Novo Nordisk-Aktie erholt sich: Alzheimer-Enttäuschung trifft auf Studienerfolg bei neuem Abnehm-Wirkstoff
• Phase-3-Studien mit Semaglutid erreichen primären Endpunkt nicht
• Aktie fällt nach Bekanntgabe zeitweise um bis zu zehn Prozent
• Novo Nordisk sprach von "Lotterieticket" - Chance auf kurzfristigen Kursschub verpufft
Studien floppen: Semaglutid zeigt keine Wirksamkeit bei Alzheimer
Novo Nordisk hat am Montagmittag die mit Spannung erwarteten Top-Line-Ergebnisse der Phase-3-Programme evoke und evoke+ veröffentlicht. Laut Unternehmensmitteilung bestätigten die Studien nicht die erhoffte Überlegenheit von oralem Semaglutid gegenüber Placebo, was die Progression von Alzheimer betrifft. Wie aus der Erklärung des Konzerns hervorgeht, verbesserten sich zwar bestimmte Alzheimer-Biomarker, doch diese Veränderungen führten nicht zu einer verlangsamten Krankheitsprogression.
Der Chief Scientific Officer Martin Holst Lange betonte, man habe trotz geringer Erfolgschancen die Verantwortung verspürt, das Potenzial zu prüfen. Die Daten basierten auf mehr als 3.800 Studienteilnehmern zwischen 55 und 85 Jahren. Laut CNBC war das Ziel, den kognitiven Abbau der Patienten um mindestens 20 Prozent zu verlangsamen - dieses Kriterium wurde klar verfehlt.
Anleger reagieren sofort - Novo-Aktie bricht ein
Die Reaktion an der Börse folgte unmittelbar. Vor der Veröffentlichung lag die Aktie zeitweise 1,7 Prozent im Plus, fiel dann aber binnen Minuten um bis zu 10 Prozent - und markierte den niedrigsten Stand seit Mitte 2021. Zum Handelsschluss reduzierte sich das Minus jedoch auf 5,8 Prozent, der Schlusskurs lag bei 287,00 DKK.
Am Dienstag zeigte das Papier erste Stabilisierungstendenzen. Zwischenzeitlich legte die Aktie um 4,07 Prozent auf 298,70 DKK zu Die Aktie steht ohnehin schon seit Monaten unter Druck, unter anderem wegen wachsender Konkurrenz und wiederholter Prognosesenkungen, so CNBC. Der Montagsschock verstärkte diesen Trend, da Anleger auf ein mögliches kurzfristiges Upside-Szenario gesetzt hatten.
Analysten von Rückschlag nicht überrascht
Schon im Vorfeld hatten Analysten die Erfolgsaussichten der Alzheimer-Studien als gering eingeschätzt. CNBC verweist auf Einschätzungen von Jefferies, wonach es sich um ein "unwahrscheinliches Ergebnis" gehandelt habe. Das Unternehmen selbst bezeichnete das Projekt als "Lotterieticket". Dennoch hatten einige Investoren darauf gehofft, dass ein positiver Ausgang den stark belasteten Aktienkurs zumindest kurzfristig stützen könnte.
Nach den Ergebnissen ist klar, dass genau dieses Szenario entfällt. Laut CNBC hatte vor allem die Hoffnung auf einen überraschenden Erfolg manche Anleger im Wert gehalten. Ohne diese Option tritt nun stärker in den Vordergrund, dass die Probleme auf dem US-Markt, der zunehmende Preisdruck und der Wettbewerb mit Eli Lilly das Unternehmen weiter fordern.
Starke Konkurrenz und schwierige Marktbedingungen
Während die Alzheimer-Ergebnisse nun offiziell enttäuschen, bleibt Novo Nordisk auch operativ unter Druck. Der Konzern hat seine Prognose in diesem Jahr mehrfach gesenkt. Gründe seien vor allem die wachsende Bedeutung billigerer semaglutidbasierter Generika sowie ein schneller Marktanteilsgewinn des Konkurrenten Eli Lilly.
Die jüngsten Führungswechsel verstärken das Bild eines Unternehmens im Übergang. Der neue CEO Mike Doustdar richtet den Fokus darauf, die Kernbereiche Adipositas und Diabetes zu stärken und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. Die gescheiterte Alzheimer-Studie dürfte diesen Kurs nun weiter beschleunigen.
Studienerfolg mit neuem Abnehm-Wirkstoff
Während die Alzheimer-Daten für Ernüchterung sorgen, gibt es an anderer Stelle einen wichtigen Lichtblick für Novo Nordisk: Das dänische Pharmaunternehmen hat mit einem neuen Medikamentenkandidaten zur Gewichtsreduktion einen Studienerfolg erzielt. Wie der Konzern mitteilte, hat das Medikament Amycretin in einer Phase-2-Studie zu Gewichtsverlust und einer Besserung von Diabetes geführt.
Die Patienten hätten nach einer Behandlung über 36 Wochen bis zu 14,5 Prozent an Gewicht verloren, so Novo Nordisk. Außerdem seien die Blutzuckerwerte deutlich gesunken.
Das Medikament ahmt dasselbe Hormon nach wie das Erfolgsmedikament Wegovy zur Unterdrückung des Appetits, kombiniert es aber mit Amylin, einem Hormon in der Bauchspeicheldrüse, das ebenfalls den Appetit reguliert. In der Studie seien die Wirksamkeit und die Sicherheit von Amycretin als einmal wöchentliche subkutane Injektion und als einmal tägliche orale Einnahme.
"Die Daten bestätigen das potenzielle Best-in-Class-Profil von Amycretin weiter", sagte Martin Holst Lange, Chief Scientific Officer und Executive Vice President für Forschung und Entwicklung bei Novo Nordisk. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben, im nächsten Jahr eine Studie der Phase 3 für Amycretin bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zu beginnen.
Redaktion finanzen.net mit Material von DOW JONES
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