Skimpflation: Warum viele Lebensmittel stillschweigend an Qualität verlieren
Qualität als stille Einsparmaßnahme
Skimpflation beschreibt den schleichenden Qualitätsabbau bei Produkten, ohne dass der Preis sinkt. Die Verbraucherzentrale Hamburg beobachtet diese Entwicklung seit einiger Zeit mit wachsender Sorge. Nach ihren Angaben wurde bis Mitte 2025 bei rund 40 Lebensmitteln eine signifikante Verschlechterung der Rezeptur festgestellt, häufig ohne Hinweis auf der Verpackung. Statt Preiserhöhungen setzen Unternehmen vermehrt auf günstige Ersatzstoffe und verändern stillschweigend die Zusammensetzung ihrer Produkte. Diese Praxis ist besonders effektiv für Unternehmen: Während sie steigende Produktionskosten durch billigere Rohstoffe abfedern, bleibt der Verkaufspreis stabil. Ein attraktives Mittel in wirtschaftlich angespannten Zeiten.
Hersteller setzen auf Verbrauchergewohnheiten
Viele der betroffenen Produkte gehören zum Alltag. Hersteller verlassen sich darauf, dass Konsumenten ihre Lieblingsprodukte wiederholt kaufen, ohne die Etiketten neu zu studieren. Diese "Gewohnheitstreue" macht es möglich, Rezepturen unauffällig zu ändern. "Verbraucher müssen beide Produkte vorliegen haben und auch noch die Zutaten genau vergleichen. Das ist fast unmöglich", erklärte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber ZDFheute.
Beim Orangensaft von Hersteller Eckes-Granini wurde festgestellt: "Waren es vorher 100 Prozent Fruchtsaft, ist es jetzt nur noch Nektar mit 50 Prozent Fruchtsaft. Der Rest wird mit Zuckerwasser aufgefüllt und man verkauft den gestreckten Saft zum gleichen Preis", beschrieb Valet. Doch auch andere Produkte sind betroffen. Laut der Verbraucherzentrale Hamburg wurde beispielsweise bei der Knorr Feinschmecker Zitronen Butter Sauce "der Butteranteil von 25 auf 10 Prozent" reduziert. Stattdessen wird in der Zubereitungsanleitung die Zugabe von fünf Gramm Butter angegeben. Dennoch gibt der Hersteller an, der Butteranteil sei höher als marktüblich. Grund für die Veränderung sei eine Rezepturanpassung. Sogar Teesorten sind betroffen: Die Sorte "Heiße Liebe" von Teekanne besitzt nicht nur weniger Inhalt (Shrinkflation), sondern erhält ihren Geschmack hauptsächlich aus den zugesetzten Aromen (Skimpflation), so die Verbraucherzentrale weiter.
Forderungen nach klarer Kennzeichnung
Die rechtliche Lage erlaubt diese Form der "Qualitätssparmaßnahmen", solange die geänderte Zusammensetzung korrekt deklariert wird. Eine Pflicht zur aktiven Kennzeichnung, beispielsweise durch einen auffälligen Hinweis auf der Verpackung, besteht nicht. Verbraucherschützer fordern daher eine umfassende Regulierung: Rezepturänderungen sollen auf der Vorderseite klar erkennbar und nachvollziehbar gemacht werden.
Doch bis dahin bleibt der Informationsvorsprung auf Seiten der Hersteller. Die Verbraucherzentrale geht von einer sehr hohen Dunkelziffer aus und rät, regelmäßig einen kritischen Blick auf Zutatenlisten zu werfen. Auch kleinere Veränderungen sollten nicht ignoriert und möglichst gemeldet werden, da Verbraucherbeschwerden zur Aufdeckung führen. Geschmack, Konsistenz, Nährwerte oder veränderte Rezepturen beziehungsweise Füllmengen können zusätzlich Hinweise auf eine neue Zusammensetzung geben.
Redaktion finanzen.net
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