Schnäppchen: Hier kostet die Häusermiete nur 1 Euro pro Jahr!

22.12.2025 07:24:00

Mitten in Augsburg steht eine Siedlung, die an ein Märchen erinnert. Wer hier lebt, zahlt pro Jahr gerade einmal 88 Cent Kaltmiete. Kein Zahlendreher, kein Scherz - sondern gelebte Geschichte. Die Fuggerei, gegründet im Jahr 1521, ist nicht nur ein architektonisches Denkmal, sondern auch ein funktionierendes soziales Modell, das bis heute Menschen in Not ein Zuhause bietet.

Eine Stadt in der Stadt

Hinter einer dicken Mauer, unweit des Augsburger Doms, liegt ein Ort, der sich aus der Zeit gelöst zu haben scheint. Kopfsteinpflaster, verwinkelte Gassen, grüne Innenhöfe - die Fuggerei wirkt wie ein mittelalterliches Dorf mitten in der Großstadt. Doch hier wird nicht nur Geschichte ausgestellt, hier wird sie gelebt.

Die Siedlung wurde von Jakob Fugger, einem der reichsten Kaufleute seiner Zeit, gestiftet. Sein Ziel war es, bedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, unabhängig von ihrer Herkunft, solange sie katholisch waren und aus Augsburg stammten. Bis heute ist das so geblieben. Laut der offiziellen Website, wohnen derzeit rund 150 Personen in den 67 Häusern der Siedlung. Die Kaltmiete beträgt nach wie vor symbolische 88 Cent im Jahr, ein Betrag, der dem historischen Wert eines rheinischen Guldens entspricht.

Wer dort leben darf

Einfach einziehen kann hier niemand. Die Fuggerei ist kein Sozialbau im klassischen Sinn, sondern folgt einem klaren Regelwerk. Bewerberinnen und Bewerber müssen laut Augsburger Allgemeine katholisch sein, mehrere Jahre in Augsburg gelebt haben und nachweislich in finanzieller Not sein, so wie es bereits vor 500 Jahren in die Stiftungsurkunde festgeschrieben wurde. Die Auswahl ist streng, die Wartelisten sind lang. Doch wer aufgenommen wird, findet nicht nur eine günstige Wohnung, sondern auch ein stabiles Umfeld, das für viele zum sozialen Netz wird, das anderswo fehlt.

Ohne Staat, aber mit Prinzipien

Die Fuggerei wird nicht durch städtische Gelder oder staatliche Subventionen getragen. Sie funktioniert bis heute ausschließlich durch das Vermögen der Fugger’schen Stiftung. Große Waldflächen, Mieteinnahmen und vor allem die touristische Attraktivität sichern den Fortbestand der Anlage. Jährlich kommen laut heute.at über 220.000 Besucher aus aller Welt, um einen Blick in die Siedlung zu werfen.

Wohnen, leben, dazugehören

Die Wohnungen in der Fuggerei sind schlicht, aber gepflegt. Zwei Zimmer, Küche, Bad - oft mit Blick ins Grüne. Zwischen 45 und 60 Quadratmeter groß, genug Platz für Alleinstehende, ältere Menschen oder Paare mit wenig Einkommen. Die Nachbarschaft ist eng verbunden, das Leben ruhig, beinahe dörflich. Viele engagieren sich freiwillig bei der Instandhaltung, andere helfen neu Zugezogenen beim Ankommen. Wie DW.com berichtet, ist die soziale Kontrolle hoch, aber nicht aufdringlich. Wer einmal hier wohnt, bleibt meist lange. Manche Familien leben schon in zweiter oder dritter Generation in der Fuggerei - ein Zeichen dafür, dass das Konzept nicht nur historisch, sondern auch menschlich funktioniert.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle:

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